Yoga: Schlank, entspannt und sexy
272 Seiten

Ich mache seit ungefähr einem Dreivierteljahr regelmäßig Yoga, allerdings immer nur im Studio unter der Aufsicht und Anleitung von Lehrerinnen. Ich hatte zwischendurch zwar immer wieder Lust auch mal zu Hause zu üben, auch wenn es nur eine halbe Stunde ist, wusste aber nicht so genau, wie ich anfangen oder was ich machen soll. Dann habe ich zufällig dieses Yoga-Buch von Tara Stiles entdeckt und mal geschaut, ob dies eventuell ein guter Einstieg ist. Tara Stiles scheint in Amerika eine ziemliche Berühmtheit zu sein, ich selbst habe ihren Namen auf diesem Buch allerdings zum ersten Mal entdeckt.

Dieses Buch geht los mit ein paar einführenden Worten und Taras persönlichem Hintergrund, wie sie zum Yoga gekommen ist und welche Schwierigkeiten sie zu Beginn hatte. Schön zu wissen, dass ein Profi nicht immer ein Profi war. ;) Sie erzählt, was Yoga für sie bewirkt hat und das verspricht sie auch ihren Lesern. Diese Behauptungen unterfüttert sie nicht nur mit ihrer eigenen Erfahrung, sondern auch mit diversen Ergebnissen aus der Forschung. Die Sprache ist in diesem Buch typisch für Yoga gehalten, wie sie mir in allen Kursen bisher begegnet ist: ein persönliches und intimes “Du”.
Danach geht es gleich weiter zum großen Kapitel der Asanas (Haltungen). Diese sind sortiert in Kategorien: Asanas im Stehen, Sitzen, Liegen etc. und jede Haltung wird durch mindestens ein Bild gezeigt. Dazu gehören einführende Erklärungen (wie kommt man überhaupt in diese Haltung?) und kleine Kommentare (auf was muss man achten, damit die Haltung gesund ausgeführt wird?). Manchmal werden auch einfache Varianten von schwierigen Asanas erklärt, damit Anfänger auch eine Chance haben diese auszuführen, manchmal allerdings auch nicht. Es werden zudem unglaubliche viele Haltungen vorgestellt, aber natürlich auch nicht alle, die Yoga zu bieten hat. Manchmal habe ich mich gefragt, wie denn überhaupt abgegrenzt wurde. Einige Mal wurden immer schwierigere Asanas erklärt (vom Kopfstand über den Unterarmstand zum Handstand), manchmal nur eine leichte Variante einer Haltung (zum Beispiel die Schulterbrücke, aber kein Rad).

Danach folgen dann die 15-minütigen Übungssequenzen. Hier tauchen die Bilder der Haltungen wieder auf und verweisen mit einer Seitenzahl auf die Erklärungen in den Asanas, damit man noch man nachschauen kann, wie es genau funktioniert. Die Sequenzen sind wiederum in Kategorien eingeteilt und hier findet man auch das Versprechen aus dem Titel wieder: Schlank, Entspannung und Sexy. Dazu kommen noch Fitness, Aussehen und Gesundheit. Für jede dieser Kategorien gibt es einige Übungen mit verschiedenen Zielen. Verdauung und Fatburner bei Schlank, gute Haut bei Aussehen, gut Einschlafen bei Entspannung und viele mehr. Den Übungen sind wiederum Erklärungen und Tipps beigegeben: Was bewirken diese Übungen genau, welche Muskelgruppen sprechen sie an? Auch wenn man Yoga schon länger macht, kann man hier viel erfahren. Ich habe aus jeder Kategorie einige Sequenzen ausprobiert und Gefallen an ihnen gefunden. Ob sie nun das bewirken, was Tara verspricht, würde sich sowieso erst nach vielen Wochen zeigen, aber die Übungen an sich fühlen sich gut an. Die Asana-Abfolgen passen gut zusammen, die Übergänge sind dabei logisch und lassen sich flüssig ausführen. Zudem kann man die 15-Minuten-Übungen auch gut und schnell auswendig lernen, denn in vielen Haltungen ist es dann doch eher schwierig ständig wieder ins Buch zu schauen.
Zudem gibt es zu jeder Übung einen “Tipp von Tara”, der noch mal Schwierigkeiten oder Clous einer Übung beleuchtet, aber im Grunde allgemeingültig für Yoga ist. Wenn man mit diesem Buch trainieren will, ist es also nützlich wirklich alle Tipps zu lesen, besonders als Anfänger.

Zwischendrin befinden sich auch immer wieder kleine Erfahrungsberichte von Taras Schülerinnen (ja, tatsächlich nur Frauen, zumindest in diesem Buch). Hier zeigt sich auch sehr deutlich, dass dieses Buch unglaublich Frauen-orientiert ist, obwohl alle Übungen genauso gut an Männer gerichtet sein und diese sie auch genau so ausführen können. (Funfact: Yoga wurde im alten Indien von Männern zu einer Zeit erfunden, in der es Frauen nicht erlaubt war, so was zu praktizieren. Vielleicht trifft man mittlerweile in Yogakursen mehr Frauen, aber besonders in Kursen für Fortgeschrittene sind in meinem Studio manchmal die Männer in der Überzahl.) Diese kleinen Berichte und auch Taras Kommentare fühlen sich oft leider wie übertriebene Lobhudelei auf Yoga an. Zwar sind sie manchmal durch die Forschung belegt, aber etwas weniger aufgesetzt wäre an dieser Stelle vielleicht mehr gewesen. Zudem hätte für mich der Fokus nicht unbedingt auf dem “perfekten Körper” liegen müssen. Häufig geht es um “schlank schlank schlank werden”, wenn es auch einfach nur darum gehen könnte Yoga zu praktizieren. Einfach so. Yoga ist nun auch keine Sportart, mit der man schneller als mit allem anderen abnimmt, oder nur Mittel zum Zweck. Yoga macht den Körper stärker, das kann ich schon mal versprechen.

“Yoga: Schlank, entspannt und sexy” von Tara Stiles ist ein Buch mit einer tollen Atmosphäre, die typisch für Yoga ist und trotz des “ohne spirituellen Schnickschnack”-Versprechens aus dem Klappentext die Philosophie von Yoga gut überträgt. Die einzelnen Haltungen werden deutlich gezeigt und erklärt und die Übungen sind flüssig ausführbar. Anfänger können aus diesem Buch viel über Yoga lernen, sollten jedoch immer im Kopf behalten, dass ein Buch keinen Lehrer ersetzen kann, der Haltungen korrigiert. Deshalb empfehle ich, immer schön vorsichtig zu üben (Yoga sollte ich nicht wehtun! Schmerzen nicht einfach “wegatmen”, sondern dann lieber die Haltung auflösen!). Als Begleitung oder Fortsetzung zu einem Einführungskurs ist dieses Yoga-Buch von Tara Stiles gut geeignet.

Wer hat den schlechtesten Sex?: Eine literarische Stellensuche
240 Seiten

New Adult und romantische Urban Fantasy sind nur einige Beispiele dafür, dass Erotik in der Literatur mittlerweile recht häufig, offen und ohne Scham thematisiert wird. Was ich in Rezensionen oft lese, ist dass die sexy moments ansprechend geschrieben waren — oder manchmal eben auch nicht. In diesem Buch geht es genau um diese schlechten Sex-Stellen, allerdings gar nicht so sehr in den oben genannten Genres. Rainer Moritz untersucht hier Sex-Stellen in Büchern, die primär oft gar eine Beziehung oder Erotik thematisieren, aus dem Genre Belletristik.

Noch bevor es richtig los geht, fängt das Buch mit der Widmung schon ganz witzig an: “Dieses Buch wollte niemand gewidmet bekommen.” Irgendwie verständlich. Danach geht es weiter, indem Rainer Moritz die verschiedensten Sex-Stellen in Kategorien einteilt. Von komplett übersprungenen Szenen à la “Am nächsten Morgen…” geht es über tierische und botanische Vergleiche hin zu ekligem oder grenzüberschreitendem Sex. Für jede Kategorie findet und zitiert er passende Stellen von verschiedensten Autoren der Gegenwartsliteratur, beispielsweise Lukas Bärfuss, Julia Franck, Hanns-Josef Ortheil oder Philip Roth, sogar E.L. James darf ein Mal zu Wort kommen, wird aber recht schnell abgewürgt. Und diese Sex-Szenen haben es oft wirklich in sich: Viele sind einfach nur so komisch, dass ich losprusten musste; bei anderen habe ich das Buch eher ganz weit von mir weggehalten, weil die Stelle so aberwitzig, eklig oder peinlich war; die meisten Stellen waren einfach nur klischeehaft. Rainer Moritz hat hier nicht nur zahlreiche Beweise für schlecht geschriebene Sex-Stellen zusammengesucht, nein, er selbst watscht diese mit seinen Kommentaren dazu auch noch ordentlich ab, nimmt die Sätze auseinander und hinterfragt jedes Wort, insbesondere die sehr häufig vorkommenden Vergleiche mit der Tier- und Pflanzenwelt, mit verschiedenen Speisen oder gar Kunst.

“Wer hat den schlechtesten Sex?” ist zwar ein Sachbuch, Rainer Moritz bemüht sich allerdings dennoch humorvoll und locker-flockig zu schreiben. Das Buch kommt auch keinesfalls trocken daher, aber Humor ist nun mal Geschmacksache. So hatte ich bei einigen Formulierungen den Eindruck, dass er sich fast an die peinliche Ausdrucksweise der zitierten Autoren angepasst hat, was bei der Menge an Material und der vielen Zeit, die er damit zugebracht haben muss, vielleicht kein Wunder ist. Formulierungen wie “Löwinnen auf der schwäbischen Alb, die die Rammeldefizite ihres nicht mehr ganz jungen Partners im Schwanzumdrehen therapieren” musste ich allerdings eher die Augen verdrehen. Nichtsdestotrotz bietet diese literarische Stellensuche vergnügliche Lesemomente mit viel Lachen, Schmunzeln und Fremdschämen.

“Wer schreibt den schlechtesten Sex?” sollte hier vielmehr die Frage sein, auf die Rainer Moritz auch die Antwort gibt: Viele, wenn nicht gar sehr viele Autoren. Sobald Sex-Szenen anstehen, scheinen viele Autoren plötzlich ungeschickt zu werden, verwenden klischeebesetzte Wendungen, und wenn sie sich doch mal etwas neues einfallen lassen, ist das oft unfassbar peinlich und unpassend. Ein Buch, dass ich allen empfehle, die sich einen Spaß aus all diesen schlechten Sex-Stellen machen wollen, die so gesammelt natürlich noch mal umso schlimmer wirken.

Ein Jahr in Neuseeland: Reise in den Alltag
192 Seiten

Ein Jahr in Neuseeland ist mein zweites Buch aus der „Ein Jahr in…“-Reihe und es hat mir wirklich gut gefallen. Genau so wie es sein soll, bekommt man beim Lesen richtig Lust, das alles auch mal in echt zu erleben. Dabei muss ich zugeben, dass das bei Neuseeland auch wirklich nicht schwierig ist, denn fast jeder kennt die Landschaften doch mindestens seit den Herr der Ringe-Filmen. Doch ich war natürlich nicht nur an endlosen grünen Weiten interessiert, sondern auch an der Atmosphäre im Land und an der Einstellung der Menschen dort. Die tolle Landschaft und die relaxte Art der Einwohner waren es auch, die die Autorin dazu bewogen hat mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Zwillingen dorthin zu ziehen.

Ein Vorteil an diesem Bericht aus dem Alltag ist auf jeden Fall, dass die Familie während dieses einen Jahres an mehreren Orten gelebt hat: in Wellington, der Hauptstadt, und in Auckland, in zwei ganz unterschiedlichen Städten also. So kann Anja Schönborn sowieso schon von ganz unterschiedlichen Eindrücken berichten. Wellington ist eher ein kleines Städtchen und ich hatte beim Lesen immer den Eindruck, als wäre es eher ein Dorf. Auckland dagegen war riesig und die Impressionen dabei nicht immer positiv. Ich finde es sowieso viel interessanter, wenn nicht ständig alles perfekt ist.

Hirnrissig: Die 20,5 größten Neuromythen – und wie unser Gehirn wirklich tickt
272 Seiten

“Ein provokantes, ein augenöffnendes Buch.” So wirbt der eigene Klappentext für dieses populärwissenschaftliche Buch. Was es auf jeden Fall ist: augenöffnend. Was es für mich nicht so sehr war: provokant. Doch das soll nun nicht negativ klingen, denn das Buch ist mehr als provokant: ehrlich, systematisch und vor allem - begründet. Mythen rund ums Gehirn werden zwar mit einem gewitzten, provokanten Stil behandelt und der Autor lässt den ein oder anderen witzigen Vergleich aus dem Alltag oder aus der Promiwelt mit einfließen, doch das Buch bleibt stets wissenschaftlich.

Hinrissig war mein erstes populärwissenschaftliches Buch. Vorher war ich mir nie wirklich sicher, ob dieses Genre etwas für mich sein könnte. Doch nun, da ich es endlich ausprobiert habe, kann ich sagen: Ja, das ist was für mich. Der Humor ist vielleicht nicht an jeder Stelle passend für jeden, doch oft werden auch humorvolle Vergleiche aus dem Alltag benutzt, um Vorgänge im Gehirn anschaulich zu machen. Diese gut ausgewählten Vergleiche haben an allen Stellen wirklich super geholfen und sehr zum Verständnis beigetragen.
Die Mythen an sich werden auch toll und sinnvoll aufgearbeitet. Zuerst wird der Mythos vorgestellt und dann erst mal geklärt, woher er kommen könnte, ob er denn eventuell eine wissenschaftliche Grundlage hat. Dann wird auch nicht davor zurückgescheut zu sagen: Ja, an dem grundsätzlichen Mythos ist was dran, aber was daraus gemacht wurde, ist falsch bzw. kann aus den Untersuchungen so nicht einfach gefolgert werden. Und das trifft tatsächlich auf fast alle gängigen Mythen über das Gehirn zu: Grundsätzlich sind Ergebnisse aus der Forschung vorhanden, diese werden dann aber von aufmerksamkeitsheischenden Wissenschaftlern, Journalisten oder sonstigen Laien komplett falsch oder viel zu weit interpretiert und verbreitet. Henning Beck hingegen erklärt in diesem Buch, was diese Forschungsergebnisse tatsächlich aussagen.

Trotz der locker-leichten Lesbarkeit ist dieses Buch natürlich kein Buch für Zwischendurch. Man braucht Konzentration, man muss aufpassen. Erkenntnisse aus dem ersten Kapitel kann man auch im zwölften Kapitel noch gut gebrauchen. Henning Beck hilft dem Leser allerdings immer zusammenfassend weiter, verweist auf diesen und jenen Bereich des Gehirns, den der Leser vorher schon näher kennengelernt hat. Da bleiben Wiederholungen natürlich nicht aus, aber diese bleiben stets kurz und knackig und helfen an der richtigen Stelle. Einige humorvolle Einschübe oder Witze wirken zwar noch so, als seien sie direkt aus dem Science Slam (in dem der Autor deutscher Meister 2012 wurde) übernommen. Dort wirken sie wahrscheinlich viel besser, gedruckt wirken sie teilweise eher hölzern. Dennoch tragen sie dazu bei, dass der Text aufgelockert wird.

Hirnrissig kann ich jedem empfehlen, der endlich mal wissen möchte, was es mit unserem Gehirn wirklich auf sich hat. Es ist zu gleichen Teilen wissenschaftlich und humorvoll geschrieben, immer locker-flockig und doch fordert es die kleinen grauen Zellen (was es mit den kleinen Dingern auf sich hat, wird hier auch geklärt).