15 Geschichten über Abtreibung sind Fiktion, Utopie, Rückschau, Bestandsaufnahme, erschreckende Fakten und ganz persönliche Geschichten. Ist keine Anklage und keine Rechtfertigung, hat einen ganz bunten Umschlag weil auch innen drin nichts schwarz-weiß ist.
alle scheinen begeistert von diesem schmalen buch, bei dem mich das vorangestellte zitat begeistert hat, dass es drei Arten von Menschen gibt: die Lebenden, die Toten und die Seefahrer. Dass mich dann aber nie wirklich gefangen nehmen konnte, mit einer artifiziell gespenstischen Erzählweise.
Sehr faktenreich, sehr detaillierte wichtige Überlegungen zur Bedeutung und zum Umgang mit Zeit. Dass Zeit politisch ist!
Eine kompositorisch und überhaupt überzeugende Zusammenstellung von Lebenswelt und Arbeitswelt, von Kindheit und Aufwachsen, von Berufswelt der Eltern und Prägung der Kinder, von Aufbruch und Ablösung, von Dankbarkeit und Trauer, von Zeitgeschichte und Ausdrucksvermögen.
Surreal und poetisch wie das Kind das in der Polenta kocht, traurig und tragischkomisch. Tod und Sterben und Liebe und Verwandschaft. Und einfach Aglaja!
nichtssagende gedichte mit viel innerlichkeit und wenig aussagekraft.
Vermutlich lag es nicht am Buch, es war schlicht die falsche Zeit.
Sofort dieser Sound. Der mich gefangen nimmt, den ich noch nicht wirklich beschreiben kann. Der einen Sog entwickelt, der gleichzeitig klingt, als käme er aus großer Ferne. Großartig waren für mich all die persönlichen Essays zur Angst. Die habe ich mir kopiert, diese Texte wollte ich nicht einfach zurückstellen in das Regal einer öffentlichen Bibliothek. Weniger gut haben mir dann all die Texte zur Zeit der Pandemie gefallen, vielleicht weil ich das alles schon zu häufig gelesen habe, vielleicht weil ich mich gar nicht so gerne erinnern möchte an diese Zeit, wer weiß, allerdings habe ich auch das Gefühl, es ist dort das Schreiben von Kerstin Preiwuß einfach viel allgemeiner, weniger persönlich und das ist ja sehr legetim und vielen Kritiker:innen hat genau das ja gefallen. Jedenfalls holt sie mich dann wieder zurück als es um die Sozialisation in der DDR geht und um das Empfinden der Wendezeit als noch sehr junges Kind, sie war neun Jahre alt als „die Mauer fiel“. Als Fazit für mich bleibt: da schreibt eine sehr mutig über die Angst.
Wahnsinnig gute Gedichte. Der Mann ist unglaublich gut. Wenn ich solche Zeilen lese: "für mich ist sterben wie aus einem/ leeren Zimmer in ein anderes gehen und / einen Luftzug erzeugen, der die Steckdosen herausreißt" will ich alles, was ich jemals geschrieben habe wegwerfen. "und weißt du, manchmal kommt es mir als stürben die Menschen in Wirklichkeit daran, daß ihnen einfach das Herz stehenbleibt vor Liebe zu dieser merkwürdigen, phantastischen Welt."
Dieses Buch ist so mutig, so wahr, tief empfunden und fesselnd, steht auf dem Cover und eigentlich schrecken mich solche Anreihungen von Großartigkeit eher ab, aber dieses Mal muss ich nach wenigen Seiten zugeben, der Mann, der das behauptet, es ist kein Geringerer als Irvin D. Yalom, hat Recht. Lori Gottlieb kann verdammt gut schreiben und sie hat etwas zu sagen. Ich konnte kaum aufhören zu lesen, fühlte mich unterhalten und dann ertappt, habe ganz viel verstanden und manchmal sogar mich selbst.
Das Erschreckendste an diesem Buch ist vielleicht die Tatsache, dass nahezu nichts veraltet ist, dass die Themen, die Novak aufgreift, und sie greift immer wieder auf sehr persönliche und direkt berührende Art politische Themen auf, nach einem halben Jahrhundert immer noch so aktuell sind wie damals. Was mir besonders auffällt, weil mir gerade eine neue Generation von Müttern begegnet, die sich ihrer Wut nicht nur stellt, sondern sie annimmt, sie in kreative Energie umwandelt, ist die Tatsache, wie viel Wut auch in Novaks Gedichten steckt, die ich weniger vor dem tragischen Hintergrund ihrer Lebensgeschichte gelesen habe, sondern eher als etwas nahezu Universelles, die Aufgabe der Poesie immer wieder gegen Ungerechtigkeiten anzukämpfen, indem sie sie in Form bringt, indem sie sie in Schönheit verkleidet, in Reime und Geschichten, so dass sie nicht immer sofort erkannt wird und sich dann umso tiefer eingräbt in das Bewusstsein derjenigen, die lesen. Exemplarisch vielleicht diese Zeilen aus dem Gedicht „wie diesen Regen überleben“ „wie die Lehren aus der Geschichte die schwarzen Zähne überle- ben gezogen und verfault oder umgekehrt wie Abreise und Rückfahrt überleben und deren Wiederholbarkeit wie die Him- melsangst überleben im letzten Augenblick und kurz vor Tores- schluß aus Müdigkeit einfach zu bleiben?“
Freudenberg ist nicht nur jung und hat Schwierigkeiten erwachsen zu werden, er spricht auch nicht gerne, vielleicht ist die Sprache, jedenfalls seine eigene gesprochene Sprache so etwas wie sein Feind. Jedenfalls erscheint ihm das Unverständnis einer fremden Sprache als Schlüssel zum Paradies: „Vermutlich redeten all diese Menschen hier den gleichen Unsinn, den gleichen Schrott wie alle Deutschen an irgendwelchen anderen Stränden, dachte Freudenberg, doch man verstand sie nicht, verstand kein einziges Wort, das war der entscheidende Vorteil. Das war der Eingang zum Paradies.“ Dabei fließt die Sprache so schön ruhig und bildreich dahin, kleine Fische sind so groß wie Neugeborenenhände und ich folge als Leserin bereitwillig in Freudenbergs Gedankenwelt, die ziemlich speziell ist. Da gibt es Schuhe, die an den Füßen ihres Trägers feststecken. Während Freudenberg Teile von sich selbst abspaltet und getrennt von sich betrachtet, wie er die Person, die er sein soll auflöst in Einzelteile: „Hatte es sich denn je wirklich um ihn gekümmert, sein beschissenes Nervensystem? Auch wenn es jetzt zusammen mit ihm hier oben stand, lebendig wie er selbst, hatte dieses verlogene, lemminghafte Ding nicht eigentlich schon immer versucht, ihn zu erledigen?“ Das ist alles sehr gut zu lesen, trotzdem verliert mich Elze irgendwann und selbst das überraschende und doch stimmige Twist am Ende lässt mich das nicht vergessen.
vielleicht sollte man nicht so viele dieser Auszugsbände hintereinander lesen, aber vielleicht ist es auch tatsächlich der schwächste von denen, die ich bislang gelesen habe. Trotzdem ein Zitat: „Darum verholzen so viele Menschen im reifen Alter, sie schauen zurück und klammern sich an die Vergangenheit mit geheimer Todesfurcht im Herzen. Sie entziehen sich dem Lebensprozeß wenigstens psychologisch und bleiben darum als Erinnerungssalzsäulen stehen, die sich zwar noch lebhaft an ihre Jugendzeit zurückerinnern, aber kein lebendiges Verhältnis zur Gegenwart finden können. Von der Lebensmitte an bleibt nur der lebendig, der mit dem Leben sterben will. Denn das, was in der geheimen Stunde des Lebensmittags geschieht, ist die Umkehr der Parabel, die Geburt des Todes.“ „In Irrenanstalten ist es eine wohlbekannte Tatsache, dass Patienten, die an Angst leiden, weit gefährlicher sind, als solche, die von Zorn oder Haß getrieben sind.“ „Alle Kultur ist Erweiterung unseres Bewusstseins.“
In dieser Sammlung von Texten und Zitaten C.G. Jungs geht es in erster Linie darum, anzuerkennen, dass es weder das rein Gute noch das nur Böse gibt, dass alles im Leben und ganz besonders die menschliche Psyche an sich, sich zwischen diesen Gegensätzen bewegt.
Ganz anders als die vorherigen Bände. Wilder irgendwie. Zärtlich, traurig, voller Vergänglichkeit, wie immer, aber da ist noch etwas anderes, und etwas sehr experimentelles.