Freudenberg
176 Seiten

Freudenberg ist nicht nur jung und hat Schwierigkeiten erwachsen zu werden, er spricht auch nicht gerne, vielleicht ist die Sprache, jedenfalls seine eigene gesprochene Sprache so etwas wie sein Feind. Jedenfalls erscheint ihm das Unverständnis einer fremden Sprache als Schlüssel zum Paradies: „Vermutlich redeten all diese Menschen hier den gleichen Unsinn, den gleichen Schrott wie alle Deutschen an irgendwelchen anderen Stränden, dachte Freudenberg, doch man verstand sie nicht, verstand kein einziges Wort, das war der entscheidende Vorteil. Das war der Eingang zum Paradies.“ Dabei fließt die Sprache so schön ruhig und bildreich dahin, kleine Fische sind so groß wie Neugeborenenhände und ich folge als Leserin bereitwillig in Freudenbergs Gedankenwelt, die ziemlich speziell ist. Da gibt es Schuhe, die an den Füßen ihres Trägers feststecken. Während Freudenberg Teile von sich selbst abspaltet und getrennt von sich betrachtet, wie er die Person, die er sein soll auflöst in Einzelteile: „Hatte es sich denn je wirklich um ihn gekümmert, sein beschissenes Nervensystem? Auch wenn es jetzt zusammen mit ihm hier oben stand, lebendig wie er selbst, hatte dieses verlogene, lemminghafte Ding nicht eigentlich schon immer versucht, ihn zu erledigen?“ Das ist alles sehr gut zu lesen, trotzdem verliert mich Elze irgendwann und selbst das überraschende und doch stimmige Twist am Ende lässt mich das nicht vergessen.