Sombrero Fallout
224 Seiten

Mein zweites Richard Brautigan Buch, aber sicher nicht das letzte. Sombrero Fallout hat mich jetzt zwar nicht so umgehauen wie sein The Hawkline Monster, aber das ist auch eines meiner absoluten Lieblinbgsbücher und die Latte hängt da schon sehr hoch. Dennoch hat mich der Schreibstil wieder gepackt: Viel Aussagekraft in kurzen Kapiteln, die kaum drei Seiten lang sind. Das auf einem derart hohen Level zu beherrschen ist schon eine Kunst. Thematisch wirkt das "Japanese Novel" herrlich überdreht, wenig japanisch, dafür oft tragisch, aber immer mit schwarzem Humor erzählt. Sombrero Fallout fällt in die Art Medien, wo man sich am Ende fragt, was das sollte, es dann aber wahrscheinlich tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Mag ich.

Dead Lions
325 Seiten

Auch Buch Zwei der Jackson Lamb Reihe hat mir wieder sehr gut gefallen. Thematisch geht es mit russischen Agenten und Oligarchen in eine etwas klassischere Spionagerichtung, die aber nicht weniger spannend erzählt wird. Der Prolog ist direkt ein toller Einstieg. Die Ermittlungsarbeit der Slow Horses wieder ein schönes Wechselspiel zwischen Zusammenarbeit und Misstrauen und Jackson Lambs negative Grundhaltung einmal mehr erstklassig unterhaltend. Mein Lieblingssatz ist der letzte im Buch und ihn hier als Zitat aufzuführen wäre leider ein doofer Spoiler.

Ich freue mich auf Buch Drei.

Slow Horses
336 Seiten

Die Serie zu diesen Büchern gehört mit zum Besten, was wir in den letzten Jahren gesehen haben. Kein Wunder, dass meine Frau irgendwann anfing auch die Bücher zu lesen. Und mir damit in den Ohren lag es ihr doch gleich zu tun. Ich gab nach, ließ alles stehen und liegen (in diesem Fall den großartigen Richard Brautigan, auweia) und fing den ersten Teil der Reihe an. Mit dem Ergebnis, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Verdammt, ist das gut. Das London Spy Drama um die Enfants terribles des englischen Geheimdienstes im Exil eines heruntergekommen Büros, die in einen Entführungsfall verwickelt werden, ist wahnsinnig gut geschrieben. Der kaputte aber unter der Fassade noch geniale Jackson Lamb ist mein Lieblingsarschloch mit den besten Motivationsreden. Die erste Staffel der TV-Serie ist überraschend nah dran an diesem Buch, um nicht zu sagen nahezu identisch. Ab Buch Zwei driftet es laut meiner Frau immer weiter auseinander. Ich bin gespannt und mache direkt dort weiter.

Lieblingszitat:

All entrances and exits from Slough House came via a backyard with mildewed, slimy walls, and everyone who came in made a large, unfriendly noise doing so, because the door stuck and - like most of the people using it - needed a good kicking.

Wiseguy
304 Seiten

Wow. Ich weiß nicht ob ich jemals ein Buch gelesen habe, dessen Verfilmung sich derart dicht an das Originalmaterial hält. Verrückt, aber alles an Scorseses Goodfellas steht beinahe eins zu eins genauso in Pileggis Buch. Und die kleine Handvoll Details, die es nicht in den Film geschafft haben, sind trotzdem noch lesenswert. Denn oft sind sie haarsträubend krass und unterstreichen noch, welche Narrenfreiheit Henry Hill und seine Gangsterkollegen in dieser Zeit hatten. Toller Film, tolles Buch.

The War of the Worlds
130 Seiten

Interessant, dass ich nie das Original gelesen habe und das, was am ehesten rankam, die TV Serie "Die dreibeinigen Herrscher" war. Dieser Umstand ist jetzt korrigiert. Hat mir gut gefallen. Ich habe jetzt Lust auf die Serie mit Gabriel Byrne, die es passender Weise bei Disney+ gibt.

The Destroyer of Worlds
320 Seiten

Wieder ganz großartig. Die Idee, Elemente aus Lovecrafts Quellmaterial zu nehmen und damit eine Geschichte mit Protagonisten zu schreiben, die direkt von Rassismus betroffen sind, ist nach wie vor ein schrecklicher Geniestreich und für mich der beste Beitrag zur berechtigten Lovecraft Kritik. Es wird Zeit, dass Matt Ruff mal was über eine Gruppe transgender Zauberlehrlinge schreibt.

Tokyo Express
175 Seiten

Dass die Züge in Tokyo scheinbar so pünktlich fahren, dass Zeugenaussagen völlig selbstverständlich minutengenau mit gedruckten Fahrplänen untermauert oder ausgehebelt werden können, macht besonders viel Eindruck, wenn das Buch an einer deutschen Haltestelle gehört wird, wo mal wieder weit und breit keine Spur von der seit zehn Minuten angekündigten Bahn zu sehen ist.

In den ersten Kapiteln musste ich mich noch an die Monotonie der Sätze und des Protagonisten gewöhnen, der Tag Ein und Tag Aus nur seinen Fall im Kopf hat. Aber irgendwie hat es dann Klick gemacht. Gibt es das Wort Japanoir schon? Wenn nicht, erklärt es das hier wohl ganz gut. Es liest und hört sich einfach so schwarzweiß verraucht.