Die Serie zu diesen Büchern gehört mit zum Besten, was wir in den letzten Jahren gesehen haben. Kein Wunder, dass meine Frau irgendwann anfing auch die Bücher zu lesen. Und mir damit in den Ohren lag es ihr doch gleich zu tun. Ich gab nach, ließ alles stehen und liegen (in diesem Fall den großartigen Richard Brautigan, auweia) und fing den ersten Teil der Reihe an. Mit dem Ergebnis, dass ich nicht mehr aufhören konnte. Verdammt, ist das gut. Das London Spy Drama um die Enfants terribles des englischen Geheimdienstes im Exil eines heruntergekommen Büros, die in einen Entführungsfall verwickelt werden, ist wahnsinnig gut geschrieben. Der kaputte aber unter der Fassade noch geniale Jackson Lamb ist mein Lieblingsarschloch mit den besten Motivationsreden. Die erste Staffel der TV-Serie ist überraschend nah dran an diesem Buch, um nicht zu sagen nahezu identisch. Ab Buch Zwei driftet es laut meiner Frau immer weiter auseinander. Ich bin gespannt und mache direkt dort weiter.

Lieblingszitat:

All entrances and exits from Slough House came via a backyard with mildewed, slimy walls, and everyone who came in made a large, unfriendly noise doing so, because the door stuck and - like most of the people using it - needed a good kicking.

Jackson Lamb ist Leiter des Slough House, ein Ort für ausrangierte Agenten, den "Slow Horses", vom MI5 ausrangiert. Als ein junger Student pakistanischer Herkunft entführt wird, überschlagen sich die Ereignisse und die Slow Horses sind plötzlich die Stars eines Komplotts. Konnte mich nicht gut auf die Story einlassen, weil ich 1. müde und 2. unkonzentriert war und die fehlenden Kapitelüberschriften ihr übriges getan haben, aber insgesamt waren die Geschichte und die Charaktere ganz cool. Ich werd den anderen Bänden wohl auch noch eine Chance geben.

Glücklicherweise vor einigen Wochen bei Dussmann mitgenommen, weil es eine Prize Winner-Markierung am Regal hatte. Ich verstehe nicht ganz, wie ich nicht schon früher auf die Idee kam, eine Spionage-Geschichte könnte mir gefallen. Slow Horses ist exakt das, was ich mir von einem Roman über Spione erhoffen würde. Hoffentlich lese ich schon bald den nächsten Teil!

Der MI5 ist sicher den Meisten hinlänglich bekannt - DER britische Inlands-Geheimdienst. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass in Misskredit geratene AgentInnen, sogenannte Slow Horses, nach Slough House versetzt werden, um dort bis zum Ende ihrer Tage deprimierende Hilfsarbeiten für ihre erfolgreichen KollegInnen in Regent's Park, der Zentrale, zu erledigen. Sie sind ein heterogener Haufen Individualisten, die nur wenig gemeinsam haben: einen Fehler, den jede/r gemacht hat; den Arbeitsort, an den sie verbannt wurden; und das Hadern mit ihrem Schicksal. Als eine Geheimdienstaktion der Zentrale aus dem Ruder zu laufen scheint, ist jedoch ihre Unterstützung gefragt - allerdings anders als gedacht.
Wie bei Spionageromanen zu erwarten, ist nichts so wie es scheint. Dies gilt auch für den Auftakt dieser Serie, die in Großbritannien bereits 2010 erschienen ist. Die Entführung eines britischen Bürgers, der geköpft werden soll, scheint klar von der islamistischen Szene auszugehen. Doch dieser Bürger heißt Hassan und es sind die Rechten, die hier vor laufender Kamera ein Exempel statuieren wollen. Geschickt spielt der Autor mit den Erwartungen der Lesenden und immer, wenn man sicher zu sein scheint zu wissen, wie was warum und weshalb geschieht und geschehen wird - passiert doch etwas völlig anderes.
Die Geschichte ist nicht nur voller verblüffender und spannender Wendungen, sondern überrascht zudem mit einem herrlich subtilem Humor, wie beispielsweise die Beschreibung, wie ein bestimmter Sitzplatz für geheime Besprechungen frei gehalten wird: "Freigehalten wurde sie durch einen ekelhaft aussehenden Flecken Vogelscheiße, der praktisch die gesamte Sitzfläche verschmierte; widerwärtiger Dreck, der garantierte, dass sich selbst der müdeste Tourist ein anderes Plätzchen zum Ausruhen suchte. Dabei handelte es sich bei dem Fleck in Wirklichkeit um einen gut angebrachten Farbklecks aus Kunststoff." Und tatsächlich scheint es beim MI5 neben solch profanen Dingen mehr um die eigenen Befindlichkeiten zu gehen als um die Sicherheit des Landes.
Ein wirklich gelungener Auftakt, der durch die schnellen Szenenwechsel ein aufmerksames Lesen erfordet; mit seinen nicht alltäglichen ProtagonistInnen aber auf jeden Fall Lust auf die weiteren Folgen der Reihe macht.

Kaum zu glauben, aber der Autor hat es tatsächlich geschafft das ausgelaugte Agententhriller Genre neu aufleben zu lassen: Tatsächlich ein spannender Fall und lauter perfekt ausgearbeitete Charaktere -was meint, dass sie selbst eben nicht perfekt sind- die alle ihre eigene Geschichte zu bieten haben. Die Dialoge sind von einem trockenen, englischen Humor getragen der dem Ganzen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen auf der Hochzeitstorte auf dem Tischleindeckdich aufsetzt. Diogenes hat mich ein weiteres mal nicht enttäuscht. :)