Nach den Ereignissen in "King of Scars" müssen Nikolai, Nina und Zoya neue Probleme überwinden. Nikolais Legitimität als Zar wird angezweifelt und ein Krieg mit den Fjerdan und den Shu scheint unausweichlich, wenn er nicht die richtigen Entscheidungen trifft. Zoya unterstützt ihn dabei, kämpft aber auch mit ihren Gefühlen für Nikolai, die angesichts seiner kommenden Heirat mit der Shu-Prinzessin zum Scheitern verurteilt sind. Nina derweil versucht zusammen mit Hanne, dem Prinz von Fjerdan nahe zu kommen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen und so endlich Frieden für die Grisha zu bringen, wobei sowohl Nina als auch Hanne aufpassen müssen, dass ihre eigenen Geheimnisse nicht herauskommen. Und dann gibt es da noch den Dunklen, dessen Rückkehr alles niederzumähen droht, was die Charaktere bisher aufgebaut haben ...
Obwohl sich diese Duologie um Nikolai dreht, war seine Geschichte "nur" die Zweitinteressanteste für mich. Ninas Geschichte und Probleme haben mich hier mehr gefesselt und ich habe mich immer am meisten gefreut, ihre Kapitel zu lesen. Nikolais Geschichte war wie gesagt am zweitinteressantesten, während die übrigen Sichtweisen - hauptsächlich Mayu und der Mönch, die in der zweiten Hälfte zur Sprache kommen, aber teils auch Zoya - mich nicht ganz so sehr packten.
Was das Ende betrifft, gefielen mir die Enden für Nina und Nikolai sehr gut, aber Zoya erhielt meiner Meinung nach zu viele positive Attribute - am Ende hätte sie genauso gut eine Superheldin sein können, so übermäßig mächtig kam sie mir vor. Das Ende an sich lässt zudem Raum für mehr; es ist relativ klar, dass es danach noch weitergehen wird. Worauf ich mich persönlich freue, weil ich gerade im Bezug auf Ninas Storyline darauf brenne, zu erfahren, wie sie mit ihrer neuen Situation umgeht.
Insgesamt ein guter Abschluss der Nikolai-Duologie, der zwar ein paar Macken hat, aber Lust auf mehr macht. Meine einzige Sorge besteht darin, dass Leigh Bardugo zu viel Vorwissen verlangen könnte - bereits für diesen Roman ist es zwingend notwendig, neben "King of Scars" die Alina-Trilogie und die Krähen-Duologie zu lesen, weshalb ich hoffe, dass sie es schafft, eine Fortsetzung auch für Neulinge verständlich zu machen.
"Das Leben der Heiligen" ist nach "Die Sprache der Dornen" bereits der zweite Sonderband, der die Welt des Grishaverse expandiert. Das fragliche Buch wurde von Alina Starkov sowohl in ihrer Trilogie als auch in der Netflix-Verfilmung "Shadow and Bone - Legenden der Grisha" gelesen. Nun bekommen auch wir seinen Inhalt zu Gesicht.
Beim Blick auf den Preis musste ich erst mal schlucken - das Buch hat unter 150 Seiten, kostet aber mehr als ein fast 600 Seiten langer Band der Krähen-Duologie. Glücklicherweise erklärt sich diese Diskrepanz schnell, sobald man das Buch aufschlägt, den neben den kurz beschriebenen Leben der Heiligen gibt es jeweils ein wunderschönes, farbiges Bild dazu, das den Heiligen bzw. die Heilige in einem wichtigen Moment seines/ihres Lebens darstellt. Jedes einzelne dieser 28 Illustrationen war ein kleines Kunstwerk für sich und nach dem Lesen habe ich sie mir alle noch mal angeschaut. Sie entschuldigen den teuren Preis vielleicht nicht vollkommen, machen ihn aber verständlicher.
Und dann sind da natürlich die Erzählungen über die Heiligen selbst. In der Regel schildert Leigh Bardugo, wie jemand zu einer Heiligen bzw. einem Heiligen wurde, erzählt aber auch ab und an die Geschichte der Person(en), die sich in ihrer Not an sie oder ihn wandten. Natürlich sind auch bekannte Namen wie Alina oder Yuri dabei, die ihren Auftritt in der "Shadow and Bone"-Trilogie hatten.
Müsste ich meine Lieblingsheiligen auswählen, fiele meine Wahl - nach einigem Überlegen - auf Sankta Anastasia (die ihr Blut zur Heilung spendete), Sankt Nikolai (der einzige Überlebende eines Schiffes), Sankt Emerens (der Ratten vom Getreide fernhielt), Sankt Valentin (der half, den Mord an einer Braut aufzudecken), Sankt Petyr (der sich opferte, um einen Dämon zu besiegen), Sankt Lukin (der selbst nach seinem Tod unermüdlich Ratschläge gab) und Sankt Dimitri (der bis zu seinem Tod treu an die Heiligen betete).
Das soll natürlich nicht heißen, dass die anderen Heiligen schlechter waren, mich haben schlicht die jeweiligen Erzählungen meiner Lieblingsheiligen am meisten beeindruckt. Das Schöne hierbei ist, dass wohl jeder seine eigene Liste von Lieblingsheiligen hat, weil sie alle ein abenteuerliches Leben und vor allem einen abenteuerlichen Tod hatten. Würde man mich nächste Woche fragen, sähe meine Liste vermutlich leicht anders aus, so schwer fiel es mir, mich für nur sieben Heilige zu entscheiden.
Insgesamt würde ich das Buch trotzdem nur Hardcore-Fans des Grishaverse empfehlen, die gerne noch mehr Infos dazu bekommen wollen. Ohne das Wissen, das in den Hauptbüchern gesammelt wurde, stelle ich mir die Lektüre recht schwer vor; ist man aber wie ich ein großer Fan von der Welt, die Leigh Bardugo geschaffen hat, darf man sich auf eine kurzweilige Lektüre freuen, die das Lesen der Hauptbücher sicher bereichern wird!