Die Welt, sie wäre eine bessere, lauschte man den griechischen Philosophen und nicht Margarete Stokowski, Precht oder Hasters.
Mein erster Berührungspunkt mit Hegel (außer dem kleinen Abschnitt in den Känguru-Chroniken, dass laut ihm kognitive Potenzen eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik hätten) und mein erster Berührungspunkt mit dem guten Slavoj (seine Debatte über Marxismus mit Jordan Peterson habe ich nicht gesehen).
Ich fand das Buch sehr seltsam, weil es so wirkte, als hätte es einen Lektor gebraucht, doch weil sich seine Bücher gut verkaufen, hat man sich das gespart (ähnlich wie beim späten Sartre). Mir kommt es so vor, als hätte sich Zizek zu sehr verzettelt und komplett vergessen, von was er eigentlich schreibt. Dass er den Joker komplett missversteht und den Todd-Philipps-Joker für den Christopher-Nolan-Joker hält ist da noch ein amüsanterer Fehler. Egal. An sich habe ich ein paar gute Inputs mitnehmen können.
Dostojewskis erster Roman, mir gefiel er eher semi. Das liegt eher daran, dass es an manchen Stellen etwas unrund ist und mir der männliche Protagonist so leidgetan hat. Dieses durchaus armselige Verhalten schmerzte in der Seele. Eigentlich sei diese Geschichte auf bilateralen Liebesgefühlen aufbauend, doch diesen Eindruck hatte ich nicht. Vielleicht war es auch nur ein Meisterbeispiel an Misskommunikation, wer weiß.
Sehr gut, die Stärken der früheren Bände wurden herausgespielt. Lustig, magisch, brutal und ich kann es nicht erwarten, den nächsten Band zu lesen
Das ist ein Band aus einer tollen Gesamtausgabe, die die Werke Shakespeares zweisprachig aufführt und Begleitwerk am Ende hat, in diesem Fall Anmerkungen zu nicht ganz übersetzbaren englischen Kunstgriffen und zwei sehr lesenswerte Essays (auch wenn ich den Verfassern nicht ganz zustimme).
Die altgriechische Aufteilung des menschlichen Geistes in Eros (ist klar), Logos (ist auch klar) und Thymos (im weitesten Sinne Stolz) zeigt beim Titelhelden ein klares Verschieben in Richtung "Nur Thymos allein". Der Kriegsheld Caius Martius erwirbt sich den Beinamen "Coriolanus" dadurch, dass er allein (!) wie ein Berserker die Stadt der Volsker, Corioli, heimsucht, trotz deren Überzahl. Seine Rede, dass er die feigen Hunde an seiner Seite auch zu seinen Feinden zählen wird, die war beeindruckend. Danach soll er Konsul werden, doch dafür muss er dem einfachen Volk (den Plebejern) a) Demut zeigen (ist so vorgeschrieben) und b) seine Kriegsnarben zeigen. Dass das mit seinem Thymos in Konflikt gerät, dürfte klar sein. Er wird verbannt und schließt sich den kurz zuvor von ihm geschlagenen Volskern und damit seinem Todfeind Tullus Aufidius an. Man kann sich vorstellen, dass die beiden wie ein Mähdrescher in Richtung Rom ziehen. Die letzte Chance, ihn umzustimmen, ist seine Mutter Volumnia. In einem sehr langen Monolog zieht sie die Fäden ihrer Erziehung, die sie ihm all die Jahre indoktrinierte (Römer hatten gewisse Werte, an die sie sich ums Verrecken hielten), sodass Coriolanus schweigt (tatsächlich eine wahrlich beeindruckende Regieanweisung) und sich dann für Frieden entscheidet. Das war alles Aufidius' Plan, denn nun kann er beide Seiten gegen ihn ausspielen, die geschlagenen Volsker und die gerade zu Witwen und Kinderlosen gemachten Römer. Sie wollen Caius Martius' Tod und bekommen ihn. Dem Frieden in Rom tut das aber keinen Abbruch. Er ist sogar eher der Kitt. Die Rede Martius' im Angesicht seines Todes (Seinem gewissermaßen als Henker zu bezeichnenden Opponenten mehrfach ein vor Verachtung triefendes "Boy!" ins Gesicht zu geifern, das verlangt durchaus Wahnwitz) hält, die ging echt unter die Haut. Ich kann mir vorstellen, dass dann im Theater ein kollektives Gefühl des "Uff, das war ein Drama!" durch den Raum ging
Der 2. Teil ist, ähnlich wie bei Star Wars, zumindest der Original-Trilogie, besser als der Erste. Jeder Nebenstrang gefiel mir, die Roboterkämpfe und die Massenunterhaltung: Prädikat grandios. Vielleicht war es aber ein wenig zu viel des Guten, i.S.d. Quantität der Nebenstränge. Da wäre Kiki, Martyn Vorstand, Peters diverse Dilemmata, der Alte, Tony und Aisha, der Dritte Weltkrieg und zusätzlich zu all dem kommt M.-U. Klings wie immer sehr präzise Sozialkritik dazu, sowie Probleme der Code-/Robotikethik.
Das beste an diesem Band ist: Es wird ziemlich sicher ein 3. Teil folgen. Hoffentlich wird er eher wie "Die Rache der Sith"/"Rückkehr der Jedi-Ritter" und nicht wie "Der Aufstieg Skywalkers" (oder, noch schlimmer: "Die letzten Jedi")
Cool
11 Biographien über das Liebes- und Sexualleben berühmter Philosophen. Sokrates: lustiger Typ Augustinus: beinahe verheerend für das ganze Abendland JJ Rousseau: was für ein weirder Mann Kant: nett, enthaltsam und amüsanterweise stets darauf bedacht, niemals zu schwitzen Marquis de Sade: nach ihm ist Sadismus benannt worden und man kann sich denken, weshalb. In seinen Schriften kam des Öfteren der Terminus Technicus "Arschficken" vor. Er lebte zur selben Zeit wie Kant. Was er in seiner Gefangenschaft (allgemein war sein clash mit der Justiz sehr unterhaltsam) tat, war teils verstörend. Die Brüder Humboldt: der eine eher Kantianer, der andere Foucault. Heidegger und Wittgenstein: bekannt. Michel Foucault: sehr interessant, da mir das nicht bekannt war. Seine Schriften sollte ich mal studieren.
Fazit: die meisten Philosophen liebten wirklich intensiv und litten meist an ihrer Denke diesbezüglich. Rousseau stellt eine Ausnahme dar, er war echt seltsam.
Ich erwartete ein Buch a la "Deutschland schafft sich ab". Was ich jedoch lesen konnte war das flammende Plädoyer eines Demokraten, eines Mannes, der dort hin geht, wo es weh tut, mit denen nicht gesprochen wird, sondern über die nur geredet wird, eines Migranten, der sich für die Vielfältigkeit einsetzt. Im Prinzip kann jeder von der Lektüre profitieren. Der Autonome, der in der Liebigstraße sitzt, der Holger-Apfel-Extremfan, Ditib-Sympathisanten und letztlich der Großteil der Bevölkerung, den man als heuristisch bezeichnen kann, um nicht "denkfaul" zu sagen.
Was für ein Spaß, diese Doppel-Biographie (um mal heideggerisch zu schreiben) zu lesen. Die frühe Zeit Heideggers, die recht heimatnah ist, fand ich gerade deshalb interessant. Ansonsten war es nach meiner recht wittgensteinlastigen Zeit gut, mich mehr mit dem Meßkircher zu beschäftigen. Seine Ontologie des Sein als Seiendem und Da-Sein habe ich bei Waldgängen rekapitulieren können und sie für mich (weiter-)entwickelt.
Was mich bei beiden Philosophen so fasziniert ist die immense Wucht, mit der sie ihr geistiges Leben und Denken lebten. Derlei ist heutzutage nicht mehr so zu finden.
Interessant im Hinblick auf die Biographie war tatsächlich, dass die "Liebe" ausgeklammert wurde und nur kurz im Anhang zur Sprache kam. Wenn man weiß, wie sehr Heidegger ein Schürzenjäger war (und Wittgenstein der stets gegen seine Triebe Kämpfende), dann war das eine ungewöhnliche Wahl. Manch einem wird der Aspekt "Heidegger als Nationalsozialist (?)" sicher ein wenig zu wohlgesonnen ausfallen (auch wenn da keine wertende Komponente dabei war); wenn man sich jedoch mit seinem Denken und der Praxis, die er nach seinem Jahr als Freiburger Universitätsdirektor vollzog, (intellektuell) redlich beschäftigt, dann kann man sich eigentlich nur dem Urteil des Autoren anschließen. Es wird für mich Zeit, mich Heideggers Hauptwerk anzunähern, "Sein und Zeit". Im Anschluss danach wäre "Das Sein und das Nichts" von JPS geschickt, weil sich jener am Anfang seiner Tage von ihm inspirieren ließ.
Ich habe das in der Schulzeit nie gelesen (im Unterricht bestand das Thema "Anne Frank" aus: "Ja, die gab es und war versteckt"). Im Zuge der ganzen NS-Vergleiche der Querdenker habe ich endlich die Gesamtausgabe von meinem Stapel ungelesener Bücher gezogen.
Die Lektüre hat mich erschüttert, weswegen ich sie auch immer wieder unterbrechen musste. Die ganze Zeit zu wissen, wie die Sache endet, das hat mich extrem mitgenommen. Man hat die ganze Zeit vor Augen, wie gut eine Anne Frank für das Nachkriegseuropa gewesen und geworden wäre. Auch ohne Tagebuch hätte sie es gewiss zu Berühmtheit gebracht. Mehr will ich hier auch nicht schreiben.
Die editorischen Ergänzungen wie ihr Schöne-Sätze-Buch, Stammbäume, etc. waren aufschlussreich.
Ich finde es schlimm, dass ich es erst jetzt gelesen habe. Jeder Schüler sollte es verpflichtend durchnehmen. Eine Sternebewertung erübrigt sich hier meiner Ansicht nach.
Englischlehrer, Alkohol, psychoexistenzialer Horror, unschuldige Kinder, gutmütige Schwarze. Was klingt wie eine Stephen-King-Blaupause, das ist es auch. Es ist aber gut. Mir gefiel die Isolation sehr gut und die offensichtlichen Themen. Es gab auch subtilere Themen, die ich vielleicht auch einfach nur hineininterpretiert habe, aber in dem Verfall von Jack sah ich es eher als Archetypus. Und die Komponente der Erbärmlichkeit
Ich bin ohnehin ein Freund der französischen Literaten, von Houellebecq erst recht und bei dieser Essay-/Interviewsammlung ist es nicht anders. Besonders sticht einem der Titel "Donald Trump ist ein guter Präsident" ins Auge. Amüsanterweise ist einer der ersten Sätze, wie sehr er ihn verachtet und als Mensch nicht leiden kann (dass er sich Nutten (sic!) bestelle sei in Ordnung, doch nicht, dass er sich über Behinderte lustig machte. Ich denke, dass hier ein gewisser common ground gefunden werden kann). Im Prinzip geht es im Essay dann eher darum, dass es Houellebecq begrüßt, dass Amerika die Welt "in Ruhe lässt" (etwas, was mit Joe Bidens "America is back" nicht mehr der Fall sein dürfte. Menschen, die Putin, Erdogan, Bolsonaro und Orban für ihr Machogebahren kritisierten und Biden zujubelten sind mir ein Rätsel). Der Essay hätte also auch "Es ist gut, dass sich die USA aus dem Weltgeschehen zurückziehen", doch das hätte sicher für weniger Aufmerksamkeit gesorgt. Interessant fand ich, dass im selben Text die These aufgestellt wurde, dass Europa, bzw die EU gar nicht funktionieren könne, weil es keine europäisches Volk geben könne, da dieses keine Willensbildung zum Volk hätte (und demnach eine Demokratie im Wortsinn nicht stattfinden kann).
Solche Gedanken sind es, die mich MH schätzen lassen. Bei ihm ergibt sich aus der Antithese (er ist ein Atheist, der seit "Unterwerfung" zum Agnostiker wurde, jedoch wie ein christlicher Moralist schreibt) etwas völlig neues, er ist gewissermaßen durch sein Denken und/oder Schreiben jemand, der vianesk neue Perspektiven aufzeigen kann. Derlei ist selten und begrüßenswert.