Frau Morgenstern und die Flucht
333 Seiten

Weiter geht es mit der ungewöhnlichen Geschichte um Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger; kreative Auftragskiller im Namen des Schweizer Staates. Nach einem ungeplanten Todesfall sind sie hier im 4. Band selbst auf der Flucht vor den eigenen Leuten. Dabei wird fast nebenbei der Tod eines kleinen Jungen aufgeklärt und ein Chemieskandal aufgedeckt. Offene Enden weisen darauf hin, dass der nächste Band wohl schon vorbereitet wird. Spannende, locker-leichte Lektüre mit viel Schweizer Lokalkolorit.

Unsichtbare Frauen
496 Seiten

Dieses Buch sollte Pflichtlektüre sein!! Mit unendlicher Sorgfalt und Präzision zusammengestelltes Wissen über das Fehlen oder die unzureichende Berücksichtigung von Frauen - von Kuscheltieren über Schneeräumen bis zu Kunst, Kultur und Wissenschaft. Ich bin wirklich erschüttert, wie sehr -immer noch!- Männer die Norm und Frauen die Ausnahme sind. Und wie ich mich sogar selbst dabei ertappen musste, dass das manchmal auch im eigenen Denken noch so ist. Ein wirklich wichtiges Buch. Gestört hat mich, dass die Autorin ( oder vielleicht die Übersetzerin?) durchgängig von Mutterschafts- bzw. Vaterschafts-„Urlaub“ spricht. Dadurch werden falsche Vorstellungen begünstigt. Warum nicht einfach „Elternzeit“?

Anleitung ein anderer zu werden
272 Seiten

Schonungslos offen erzählt Edouard Louis von der Scham über seine Herkunft und dem Wunsch, ein anderer zu werden. In einer Sprache, die manchmal richtig weh tut; der Schmerz, die Scham, die Sehnsucht gehen beim Lesen direkt in die eigene Seele über. „In jedem Gefühl ist immer auch seine mögliche Eskalation angelegt, Liebe kann zu Eifersucht werden, Ressentiment zu Hass, Sorge zu Angst, ein Rachegedanke zu einem Wunsch nach Vergeltung“.

Lektionen
720 Seiten

Ian McEwan erzählt die Lebensgeschichte eines Mannes von den 1940er Jahren bis in die Gegenwart. Es werden (vielleicht zu-) viele Themen berührt, vom Widerstand gegen die Nazis über Tschernobyl und Klimakatastrophe bis hin zu sexualisierter Gewalt, Alter und Tod. Ich habe es weitgehend gerne gelesen, wenn auch mit emotionaler Distanz.

Porträt einer Ehe
448 Seiten

Maggie O’Farrell schreibt in einer berührenden detailreichen Sprache, die die Leserin mit allen Sinnen an den Ort der Erzählung versetzt. In diesem Buch taucht man ein in das Schicksal der Lucrezia de Medici, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts mit ca 15 Jahren gegen ihren Willen verheiratet wird und sehr jung gestorben ist. Eine einfühlsame fiktive Biographie, in der eine sich sowohl an die geltenden Normen anpassende, als auch intelligente, begabte und emanzipierte junge Frau beschrieben wird, deren Schicksal ans Herz geht. Das Ende des Romans scheint eher unglaubwürdig, hat aber etwas so Rebellisches und so Tröstliches, dass ich es trotzdem gerne für möglich halten möchte.

Corpus Delicti
264 Seiten

Dieses Buch lässt mich etwas ratlos, fast überfordert zurück. So viele juristisch-philosophische Themen werden aufgeworfen, die mit den Erfahrungen der Pandemie besonders aktuell sind. Hat der Mensch ein Recht auf Krankheit? Wie weit darf ein Staat gehen, um die Gesundheit seiner Bürger:innen zu schützen? Das Buch wirkt auf mich wie ein Vortrag, in dem mit seltsam blassen Beispielen Thesen untermauert werden sollen.

Sieben Tage Sommer
160 Seiten

Eine nette kleine Sommergeschichte, die über Emails erzählt wird. Spielt in Südfrankreich. Der wohlhabende Max lädt -viele Jahre nach einer ersten, aufregenden und zusammenschweissenden Erfahrung- 5 Menschen zu einem Wiedersehen in sein Ferienhaus ein, kommt selbst aber nicht. Er lässt sich von einer guten Freundin vertreten, die ihre Beobachtungen per Mail mit ihm teilt. Auflösung erst ganz zum Schluss. Ganz unaufgeregte, lockere Geschichte, die Lust auf Ferien macht.

Fairy Tale
880 Seiten

Seit Jahren habe ich kein Buch von Stephen King mehr gelesen. Und dieses war bei weitem nicht so gruselig, wie ich es befürchtet hatte. Eine lange, berührende Vorgeschichte über das Leben des erst 17jährigen Charlie, bevor das eigentlich Märchenhafte beginnt. Viele achtsame kleine Beschreibungen, kluge Beobachtungen, eingebettet in eine immer wieder sehr spannende Märchenhandlung. Am besten gefallen hat mir aber doch die komplexe Vorgeschichte von Charlie, bevor er zum Prinzen „Scharlie“ wird.

Wo die Wölfe sind
432 Seiten

Vordergründig geht es um ein Auswilderungsprojekt für Wölfe und um Naturschutz. Hintergründig haben fast alle Themen einen doppelten Boden, werden die Wölfe durch Menschen gespiegelt. Es geht um Macht und Gewalt, um Schutz der eigenen Grenzen, um das Wilde, Instinktive, Unberechenbare. Aber auch um Liebe und Verbundenheit. „Es gibt viel Grausamkeit, die wir überstehen, gegen die wir ankämpfen müssen, aber vor allem gibt es auch Sachtheit, unsere Wurzeln reichen tief und sind miteinander verflochten. Das tragen wir in uns, das nehmen wir immer mit, diese Art, wie wir uns umeinander kümmern“.