Dachte zuerst, das wird wieder eine dieser lahmen Liebesgeschichten. War am Ende besser, als ich es jemals erwartet hätte.
Ja, krass. Ich weiß nicht, was ich von diesem Erzähler halten soll...
Das Tagebuch eines sterbenden Schriftstellers. Das bewegt und geht unter die Haut.
Groß und geisterhaft pulsiert der sechste Buchstabe des Alphabets auf dem Buchdeckel. F heißt der neue Roman Daniel Kehlmanns, der mit seiner fiktiven Doppelbiografie Die Vermessung der Welt internationale Erfolge feierte. Auch F setzte sich an die Spitze der Bestsellerlisten.
Zentrum der Handlung sind Martin, Eric und Iwan, die drei Söhne des zunächst erfolglosen Schriftstellers Arthur Friedland. Im ersten Teil wird die Friedland-Familie vorgestellt. Der Vater verlässt seine Söhne am Ende dieser Exposition und wird erfolgreicher Schriftsteller, dessen literarisches Werk später mehrmals Eingang in die Handlung des Romans findet.
Im zweiten Teil – zwanzig Jahre nach dem Verschwinden des Vaters – wird ein Sommertag am Vorabend der Weltwirtschaftskrise 2008 aus den unterschiedlichen Perspektiven der drei Brüder erzählt. Hier liegt eine der Raffinessen des Buches, da das gesamte Ausmaß dieses Tages sich erst nach und nach zusammensetzt. Gleichzeitig wird durch Vorahnungen, die erst am Ende der Lektüre als solche bewusst werden, der spätere Verlauf der Geschichte vorweg genommen.
Die drei Brüder teilen die Eigenschaft, es sich in ihren Leben durch Verlogenheit bequem gemacht zu haben. Der Älteste, Martin, ist Pfarrer, glaubt jedoch nicht an Gott. Eric ist Finanzberater, hat das gesamte Vermögen seines besten Kunden durch riskante Manöver verloren, sein Betrug ist kurz davor aufzufliegen. Iwan ist Kunstkenner und Ästhet, als Maler talentiert, aber nie erfolgreich gewesen. Er fälscht die Gemälde seines verstorbenen Liebhabers und kommt damit zu großem Reichtum.
Das Verhalten der Brüder – Heuchelei, Betrug, Fälschung – schlägt sich auch im Alltag nieder: „Diese U-Bahn-Linie führt zu keinen Sehenswürdigkeiten, jetzt kommen nur noch die Industriegebiete am Stadtrand. Die Reisegruppe ist im falschen Zug. Jemand sollte es ihnen sagen. Ich schließe die Augen und schweige.“ Bloß nicht Verantwortung übernehmen, so wie es der Vater schon nicht tat. Gerade ein Moment der Wahrheit, der Zivilcourage, wird mit dem Verderben bestraft.
Kehlmann greift in F gegenwärtige Thematiken aus den Bereichen Religion, Wirtschaft und Kunst auf und bindet diese als handlungstragende Momente in die Geschichte der drei Protagonisten ein. Gerade die Geschichte des Priesters Martin Friedland, die mit der aktuellen Situation der katholischen Kirche ausreichend Zündstoff bietet, kommt dabei jedoch zu kurz.
Besonders zu erwähnen ist allerdings der Einsatz der Fiktion innerhalb der Fiktion: Mehrere Werke des Vaters werden nacherzählt, eine Geschichte mit dem Titel Familie erhält sogar ein eigenes Kapitel. Mithilfe dieser Texte wird bereits frühzeitig auf das Schicksal der Brüder hingewiesen.
Handlung und Spannungsmomente müssen zugunsten der Vielschichtigkeit von Charakteren und verschiedener erzählerischer Motive weichen, beispielsweise gewinnen die Brüder durch Rückblenden und Zeitdehnungen an Tiefe und Ambivalenz. Dem Lesevergnügen tut dies aber keinerlei Abbruch. Seinem Erfolgsrezept bleibt Kehlmann jedenfalls treu: Eine feste narrative Struktur, leicht verständliche Sprache und zahlreiche intertextuelle Bezüge. Wofür das große F nun steht, bleibt unbeantwortet. F wie Familie, F wie Fälschung, F wie Fatum, F wie Fiktion.
Nette, philosophische Erzählung
Oha.
Das Ende hätte fantastisch werden können, aber dann hat Jules Verne es sich doch zu einfach gemacht. Schade, ansonsten ein absolut großartiges Werk.
Schreiber, Leser, Theatertechniker betreten die Bühne. Schauspieler werden Zuschauer, Zuschauer werden Schauspieler. Eine Bühne auf einer Bühne auf einer Bühne... puh, ganz schön selbstreflexiv aber vor allem auch verwirrend. Das geht auch besser. Zum Beispiel in Tiecks "Der gestiefelte Kater".
Eher so 2,5 Sterne.
Nach dem großartigen dritten Band, ist Teil 4 eher enttäuschend. Am Ende des Buches verkündet George R. R. Martin, dass er die Handlung nach A Storm of Swords in zwei Bücher geteilt hatte, nämlich in A Feast for Crows und das noch ausstehende A Dance with Dragons. So wurden auch die POV-Kapitel aufgeteilt: Jaime, Arya, Sansa und Samwell in AFfC und Jon, Tyrion, Daenerys und Bran dann vermutlich im fünften Buch. Hätte er das mal nicht getan und stattdessen beide Bücher parallel laufen lassen. Insgesamt passiert in Buch 4 nämlich rect wenig. Der Krieg steht nahezu still und die beliebtesten Figurem, Daeny, Tyrion udn Jon, kommen kaum bis gar nicht vor. Stattdessen erhalten die Greyjoys und die Martells POV-Kapitel. Die Martells sind zwar interessant, die Greyjoys sind aber fürchterlich langweilig. Auch die Kapitel von Arya enttäuschen, von Sam will ich gar nicht erst anfangen. Brienne und Cercei erhalten ebenfalls POV-Kapitel, Briennes Abenteuer ist jedoch bis auf 1-2 Ausnahmen öde, auch wenn sie mir als Charakter sehr gefällt. Bei Cercei verhält es sich umgekehrt: Tolle Kapitel, furchtbarer Charakter. Sansa hat in Buch 4 auch keine wirklichen Glanzmomente gehabt, Jaime hingegen wird immer sympathischer. Insgesamt hätte es mehr Dorne und weniger Eiseninseln, vor allem aber spannende Plot Points geben können.
Erinnert mich von der Struktur her sehr an "F", das letztes Jahr erschienen ist und das ich vor "Ruhm" gelesen habe. In diesem Buch werden aber deutlich mehr Personen fokussiert und der Roman in Form von 9 zusammenhängenden Kurzgeschichten erzählt. Es ist erstaunlich, wieviel Tiefe einige der Figuren trotz sehr kurzer Geschichten besitzen.