"In ihrem ableistischen Denken gehen sie davon aus, dass willkürlich festgelegte Normierungen zu Gesundheit, Mobilität und Sprachfähigkeit bestimmen, ob ein Leben lebenswert ist. Wenn ein Kind stirbt, gibt es in der kollektiven Trauer viel Verständnis. Wenn ein behindertes Kind stirbt, ist das nicht so. 'Betrachte es als Befreiung, das war ja kein Leben', sagen sie und meinen eigentlich sich selbst. Dass sie froh sind, dass dieses Leben beendet ist und sie befreit sind davon. Arschlöcher." (S. 80)
" 'Es ist längst zu spät', hat Marta auch gesagt, 'das Gesundheitswesen ist ein hohes Gebäude, das in die Luft gesprengt wurde. Wir sind im dreissigsten Stock, wir haben noch nicht bemerkt, dass wir uns im freien Fall befinden.' " (S.160)
"[...] und ist es nicht interessant, denkt sie, dass die Menschen ein Wort haben für Kuss und eins für Umarmung, mit dem einen meinen sie Liebe, mit dem anderen Freundschaft, wenn es doch oft genug beides gleichzeitig gibt und so viel dazwischen." (S. 243)
Elin, Ruth und Nuri sind die drei Hauptprotagonist:innen des Buches. Sie werden Zeug:innen eines stillen Protest von Frauen, die reglos vor dem Krankenhaus liegen. Dieser Protest ist der Startschuss eines flächendeckenden Streiks, die Frauen legen ihre Arbeit ab und das gesamte System droht auseinanderzufallen. Elin, Ruth und Nuri werden Teil dieses Protests.
Ein sehr spannender Ansatz, den die Autorin mit ihrem Buch aufgreift: Was wäre, wenn die Frauen ihre (Care-) Arbeit niederlegen würden? In provokativen Worten kämpft sie gegen die patriarchalen Strukturen an und zeichnet ein Bild davon, was passieren würde, wenn alle Frauen streiken würden.
Während des Lesens, besonders bei den Parts um Ruth, der Krankenpflegerin, legte sich eine grosse Schwere über mich, die mir manchmal sogar das Atmen schwer machte. Sehr bedrückend die Darstellung, wie viel im Gesundheitswesen momentan falsch läuft.
Ihr Schreibstil: unkonventionell, den ich aber mochte. Zwischendurch immer wieder kleine Kapitel aus Sicht einer Gebärmutter, einer Pistole sowie Kapitel mit Berichterstattungen. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch sehr polarisiert. Ich mochte es.
"In ihrem ableistischen Denken gehen sie davon aus, dass willkürlich festgelegte Normierungen zu Gesundheit, Mobilität und Sprachfähigkeit bestimmen, ob ein Leben lebenswert ist. Wenn ein Kind stirbt, gibt es in der kollektiven Trauer viel Verständnis. Wenn ein behindertes Kind stirbt, ist das nicht so. 'Betrachte es als Befreiung, das war ja kein Leben', sagen sie und meinen eigentlich sich selbst. Dass sie froh sind, dass dieses Leben beendet ist und sie befreit sind davon. Arschlöcher." (S. 80)
" 'Es ist längst zu spät', hat Marta auch gesagt, 'das Gesundheitswesen ist ein hohes Gebäude, das in die Luft gesprengt wurde. Wir sind im dreissigsten Stock, wir haben noch nicht bemerkt, dass wir uns im freien Fall befinden.' " (S.160)
"[...] und ist es nicht interessant, denkt sie, dass die Menschen ein Wort haben für Kuss und eins für Umarmung, mit dem einen meinen sie Liebe, mit dem anderen Freundschaft, wenn es doch oft genug beides gleichzeitig gibt und so viel dazwischen." (S. 243)
Elin, Ruth und Nuri sind die drei Hauptprotagonist:innen des Buches. Sie werden Zeug:innen eines stillen Protest von Frauen, die reglos vor dem Krankenhaus liegen. Dieser Protest ist der Startschuss eines flächendeckenden Streiks, die Frauen legen ihre Arbeit ab und das gesamte System droht auseinanderzufallen. Elin, Ruth und Nuri werden Teil dieses Protests.
Ein sehr spannender Ansatz, den die Autorin mit ihrem Buch aufgreift: Was wäre, wenn die Frauen ihre (Care-) Arbeit niederlegen würden? In provokativen Worten kämpft sie gegen die patriarchalen Strukturen an und zeichnet ein Bild davon, was passieren würde, wenn alle Frauen streiken würden. Während des Lesens, besonders bei den Parts um Ruth, der Krankenpflegerin, legte sich eine grosse Schwere über mich, die mir manchmal sogar das Atmen schwer machte. Sehr bedrückend die Darstellung, wie viel im Gesundheitswesen momentan falsch läuft.
Ihr Schreibstil: unkonventionell, den ich aber mochte. Zwischendurch immer wieder kleine Kapitel aus Sicht einer Gebärmutter, einer Pistole sowie Kapitel mit Berichterstattungen. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch sehr polarisiert. Ich mochte es.