Als ich elf Jahr alt werde, sagt meine Mutter: Mädchen, ab jetzt bleibst du zuhause. Ein Mädchen braucht nicht gescheit zu sein. Ein gutes Mädchen muss arbeiten, einen Haushalt führen können. Kein Mann mag Mädchen, die gescheit daherreden, aber das Haus nicht sauber halten. Rechnen, lesen. Das ist kein Mädchenzeugs. Ich verstand: Träume sind auch kein Mädchenzeugs. (S.17, CH)
Alle haben so glücklich ausgesehen und mir gratuliert. Doch in mir spüre ich noch etwas anderes. Etwas Unheilvolles. Es hält mein Herz umklammert. ich lausche dem nächtlichen Zirpen der Grillen. Ein Geräusch, das mir immmer ein Gefühl der Geborgenheit gibt. Heute nicht. Da ist noch ein anderer Laut. Etwas Fremdes. Ein leises, unscheinbares Ploppen. Es sind meine Träume, meine Ideen und die Vorfreude auf mein zukünftiges Leben, die vom Rest der Welt vollkommen unbeachtet, in der Dunkelheit des Zimmers leise zerplatzen. (S.29, Kamerun)
Ich kann sie noch immer spüren, diese hoffnungsvolle Kraft und Freude, die mich damals ergriffen hatte. Doch nun weiss ich es besser. Die Freiheit einer Frau reicht nur bis zum nächsten Nein eines Mannes. (S.30, Kamerun)
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ein Mensch geboren wird. Traurig oder glücklich? Ich denke glücklich. Traurig macht ihn erst das Leben. (S.120, Kamerun)
Melara Mvogdobo schreibt über zwei Grossmütter aus zwei verschiedenen Kontinenten. Die eine wuchs in einer armen Schweizer Bauernfamilie auf, die andere in einer wohlhabenden Familie in Kamerun. Ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein und doch machen sie beide ähnliche Erfahrungen. Beide leiden unter den patriarchalen Strukturen, beide werden zu einer Hochzeit gedrängt, beide werden gedemütigt, entwürdigt, geschlagen. Beide sind wütend und beide haben irgendwann genug. Melara Mvogdobo nimmt uns mit in ihre Kindheit und bis ans Sterbebett im hohen Alter.
Wow, was für eine Kraft dieses kleine Büchlein hat! Mvogdobos Schreibstil ist sehr reduziert, aber damit umso wuchtiger. Kein Wort zuviel, jedes Wort sitzt. Die teilweise sehr kurzen Kapitel wechseln sich ab, die Kapitel aus Kamerun sind in einem Bordeauxrot geschrieben, die Kapitel aus der Schweiz in Schwarz. Die beiden Geschichten zu lesen haben in mir eine grosse Wut aufbrodeln lassen. Wut auf das Patriarchat, auf die Gewalt, die beiden Frauen widerfahren ist - und die leider keine Seltenheit ist, auch heute noch. Die Geschichten haben mich aber auch in meinen feministischen Gedanken gestärkt. Eine dünnes Buch, das es ist in sich hat und mich sehr ergriffen hat, inklusive vergossener Tränen. Sehr zu empfehlen!
Melara Mvogdobo schreibt über zwei Grossmütter aus zwei verschiedenen Kontinenten. Die eine wuchs in einer armen Schweizer Bauernfamilie auf, die andere in einer wohlhabenden Familie in Kamerun. Ihr Leben könnte nicht unterschiedlicher sein und doch machen sie beide ähnliche Erfahrungen. Beide leiden unter den patriarchalen Strukturen, beide werden zu einer Hochzeit gedrängt, beide werden gedemütigt, entwürdigt, geschlagen. Beide sind wütend und beide haben irgendwann genug. Melara Mvogdobo nimmt uns mit in ihre Kindheit und bis ans Sterbebett im hohen Alter.
Wow, was für eine Kraft dieses kleine Büchlein hat! Mvogdobos Schreibstil ist sehr reduziert, aber damit umso wuchtiger. Kein Wort zuviel, jedes Wort sitzt. Die teilweise sehr kurzen Kapitel wechseln sich ab, die Kapitel aus Kamerun sind in einem Bordeauxrot geschrieben, die Kapitel aus der Schweiz in Schwarz. Die beiden Geschichten zu lesen haben in mir eine grosse Wut aufbrodeln lassen. Wut auf das Patriarchat, auf die Gewalt, die beiden Frauen widerfahren ist - und die leider keine Seltenheit ist, auch heute noch. Die Geschichten haben mich aber auch in meinen feministischen Gedanken gestärkt. Eine dünnes Buch, das es ist in sich hat und mich sehr ergriffen hat, inklusive vergossener Tränen. Sehr zu empfehlen!