Ein Mann, der behauptet über 300 Jahre alt zu sein gerät an eine Forscherin, die hofft, die Unsterblichkeit ermöglichen zu können. Er, ein vergessener Angehöriger intellektueller und forschender Geister aus der Goethezeit, der an sich selbst reichlich galvanische Experimente durchführte; sie eine Wissenschaftlerin, deren Forschungsdrang radikal religiöse Ausmaße annimmt. Zwei Menschen, die irgendwann nichts mehr zu verlieren haben. Er kann nicht sterben, so oft er es probiert, sie hat die ohnehin knappen Verbindungen zur Außenwelt gekappt. Wie solide oder packend die gentechnischen Ausführungen "unserer Gegenwart" sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Mir kam vor, das die Wissenschaftsteile der großen Zeitungen und die Features des öffentlich rechtlichen Rundfunks da einen besseren Job erledigen. Die Einlassungen zu Goethe, Schiller & Co. sind solide, wenn man das mal studiert hat, vielleicht sogar unterhaltsam. Der Erzähler ist ein Blödmann, der eigentlich nur stört (wie in Thomas Manns Dr. Faustus) und die Helden können einem nicht mal leid tun. Viel Lärm um nichts.
Ein Blick zurück ins heute. Um die Gegenwart in Worte zu fassen, lässt sie Willemsen weit hinter sich. In vielen Rezensionen werden gerne die anscheinend leicht fassbaren Sätze zum Smartphone zitiert. Das ist verkürzt. Die Dinge spielen eine nebengeordnete Rolle. Es geht vielmehr um die Frage, wie wir derzeit mit dem, was uns umgibt umgehen. Zudem wird der Vorwurf erhoben, dass wir aus Bequemlichkeit die Freiheit opfern, selbst unsere freie Zeit wollen wir optimieren. Man tut sich einen Gefallen, vor dem eigentlichen Text zunächst die kurze editorische Notiz am Ende des Bändchens zu lesen. Die von Willemsen so genannte "Zukunftsrede" war tatsächlich eine Rede, die in mehreren Varianten vorliegt. Sie skizziert nur einen groben Abriss, eines größeren Textes, an dem er arbeitete.
Oft lese ich Roman-Serien ja erst, nachdem sie komplett erschienen sind. Diesmal nicht und da ereilt mich der gar nicht so starke Cliffhanger am Ende des Science-Fiction-Romans „Die drei Sonnen“ trotzdem irgendwie übel, zumal an diversen Stellen im Netz steht, das Teil II (Der dunkle Wald) hätte am 11. Juni erscheinen sollen.