Hard Liquor
524 Seiten

CW Alkohol, Sucht, Trauma, Sex

Ich bin an das Buch rangegangen mit dem Gedanken, dass es mir nicht gefallen wird, weil ich, was so drüber berichtet wurde, davon überzeugt war, dass es mit einer Menge schwieriger Themen nicht sonderlich gut umgehen würde. Dahingehend wurde ich positiv überrascht. Die Protagonistin trinkt, eine Menge, und verliert dann die Kontrolle über sich selbst. Ihre Traumata, die sie sonst verdrängt, kommen hoch und sorgen dafür, dass sie emotional extrem instabil ist. Ich hatte damit gerechnet, dass mit dem Thema Sucht und Trauma also irgendwie schlecht umgegangen wird, aber die einzige, die damit schlecht umgeht, ist die Protagonistin. Alle anderen drücken mehrfach ihre Sorge aus, unterstützen sie, als sie aufhören möchte zu trinken und auch sonst wird Hilfe angeboten, wo es nur geht, Therapie ist etwas vollkommen normales. Tycho struggelt. Mit drei Ausrufezeichen, unterstrichen, fettgedruckt und ihr Umgang mit ihren Problemen ist natürlich nicht frei von Fehlern. Darum ist die Entwicklung, die sie durchmacht auch sehr schön zu beobachten und auch, dass sie keinen linear ansteigenden Progress macht, sondern auch scheitert und dieses Scheitern von ihr selbst thematisiert wird. Mal abgesehen vom Umgang mit mental health und schweren Themen, hat das Buch eine queere Hauptfigur, das love interest ist lesbisch und keine gays werden geburried. Großer Fan davon. Es gibt Sexszenen, die wirklich gut geschrieben sind und an guten Punkten in der Handlung vorkommen, ohne irgendwie einen komplett rauszureißen oder deplatziert zu wirken. Kann man auch gut skippen, wenn man das nicht lesen (oder in meinem Fall hören) will. Die Handlung an sich entwickelt sich in angenehmem Tempo, die Plottwists haben mich ziemlich überrascht. Schreibstil ist durch ich-Perspektive, Präsens nicht direkt meins, aber man gewöhnt sich schnell dran. Punktabzug für Cops sind "die Guten", aber was will man machen.

Positiv fand ich auch die vorangestellten Content Warnungen, auch wenn diese nicht vollständig sind. Vielleicht, um "nicht zu spoilern" und vielleicht liegt das wiederum daran, dass es sich ja auch um ein Verlagsbuch handelt und die da noch nicht so weit sind, wie sie sein sollten.

Die Verwandlung
80 Seiten

Ich weiß nicht so genau, wieso ich das Buch nochmal - diesmal richtig - gelesen habe, aber seit dem letzten Mal ist einiges geschehen scheinbar, weil es mir jetzt deutlich besser gefällt. Bin ein bisschen froh, ihm noch eine Chance gegeben zu haben, weil das, worum es Kafka eigentlich geht, gar nicht so versteckt ist. Vielleicht spricht da der Literaturstudent, vielleicht der Autor. Auf jeden Fall eine interessante Geschichte, aber ganz offensichtlich muss man sich darauf einlassen.

Das Labyrinth der Träumenden Bücher
432 Seiten

Ein extrem ausschweifendes Buch, aber dadurch, was es ist - Spoiler, darum keine Ausführung - sehr unterhaltsam. Ich mochte die Anspielungen auf andere Literat*innen und Kunstströmungen und mehr als einmal dachte ich mir "I need to analyze this under a microscope". Gutes Buch, wenn auch schwächer als "Die Stadt der Träumenden Bücher", selbst unter Berücksichtigung des Endes.

Die Stadt der Träumenden Bücher: Roman
476 Seiten

Ich sage immer allen, dass das mein Lieblingsbuch wäre, weil es eine gute Antwort ist und stimmt, aber gelesen habe ich es jetzt erst zum zweiten Mal. Es ist großartig und – wie sagt man so schön – geistreich. Aber vor allem ist es unglaublich witzig. Diese Echse ist womöglich der größte Lappen, der jemals Protagonist eines Buches war und ich liebe ihn dafür. Er hat so unglaublich viele Meinungen und so unglaublich wenig Erfahrung, he's just a baby mit seinen siebzig Jahren. Leider musste ich bei diesem Lesen feststellen, dass es richtig Bock machen würde, das Buch auf intertextuelle Bezüge zu analysieren? Davon sind SO VIELE DRIN, ich [peinlo Literaturwissenschaftlergeräusche]

anyway, bestes Buch. Gute Folge. Happy Postbote.

Willehalm
925 Seiten

Junge, junge, junge. Gutes Buch, aber leider werden extrem viele Leute die ganze Zeit aufgezählt. Vermutlich eine Anspielung auf die Bibel, in der auch ständig Leute aufgezählt werden. Ich muss zugeben, Gyburc ist durchaus ein bisschen cool, ich musste leider allen damit auf die Nerven gehen, für wie NICE ich Rennewart halt und ja, Willehalm war auch da, i guess. Ich musste mich durchkämpfen an manchen Stellen (witzig, weil es Kreuzzugsdichtung ist), aber hat schon ziemlich Spaß gemacht.