Die Herrin der Vögel
336 Seiten

Er konnte stolz darauf sein, dass bis jetzt, trotz aller Auseinandersetzungen, niemand durch ihn zu Tode gekommen war. Nichts ist schöner, als ein Mensch zu sein, der bisher niemanden getötet hat. (S.45)

Beim Grab unserer Liebenden, wir sind nichts als ein Haufen gutgläubiger Schafe. Männer sind die einzigen Tiere auf dem Planeten, die sich für klug halten, und deshalb sind sie hirnloser als jeder Wurm. (S.63)

Höflich sagte er zu Sausan: "Sausan, ich habe vor der Grösse der Welt sehr viel Angst. Ich gehöre eher zu den Menschen, die diese Stadt bevorzugen, und will nicht weit von ihr leben." "Jedes Herz, das die Welt nicht in ihrer vollen Grösse gesehen hat, bleibt arm", erwiderte Sausan. (S.104)

Sausan ist ein junges Mädchen, krank, schwach, mit blasser Haut. Da Sausan zu schwach ist, ihr Dorf zu verlassen, verbringt sie tagtäglich in der Hausbibliothek ihres Vaters und entdeckt die Welt durch die Bücher. Was die anderen Frauen der Stadt nicht verstehen, dass sie auf Männer eine enorme Anziehung hat. So kommt es auch, dass ihr gleich drei Männer einen Heiratsantrag machen. Diesen Männern gibt sie folgende Aufgabe: Jeder von ihnen muss für acht Jahre verreisen und mit einhundert verschiedenen Vögeln aus aller Welt zurückkehren. Bei ihrer Rückkehr werde sie sich entscheiden, ob und wen sie von ihnen heiraten werde. Mit dieser Aufgabe rettet Sausan die Männer vor dem anhaltenden Krieg im Land und erhofft sich viele Geschichten aus der Ferne und die Welt damit zu sich zu holen.

Als ich den Klappentext gelesen hatte, stellte ich mir gleich vor, das Buch habe Ähnlichkeit zu Rafik Schamis "Erzähler der Nacht". Leider habe ich mir da falsche Vorstellungen darunter gemacht, was mich etwas enttäuschte (war mein Fehler). Ich mochte die Geschichte mit dieser Aufgabe, war gespannt darauf, was die drei Männer erlebten und für wen sie sich entscheiden wird. Leider wurde im Buch gar nicht so viel über die Reisen der Männer berichtet, die Geschichte fand fast ausschliesslich im Dorf von Sausan statt, was währenddessen mit ihr und dem Dorf, dem Krieg passiert. Mich störten die vielen Wiederholungen der Geschichte, vieles wird nicht nur ein- sondern gleich mehrere Male erwähnt, was überhaupt nicht nötig wäre. Das Buch wäre ein paar Seiten schlanker nicht weniger lesenswert, im Gegenteil. Auch empfand ich die Sprache teilweise sehr holprig, ich vermute mal, dass es an der Übersetzung liegt. Ansonsten habe ich es gerne gelesen.

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