Genialer Stil, schräger Humor, eigentlich genau mein Geschmack. Nur die Story fand ich etwas lame, auch wenn die Einbettung der fiktiven Figur des Hundertjährigen gekonnt in die weltgeschichtlichen Ereignisse eingebettet wurde.

Es geht tatsächlich um einen Hundertjährigen, Allan Karlsson, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Und das ausgerechnet an seinem Geburtstag, an dem in dem Altersheim, in dem er lebte, sogar der Stadtrat und die Lokalpresse antanzen wollten. In einem Strang wird also von Allans Flucht berichtet, wie er zu einem Koffer voll Millionen kommt, eine Truppe Ganoven hinter ihm her ist, er Helfershelfer findet und die Ganoventruppe auf ungewöhnliche Weise dezimiert wird. In einem zweiten Streng erfahren wir Allans Lebensgeschichte. Wie er durch die Welt reist, verschiedene politische Systeme kennenlernt und als unpolitischer Mensch und Sprengstoffexperte doch mitmischt in der großen Politik. Über allem liegt ein feiner Hauch von Humor, der mir ausnehmend gut gefällt.

Allan Karlsson, 100 Jahre alt, reicht's. Er hat keine Lust mehr auf Haferbrei, Vorschriften wann er was wo essen darf und generell behandelt zu werden wie ein kleines Kind. Also klettert er an seinem 100. Geburtstag kurzerhand durch's Fenster seines Zimmers im Altenheim und macht sich auf den Weg: Es kommt eh wie es kommt - seine Lebensmaxime, mit der er die letzten 100 Jahre ganz gut gefahren ist. Auf seinem Weg nach irgendwohin packt es ihn plötzlich und er stiehlt einem jungen nervigen Mann dessen Koffer. Dumm nur, dass dieser bis oben hin mit Geld gefüllt ist und der junge Mann ihn um jeden Preis wieder zurückhaben will. Dass es hierbei zu diversen Komplikationen kommt, versteht sich sicherlich von selbst, doch Allan Karlsson trifft unterwegs auf einige Menschen, die ihm durchaus wohlgesonnen sind und ihm hilfreich zur Seite stehen - wobei die Aussicht auf einen Anteil am Koffervermögen vermutlich auch dazu beiträgt.
Es ist eine wirklich humorvolle, aberwitzige Geschichte, wobei im Wechsel auch die Lebensgeschichte Allans erzählt wird, die nicht weniger unterhaltsam und abenteuerlich ist als das momentane Geschehen. Das Alles ist nicht unbedingt realitätsnah, aber wie meinte schon der Großvater des Autors im Vorwort: 'Wenn ein'n man jümmers bloß die Wohrheit vertellt, denn is dat de Tid nich wert, dat je em tohört.' Die handelnden Personen sind durchweg liebenswert dargestellt, und wenn auch so mancher Toter den Weg der Gruppe pflastert, drückt man doch allen fest die Daumen, dass sie mit der Sache durchkommen.
Der Schreibstil ist etwas gewöhnungsbedürftig: recht schlicht, fast schon naiv, passt aber in idealer Weise zur Art der Hauptperson Allan und man fühlt sich nach einigen Seiten auf du und du mit ihm. Es waren ein paar vergnügliche Lesestunden, die (zumindest bei mir) ein ständiges Schmunzeln verursachten.

Ich lese normalerweise keine Spiegel-Bestseller. Das Buch war auch irgendwie ein bisschen so, wie ich es erwartet hatte, schwedisch halt und durchaus unterhaltsam. Die Geschichte ist übertrieben skurril und das ist auch nicht so schlimm, das macht das Leseerlebnis hier aus. Ein bisschen nervig fand ich allerdings dann – auch wenn es zum Stil des Buches gehört – die ständigen Zeitsprünge an spannenden Stellen und die akribischen Beschreibungen der für die eigentliche Handlung unwichtigen Geschehnisse. Die unzähligen Namen von Personen und Orten kann man unmöglich behalten, geschweige denn den Weg der Protagonisten von einem schwedischen Dorf zum anderen nachvollziehen. An komischen Wendungen der Ereignisse fehlt es jedenfalls nicht.