Kurzweilig und informativ und allein deshalb lohnend, weil Rönicke einen Ausweg aus der idiotischen Bezeichnung "unschuldig" für Kinder bietet. Das Wort ist "unerotisch" - dankesehr!!
Schwer verliebt in Fredy Gareis. Nach drei Monaten unterwegs sind seine Texte das Einzige, was ich gerade lesen kann. Ich habe endlich einen Reiseautor für mich gefunden, dem zudem alles Andreas Altmann-ige abgeht. Ich hatte zwischendurch schon Angst, ni dem Genre nur noch historische Reiseliteratur lesen zu können. (Obwohl ich da immer noch Hoffnungen in Ida Pfeiffer setze. Die jetzt aber wegen siehe oben weiter warten muss..)
Ich hatte große Freude an der Idee des Buchs. Ein spannendes, fiktives, nichtsofiktives Szenario. Die Sprache war manchmal lieblos... oder jedenfalls so, dass ich dachte, dass dieses Buch vielleicht schnell fertig werden musste.
Für mich das erste aktuelle politische Buch seit Ewigkeiten, für das ich die Zeit und Muße hatte - und dann gleich ein tolles. Inspirierend, intellektuell und in der Analyse dessen, was in der Gesellschaft besser laufen müsste und könnte, angenehm treffend, sofern ich das für Themen beurteilen kann, die nicht nur Frankreich, sondern viele westliche, individualisierte Gesellschaften betreffen. Kleines Beispiel: Macron erwähnt den Wohnungsbau und fragt, warum es keine Möglichkeiten für getrennte Paare mit Kindern gibt, trotzdem als Familie zusammen zu leben (z.B. mit zwei gegenüber liegenden Wohnungen). Ist im Wohnungsbau bzw. der Vermietung nicht vorgesehen - warum nicht? Frage ich mich seit Jahren und ich bin froh für Frankreich, dass es einen schlauen Politiker als Regierungsoberhaupt hat.
Großartig. Und fantastischer Stil, den ich sehr mag (lange Sätze, viele Kommas, scharfe Beobachtungen). "Nur hinten im Eck ratschen drei Frauen im Sitzen, eine slawische Enklave, in der alles noch in Ordung ist, genug Bauchspreck für drei Generationen glücklichen Lebens, und geraucht werden darf auch noch." "Nie ist man mehr im Jetzt als mit einem Säugling. Eine Sehnsucht, die über all die Jahre nicht leiner geworden ist." "Das Alter als langsame Entsaftung. Auflösung alles Elastischen, innen und außen, eine Wüstenwerdung." "[…] damals kam es ihr schon komisch vor, dass eine ganze Generation gutausgebildeter und gesunder Frauen so viel Rat benötigen solte, um ein Kind zu gebären, zu stillen, zu tragen, großzuziehen."