Diese in drei Teilen erzählte Familiengeschichte lebt im Wesentlichen von ihrem guten Lesefluss, den detailreichen Darstellungen und dem unglaublich starken ersten Teil. Das Gesamtpaket kommt, trotz der eher schweren Thematik, ziemlich leicht daher, an manchen Stellen im ersten Drittel haftet dem Roman gar etwas Surreales an - und um ehrlich zu sein hat mir genau dieser Aspekt in den beiden folgenden Teilen gefehlt. Der Übergang auf die zweite und dritte Generation gelingt in meinen Augen nur bedingt. Zwar schafft es Wagner, die Familiendynamik und die Entwicklung des Hambacher Forsts ganz gut zu verknüpfen, die Umstände, die den Generationswechsel einleiten, empfand ich leider als zu gewollt. Die Charaktere, insbesondere die Geschwister der dritten Generation, bleiben im Verhältnis zu Leonore, deren Fluchtgeschichte und der damit verbundenen Suche nach Heimat bis zum Ende das Gerüst bildet, leider sehr blass. Mir fehlte hier teilweise einfach eine klarere, innere Perspektive. Aufgrund seiner Thematik wird der Roman wohl viele Leser/innen begeistern - mir blieb er aber über weite Teile schlichtweg zu oberflächlich und deshalb nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung von mir.

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