Vermutlich hätte ich dem Buch nach dem ersten Viertel ohne großes Zögern eine Fünf-Sterne-Wertung verpasst. Und ich bin auch am Ende noch der Meinung, dass das Buch mich unterhalten hat - an einigen Stellen mehr als an anderen - und das es insgesamt okay war.

Diana Gabaldon macht für meinen Geschmack vieles richtig. Ich mochte ihren Schreibstil und insbesondere die Art, wie sie durch Beschreibungen, sowohl die Landschaft als auch die Atmosphäre greifbar gemacht hat. Auch mit Claire hat sie einen eine Protagonistin gewählt, die mir gerade wegen ihrem zähen Auftreten gefiel. Eingebettet in die Zeitreisen-Thematik war das eigentlich eine ziemlich gute Grundlage, für interessante Entwicklungen. Dass mit Jamie dann ein Gegenüber kam, der - gerade im Kontext zu den anderen Charakteren - doch ein bisschen aus seiner Zeit gefallen zu sein schien, fand ich eigentlich ganz nett.

Dann kommt nach etwa einem Viertel der Punkt, an dem es anfängt zu kippen und der Roman mich langsam verliert. Der Roman scheint über einige Kapitel fast ausschließlich aus Sex-Szenen zu bestehen. Die einen mögen das als romantische Szenen sehen, mir war das eher etwas zu viel des Guten und warf eher die Frage auf, ob Gabaldon damit (zumindest im Bezug auf die Skandalträchtigkeit) das Fifty Shades of Grey der 90er Jahre geschrieben hatte. Die Darstellung von (sexueller) Gewalt war über den gesamten Verlauf des Buches sehr grafisch und es gab viele solcher Szenen. In die Zeit gebettet kann ich das teilweise verstehen. Was mich hier allerdings wirklich fuchsig gemacht hat, ist die Tatsache, dass alle wirklich bedeutenden Ereignisse (und das sind einige) des Plots in einer Verbindung zu sexueller Gewalt stehen. War für meinen Geschmack etwas viel. Als hätte das 18. Jahrhundert keinerlei weitere Möglichkeiten für Plot-Wendungen bereitgehalten. Zuletzt noch eine kleine Sache, die mich stutzig macht: Das Zeitreise-System oder vielmehr, die Vorstellung von Zeit, die damit verknüpft ist. Es entzieht sich (zumindest in meinen Augen) jeglicher Logik. Für den Roman mag das nicht von Bedeutung sein, dafür ist die Zeitreise zu nebensächlich, aber so ganz rund ist es eben nicht.

Der Auftaktband von Diana Gabaldons Outlander-Reihe war okay. Die Reihe werde ich allerdings wohl nicht weiterverfolgen, die Netflix-Serie vielleicht schon eher.

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