Eugen Ruge erzählt mit seinem Debütroman In Zeiten des abnehmenden Lichts die Geschichte der ostdeutschen Familie Umnitzer. Vier Generationen, ein halbes Jahrhundert gelebte Geschichte; der Vergleich zu Thomas Manns Buddenbrooks, der oftmals gezogen wird, hat mich zugegeben zu Beginn etwas abgeschreckt, am Ende war mein Leseerlebnis hier aber ein komplett anderes. Im Gegensatz zu Mann konnte mich Ruge mit der Art, wie er mit Sprache umgeht, fesseln. Die Charaktere, die er zeichnet, sind allesamt stark, obwohl ich nicht alle gleichermaßen mochte. Ruge schneidet viele geschichtliche Ereignisse wie den Mauerbau oder das Ende der DDR an, verliert sich aber nicht in einer geschichtlichen Abhandlung, sondern stellt die damit verbundenen Auswirkungen auf seine Charaktere sowie deren Beziehungen in den Fokus. Nach und nach bekommt man dank Perspektivwechsel und Zeitsprüngen einen tiefen Einblick in diese Familiengeschichte, die alles andere ist als lückenlos - welche ist das schon? -, aber unglaublich ehrlich, menschlich und ein stückweit, was sich gerade an Alexanders Charakter zeigt, traurig. Gerade deshalb halte ich den Roman für unglaublich lesenswert.

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