How Not to Be Wrong
480 Seiten

How Not to Be Wrong gehört zu den wenigen Büchern, bei denen es mir unglaublich schwer fällt, mich kurz zu fassen. Gleichzeitig fühle ich mich aber in dem, was ich dazu zu sagen habe, unglaublich befangen. Vielleicht ist das so bei Themen, die einem irgendwie am Herzen liegen. In diesem konkreten Fall ist das Thema die Mathematik.

Jordan Ellenberg, US-amerikanischer Mathematiker, hat mit How Not to Be Wrong ein populärwissenschaftliches Buch geschrieben, mit dem er versucht, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Mathematik so ziemlich jeden Bereich des täglichen Lebens berührt; selbst jene, bei denen es auf den ersten Blick nicht so scheint.

"The lessons of mathematics are simple ones and there are no numbers in them: that there is structure in the world; that we can hope to understand some of it and not just gape at what our senses present to us; that our intuition is stronger with a formal exoskeleton than without one. And that mathematical certainity is one thing, the softer convictions we find attached to us in everyday life another, and we should keep track of the difference if we can." (p. 437)

Auf humorvolle Weise bahnt sich Ellenberg seinen Weg durch die Themen Linearity, Inference, Expectation, Regression und Existence. Zur Veranschaulichung wählt er dabei bewusst alltägliche(re) Szenarien wie die Lotterie in Massachusetts, politische Wahlen – hier liegt der Fokus auf den USA, wo Ellenberg lebt - oder Michael Drosnins Bestseller The Bible Code. Was auf den ersten Blick weniger mathematisch erscheint, wird schließlich dank der richtigen Fragestellung auf eine mathematische Ebene gehoben, die Ellenberg im Folgenden sehr präzise und verständlich erklärt, analysiert und, um einen differenzierteren Blick zu ermöglichen, teils erweitert oder anpasst. Er verzichtet dabei weitestgehend auf Formeln, veranschaulicht das, was er zu sagen hat, lieber mit Worten oder Illustrationen. Er macht das, was in der Vorstellung vieler abgehoben ist, sicht- und greifbar. Auch, wenn sich der Autor weitestgehend bemüht, Probleme beginnend bei Null aufzuarbeiten, gibt es auch Stellen, wo bestimmtes Vorwissen, wie z.B. das Lösen quadratischer Gleichungen, vorausgesetzt wird oder er in komplexere Gebiete wie mehrdimensionale Geometrien oder relative Unendlichkeiten abdriftet. Wer an diesen Stellen den Faden verliert und ihm nicht mehr folgen kann, sollte das Buch nicht direkt zur Seite legen – denn er kommt immer wieder auf den Boden zurück. Nämlich dorthin, wo Mathematik für so ziemlich alle verständlich ist.

Jordan Ellenbergs Buch ist ein gelungener Versuch, Mathematik und MathematikerInnen von ihrem (manchmal eher schlechten) Ruf zu befreien. „It's not like that, as we've seen. Mathematicians aren't crazy, and we aren't aliens, and we aren't mystics.“ (p. 436) Denn nach der Lektüre sollte klar sein: Wir sind eigentlich auch nur Menschen, die manchmal die richtigen Fragen stellen.

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