Wie ein Wunder
192 Seiten

Dieses Buch nehme ich gemischt wahr. Einerseits freut mich das für diesen Menschen sehr, dass er beinahe wie vor seinem Schlaganfall leben kann. Andererseits: was für ein arroganter, selbstverliebter Typ. Wäre ich sein Arzt gewesen, ich wäre in der Zeit, in der er stationär war, nicht sonderlich gerne zur Arbeit gegangen. Er selbst sieht das an manchen Stellen genauso, aber kein Wort der Entschuldigung oder Reue. Mangelnden Charakter kann man wohl mit Auflage wett machen. An manchen Stellen habe ich erkennen können, dass ein gutes und respektvolles Arzt-Patienten-Verhältnis wichtig ist. Das wurde mir besser vermittelt als in manchen Seminaren von Psychosomatik-Fritzen.

Mein Hauptproblem ist aber folgendes: Der Untertitel ist "Und es gibt doch Hoffnung!". Das Buch ist also an Menschen adressiert, die einen Schlaganfall erlitten oder Angehörige eines solchen sind. Dr. Heimann hatte eine Basilaristhrombose, das beschädigte Gebiet betraf also das Kleinhirn und Abschnitte des Stammhirns. Mit einigem Willen (und einer guten körperlichen Verfassung wohlgemerkt) kann man da vieles richten, was er auch zeigen konnte. Die schlimmsten Symptome sind aber die des Sprachverlustes, sowohl im Input als auch im Output. Da ist zwar ein anderes Gefäß betroffen, aber das stellt einen großen Teil dar. Sonderlich viel machen kann man da nicht. Ich fürchte, dass das Buch bei vielen falsche Hoffnungen schüren kann.

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