Von Schirach konstruiert für dieses Theaterstück einen angeblichen Verfassungskonflikt, wo es keinen gibt. Er führt durch eine sehr freie Auslegung der Rechtslage zum Thema und das weglassen von Fakten, wie es der Handlung jeweils zuträglich ist, den Zuschauer/Leser in die Irre, das ist legitim in einem fiktionalen Werk, aber von Schirach setzt diese Argumentation auch in den Begleittexten fort und sorgt so nur für Verunsicherung statt der von ihm versprochenen Aufklärung. Anscheinend hat er das Urteil des Bundesverfassungsgericht zum Luftsicherheitsgesetzt entweder nicht gelesen oder verschweigt es bewusst. Von Schirachs inhaltliches Hauptargument in diesem Werk ist eine Aufrechnung der Opfer der beiden möglichen Katastrophen (Trolley-Problem) von denen aber bei der ohne Eingriff stattfindenden bis zum tatsächlichen Eintritt unklar ist, ob es tatsächlich passieren wird. Genau dies ist jedoch im deutschen Recht nicht vorgesehen und Menschenleben können glücklicherweise nicht gegeneinander aufgewogen werden. Auch die Darstellung der Verhandlung ist seltsam: Von Schirach behauptet immer Strafverteidiger und Prozessanwalt zu sein, aber dafür ist seine Gerichtsverhandlung seltsam und amerikanisch wie von jemandem geschrieben, der das Gericht nur aus Law & Order kennt.

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