Zeit ihres Lebens
223 Seiten

Frieda war nicht glücklich, wie gesagt, aber sie hielt es doch für möglich, es zu werden, eines Tages. (S.35)

Die leere Zeit brach an, die Zeit, in der man wartet, doch das, worauf man wartet, nicht geschehen will. Warten ist wie Hoffen, dachte Frieda, nur leider ohne Hoffnung. (S.205)

Die alleinstehende Primarschullehrerin Frieda und der verheiratete Handelsvertreter Georg begegnen sich 1983 an einem verregneten Morgen an der Strassenbahnstation, sie völlig durchnässt und er mit einem grossen Regenschirm. Er bietet ihr Platz unter dem Schirm an und sie verlieben sich. Bis sie sich wiedersehen, vergehen ein paar Monate. Georg ist viermal im Jahr geschäftlich in der grossen Stadt, wo Frieda wohnt und arbeitet. In den vier Wochen, die Georg jährlich in ihrer Stadt verbringt, können sie ihre heimliche Liebe leben. In den restlichen Wochen des Jahres verbringt Georg bei seiner Frau Anna, dem gemeinsamen Sohn Christopher, dem Hund Bruno (der mit Georg spricht!) und vielen Gedanken an Frieda. Er schreibt ihr Briefe und ruft sie aus der Telefonzelle an. So vergehen Jahrzehnte. Als Georg Frieda nach einer längeren Pause telefonisch nicht mehr erreichen kann, fährt er zu ihrer Wohnung hin und erfährt, dass sie kürzlich ins Heim kam. Frieda hat Alzheimer. Das Buch endet mit seinem Besuch im Heim.

Die melancholische Sprache und ihre Rhythmik gefiel mir sehr. Ein leises, feines Buch, welches manchmal vergessen lässt, dass Georgs Doppelleben zu sehr romantisiert wird. In echt ist es nämlich einfach nur scheisse, was er macht. Und wieso der Hund sprechen kann (und sogar mit Georg zusammen raucht...), konnte ich auch nicht nachvollziehen. Dieser Teil ist völlig überflüssig und trägt auch gar nichts zum Buch bei, zu wenig herausgearbeitet.