Nicole Seifert nimmt sich die Zeit und macht sich die Mühe die Grundlagen, die Geschichte der strukturellen Bedingungen zu erklären, vor denen noch heute weibliches Schreiben abgewertet wird. Weil es einen hauptsächlich männlichen Kanon gibt, ist die Geschichte, das Narrativ, vor dem Kritiker:innen urteilen und überhaupt erst wahrnehmen durch einen männlichen Blick und vor allem eben auch durch männliche Themen geprägt. Andere Themen, andere Sichtweisen lassen sich vor diesem Hintergrund kaum einordnen. Eine Einordnung in die Geschichte weiblicher Literatur ist nicht möglich, weil die weibliche Literatur eben nicht kanonisiert und erhalten geblieben ist. Seifert zeigt wie das Motiv der „Verrückten auf dem Dachstuhl“ für die Abwertung weiblicher Autonomie sich durch die Jahrhunderte weiblichen Schreibens zieht, von Austen über Haushofer bis zu Simone Hirths „Das Loch“. Ich habe viel gelernt über die Grundlagen der Auslese weiblicher Literatur, aber auch über die Grundlagen der Literaturkritik an sich.
Weiter Blick darauf, was Autor:innen auf dem Literaturmarkt erfahren müssen und wie systematisch weibliche Perspektiven degradiert werden.
Interessante Abhandlung über die Position von Frauen im Literaturbetrieb im Verlauf der Historie. Als Übersichtswerk absolut gelungen, für mich wäre die ein oder andere Ausführung aber auch absolut okay gewesen.