Findet mich
324 Seiten

Doris Wirths Roman Findet mich erzählt die Geschichte einer Familie, deren Vater, Erwin, in eine Psychose abgleitet, alles hinter sich lässt und in die Wälder flüchtet bzw. flüchten möchte. Damit führt er die Familie an den Rand des Zusammenbruchs. Erwins Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven und über mehrere Jahrzehnte hinweg erzählt: aus der Sicht Marias, Erwins Frau, sowie aus der Sicht von Florence und Lukas, den beiden Kindern. Dadurch wird eine detaillierte Familiengeschichte geschildert, die jedoch keine einfachen Erklärungen bietet. Stattdessen handelt es sich um eine vielschichtige Erzählung über familiäre Bindungen.

Besonders beschäftigt hat mich, dass Maria bis zuletzt bei Erwin bleibt. Auch wenn Erwin immer weiter abdriftet, steht das Bedürfnis nach Stabilität über allem. Der Familie gelingt es nicht, die Probleme anzugehen oder Veränderungen herbeizuführen. Florence fasst dies prägnant zusammen: „Heile Familie, nicht wahr?“

Findet mich wurde aus meiner Sicht völlig zu Recht für die Shortlist des Deutschen Buchpreises nominiert.

Findet mich
324 Seiten

Auf x Zeitebenen erzählt Doris Wirth von einer Schweizer Familie, den Dynamiken zwischen ihren Mitgliedern und davon, wie eine psychische Krankheit langsam Raum greift und die geglaubte Stabilität nach und nach bröckeln lässt. Dabei kommt, finde ich, gut zum Ausdruck, dass es zwar einen ‚Kippmoment’ gibt, an welchem sich die Krankheit nicht mehr ignorieren lässt, sich diese aber aus einer langjährigen, ja generationenübergreifenden Prägung heraus entwickelt und die Grenzen von ‚gesund‘ und ‚krank‘ verwischt. Persönlich hätte ich mir noch mehr Erzählung über das ‚danach‘ gewünscht. Der Roman blickt weit zurück in die Vergangenheit, dagegen nimmt die Zeit ab dem Moment, an welchem alle Beteiligten die Diagnose akzeptieren, verhältnismässig wenig Seiten in Anspruch. Vielleicht ist das aber auch nur meine Neugierde, wie es wohl mit Florence, Lukas, Maria und Erwin weitergeht…