Denn jede Geschichte, die man erzählte, gehörte einem nicht mehr ganz. Man musste darauf achten, was man teilte. Die wichtigsten Geschichten behielt man besser für sich.

Im Fokus von Das größere Wunder steht Jonas, ein junger Mann, der sich am Mount Everest befindet und den Gipfel erklimmen will. Während seiner Zeit am größten Berg der Welt hängt er seinen Erinnerungen nach. In deren Verlauf begleiten die Leser/innen Jonas durch Kindheit, Jugend und zurückliegenden Jahre seines Erwachsenenlebens und lernen Wegbegleiter/innen, mit denen prägende Erlebnisse verknüpft sind, kennen. Man muss (oder kann) Jonas' Charakter nicht mögen, allerdings entwickelt sich hier eine Idee dafür, was die wirre Reise, die ihn über den Kontinent führen wird, angestoßen hat. Erzählerisch ist das über weite Abschnitte stark, gerade die Szenen am Berg empfand ich - ohne die Authentizität beurteilen zu können - als sehr eindrücklich und intensiv. Allerdings entpuppt sich Thomas Glavinic in seiner Erzählweise als wahrer Geheimniskrämer, einige tragende und für Leser/innen durchaus interessante Punkte bleiben hier offen. Das mag auf den ersten Blick unbefriedigend sein, auf den zweiten Blick zeigt sich aber hier die Stärke des Autors, denn genau dieser Kniff unterstreicht die Grundaussage seiner Erzählung. Ein wirklich interessanter und lesenswerter Roman.