War irgendwie überhaupt nicht mein Fall. Die Idee mit den Traumwelten fand ich gut (deshalb habe ich es ja überhaupt erst gelesen), aber es gab für meinen Geschmack viel zu viel belangloses, oberflächliches und klischeehaftes Highschool-Blabla (der Blog war wirklich grauenhaft). Die Liebesgeschichte war leider auch nicht wirklich glaubhaft, das ging mir ein wenig zu schnell. Vielleicht ist der von so vielen gelobte Kerstin Gier-Humor ja einfach nichts für mich...
Isabel, die eiskalte Prinzessin, und Cole, der abgestürzte Rockstar, die beide schon aus der Mercy Falls-Trilogie bekannt sind, leben einige Zeit nach den Ereignissen in Mercy Falls in L.A. Isabel möchte ihren Traum verwirklichen und ein Medizinstudium anfangen. Sie hat einen Nebenjob, für den sie fast nichts tun muss außer anwesend zu sein, und auch sonst scheint ihr Leben endlich wieder ruhig zu verlaufen. Bis auf einmal Cole wieder vor ihr steht und behauptet nur ihretwegen nach L.A. gekommen zu sein. Doch gleichzeitig ist da natürlich noch die Reality-Show, in der er ein neues Album produzieren wird, und Isabel ist sich gar nicht mehr so sicher, ob sie Cole vertrauen kann. Sehr sicher ist sie sich jedoch, dass sie sich nie wieder in ihn verlieben möchte.
Diese Geschichte ist losgelöst von der eigentlichen Trilogie um die Mercy Falls-Wölfe (Nach dem Sommer/Ruht das Licht/In deinen Augen) und doch für mein Empfinden besser lesbar, wenn man die Trilogie bereits kennt. Einige Zusammenhänge, wie die gemeinsame Vorgeschichte von Isabel und Cole, würden dann fehlen, sodass einige Handlungen und Gefühle zunächst nicht nachvollziehbar sein könnten. Schimmert die Nacht ist nicht nur ein Spin-off, sondern insgesamt auch eine ganz andere Geschichte. Das fängt schon bei der Atmosphäre an: L.A. ist nun mal eine schillernde Stadt und das wirkt sich auch auf dieses Buch aus. Wir sind hier nicht mehr am mal mehr, mal weniger ruhigen Waldrand, sondern mitten im Leben in einer riesigen Stadt. Allerdings ist auch diese Geschichte wieder eher ruhig statt spannungsgeladen und geht ganz in den Gefühlen der Protagonisten auf. Isabel, die nach außen so eiskalt wirkt, im Inneren aber mit ihren Sorgen um ihre zerbrechende Familie zu kämpfen hat. Cole, der vor Kurzem noch selbstmordgefährdet war und sich nun wieder in das Rampenlicht zurückbegibt, das ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte. Und diese beiden lässt die Autorin nun aufeinander los. Und das macht sie gut. Sie findet eine gute Balance zwischen dem individuellen Alltag der beiden und gemeinsamen Erlebnissen. Coles neuer Rockstar-Alltag ist dabei natürlich besonders interessant und aufregend.
Wie gewohnt wechselt auch in diesem Buch wieder die Perspektive zwischen den beiden Protagonisten hin und her. Die ziemlich extremen Persönlichkeiten der beiden drängen sich dabei ziemlich in den Vordergrund, bringen beim Lesen allerdings auch viel Spaß. Isabel ist gewohnt arrogant und unverschämt und Cole ist sowieso sehr von sich eingenommen. Doch natürlich haben beide auch ihre innersten Ängste, die sonst nicht zu sehen wären. Und diese Ängste sind es auch, die die Beziehung zwischen den beiden zunächst zu dominieren scheinen. Ein Hin und Her zwischen zwei Leuten, die sich haben wollen, aber nicht können oder möchten ist Geschmacksache. Meiner Meinung nach sollte man es nicht übertreiben, aber hier ist es glücklicherweise noch im Rahmen geblieben. Allerdings wird dadurch auch deutlich, worum es in diesem Buch eben geht: Ein bisschen um Isabels Geschichte, ein bisschen mehr um Coles neue Karriere und natürlich im Vordergrund darum, ob die beiden es schaffen eine funktionierende Beziehung miteinander einzugehen oder nicht. Und das hat Maggie Stiefvater mit ihrem schönen Schreibstil auch interessant, mitfühlend und spannend umgesetzt. Sie fängt Gefühle, die Spannung zwischen Isabel und Cole, den Alltag und die Welt um die beiden herum wunderbar ein.
In diesem Sinne: “Was ist die nächste Mahlzeit?” -Hoffentlich eine, bei der man gemütlich Schimmert die Nacht lesen kann.