Der erste Band über die Nachtmahre von Ulrike Schweikert hatte einen seltsamen Spannungsaufbau, weil vieles vorweggenommen wurde oder weil sich die Protagonistin Lorena viele Seiten lang selbst bemitleidet hat. Das Konzept der Welt und der Wesen darin fand ich allerdings klasse, und weil zum Ende hin immer mehr Hinweise auf eine größere Verschwörung aufgetaucht sind, hatte ich große Hoffnungen in Band 2 gesetzt.
‘Die Schwester der Königin’ ist vom Spannungsaufbau ähnlich gestaltet wie schon der erste Band, Selbstmitleid und Jammern seitens Lorena sind jedoch zum Glück nicht mehr so sehr vorhanden. Das Buch wird allerdings immer noch aus verschiedenen Perspektiven erzählt, natürlich die von Lorena und auch der andere Nachtmahr Raika kommt zu Wort. Dazu kommen weitere ganz neue Blickwinkel, die die Erlebnisse im Lager des Feindes erzählen. Wer und was genau die sind, möchte ich allerdings nicht verraten, weil dies das Ende des ersten Bandes spoilern würde. Dieser Aufbau allerdings bewirkt dann wieder etwas ähnliches, das auch schon in Band 1 passiert ist: Wenn man als Leser ständig beide Seiten des Geschehens kennt, wird einiges vorweggenommen. Eine Spannung bleibt hier zum Ende des Buches dennoch bestehen, weil natürlich nicht immer alles klappt, was geplant wurde und Wendungen eingebaut wurden. Zudem ist das Pläneschmieden selbst auch eine interessante Sache, weil man beim Lesen beider Seiten natürlich miterlebt, wie die einen versuchen die anderen von vornherein auszustechen. Schon ziemlich amüsant. ;)
Lorena hat sich gegen Ende von Band 1, was kein großer Spoiler ist, dazu entschieden sich bei der Lady ausbilden zu lassen, damit sie sich selbst und ihre Mitmenschen beschützen kann. Noch immer hält sie ihre Nachtmahr-Seite für gefährlich, sodass sie in der Lage sein möchte nicht nur die neuen Feinde zu bekämpfen, sondern auch alle anderen vor dem leidenschaftlichen und wilden Nachtmahr zu schützen. Mit Lorenas Entscheidung lernt man also die Gemeinschaft der Nachtmahre bei der Lady näher kennen und natürlich auch einige andere (gefährliche?) Frauen. Die Perspektiven aus dem Lager des Feindes bringen dazu noch viel Abwechslung in die Geschichte. Beim Lesen erfährt man von ihrem Hass und von ihrer Vergangenheit, was nun dazu führt, dass verschiedene Personen gegeneinander aufgehetzt und manipuliert werden. Irgendwann kann man sich trotz der ziemlich offenen Perspektiven nicht mehr sicher sein, wer denn für wen arbeitet.
Natürlich spielt hier auch die Liebe und anderes Zwischenmenschliches wieder eine große Rolle, nicht nur eine romantische Liebe wie bei Jason und Lorena, sondern auch schwesterliche Liebe sowie der Zusammenhalt in einer Gruppe, die einige Zeit miteinander reisen muss. Dass es da nicht nur Freundschaft geben kann, ist klar, somit gibt es auch die ein oder andere Zickerei. Manches Drama, das in der Gruppe entstanden ist, kam mir zu überspitzt oder auch vorhersehbar vor. Und da wir es hier mit Nachmahren, ultra sexy Frauen, die jedem Mann den Kopf verdrehen können, zu tun haben, kommt Sex natürlich auch nicht zu kurz (auch wenn sich die Szenen mit der Zeit zu wiederholen scheinen), ist aber dennoch kein Hauptbestandteil dieser Reihe.
‘Die Schwester der Königin’ ist ein toller zweiter Band, der viel schneller aus den Puschen kommt als der erste. Hier wird der Konflikt zwischen den Nachtmahren und den Wanderern endlich tiefer thematisiert und die beiden Welten prallen immer mehr aufeinander. Liebe, Beziehungen, Eifersucht und Rivalität geben diesem Buch mehr Würze und ich empfehle die Reihe weiter zu lesen, wenn man Band 1 auch schon etwas gemocht hat. Es gab ja auch einige ziemlich negative Meinungen, doch wenn du dir vorstellen kannst, mehr von dieser Welt zu lesen, wird es sich lohnen. Auch wenn ich immer noch einige Kritikpunkte hatte, lohnt es sich weiter zu lesen, denn Band 2 ist schon besser als das erste Buch.
2,5*
Die Protagonisten hatten es teilweise so einfach, dass die Geschichte für mich kaum Spannung aufbauen konnte. Tessia ist in dieser Welt eine eher ungewöhnliche Person, Heilerin und Magierin zugleich, zwei Berufe, die sonst immer getrennt waren. Außerdem ist ihr Stand ziemlich niedrig und so kann sie theoretisch mit anderen Magiern und Novizen aus höheren Familien und deren Einfluss kaum mithalten. Und doch: Sie bekommt einfach alles, einfach so. Alles fällt ihr zu. Die Heiler-Gilde ist nicht begeistert, dass jemand versucht mit Magie zu heilen? Ja schön, das wird gesagt, aber sie lassen Tessia trotzdem ihren Willen. Der König ist sofort ihr bester Freund, scheint aber mit anderen Novizen nie ein Wort zu wechseln. Und als sie dann in den Krieg ziehen, wird natürlich ständig Tessia gerufen, wenn jemand geheilt werden muss, obwohl sie nicht mal ihre Heiler-Ausbildung beendet hat (und eine Frau als Heilerin angeblich sowieso nie akzeptiert werden würde) und obwohl die Heiler-Gilde, ausgebildete, erfahrene Heiler, auch mit reist. So ein wenig eine kleine Mary Sue, die einfach alles kann und alles bekommt, ohne dass es groß begründet wird.
2,5 Sterne.
Weil einiges mich unglaublich fasziniert hat und anderes unendlich frustriert und fuchsteufelswild gemacht hat. Später mehr.