Alles, was es schon im ersten Teil gab, doch auf 11 hochgedreht. War nicht so meins. Im ersten Teil konnte ich noch so tun, als wären es realistische oder gar an die Realität angelehnte Personen, derer Leben ich verfolge. Im zweiten Buch war es für mich dann einfach zu übertrieben.
Dieses Buch hat mich absolut fertig gemacht! Wäre es eine Speise, wäre es ein indisches Curry: lecker, sorgfältig komponiert, doch ich hätte es nicht "scharf" bestellen sollen, denn es macht, dass ich Dinge fühle, von denen ich nicht wusste, dass ich sie fühlen konnte (oder wollte?).
Julia Dippel schafft es Erotik zu beschreiben, ohne den schmalen Grat zu Pornografie zu überschreiten (was ich persönlich sehr erfrischend finde, es jedoch vermutlich der Zielgruppe geschuldet ist). Was mich jedoch ein wenig stutzig macht, ist die Lovestory selbst. Das Ungleichgewicht im Machtverhältnis zwischen den Figuren (er ist ein gottgleiches Wesen, die nur eine menschliche Sklavin, die nicht wegkann) steht zwar dem Romance-Aspekt nicht im wege, doch eine Liebesgeschichte daraus zu machen ist gewagt.
Natürlich endet das Buch auf einem Cliffhänger (auch wenn der Weg dahin sehr schön und der Cliffhänger auch verdient war) und ich bin sehr gespannt, was mich im zweiten Teil erwartet.
Kurz gesagt: eine klare Empfehlung für alle, die eine starke Story zu ihrem Romance mögen!
Wäre dieses Buch eine Speise, dann wäre es ein Cheeseburger. Kein sorgfältig komponierter Cheeseburger, den man bei einem Grillen mit Freunden, oder in einem schönen Restaurant zu sich nimmt. Nein. Dieses Buch ist ein räudiger Cheeseburger von McDonalds; den man um 4.00 Uhr morgens nach einer durchzechten Nacht verschlingt; der nach Pappe und zu viel Ketchup schmeckt, nicht satt macht und schnell wieder vergessen ist.
In einem Wort: Unbefriedigend.
Doch nun zum eigentlichen Inhalt: Als ich das Buch angefangen habe, wusste ich nicht, dass Brigitte Knightley eine Fanfiction Autorin ist, doch alles in diesem Buch schrie danach: der Mangel von Charakteraufbau, die Story, welche so wenig Aufmerksamkeit bekommt, dass es den Eindruck macht, dass selbst die Autorin keine Lust hatte sich mit ihr zu beschäftigen und zuletzt der überwältigende Fokus auf die Romance-Szenen (die zugegebenermaßen tatsächlich sehr schön geschrieben waren, und ich wünschte das ganze Buch bestünde daraus). Ich könnte noch ewig weiter schreiben, um deutlich zu machen, welche Aspekte schlimm waren (die konstanten und unnötigen Obszönitäten, unnötige Hypersexualisierung von so ziemlich allem, grundsätzliche Fehlannahme, dass Bildung und Intelligenz das Gleiche seien), doch viel lieber möchte ich kurz umreißen, was mir tatsächlich gefiel: Der Text ist sehr "unapologetic". Literarisch schlechte Ideen werden nicht nur umgesetzt, sondern mit einer solchen Wucht überzeichnet, dass der Leser*in unmissverständlich klar wird, dass das hier kein Versehen war. Die Welt ist nämlich nicht ein nach viel Recherche sorgfältig konstruierte, an das späte 19te bis frühe 20te Jahrhundert angelehnte, magische England. Nein. Es ist lediglich ein generisches England, minus alles, was offensichtlich modern wäre und um einen Gaslight-Filter ergänzt. Es ist ein Vibe und kein Worldbuilding. Mir persönlich drängt es die Frage "Das darf man?" auf. Ich glaube jedoch, viele andere Leser, die mit echten Erwartungen an das Buch herangehen, werden da definitiv enttäuscht sein.
Davon mal ab: Ich hoffe inständig, dass das nicht die Zukunft des Romantay-Genres ist.
Es ist ein Briefroman!