Silfur – Die Nacht der silbernen Augen
475 Seiten

Island scheint ein ganz besonderes Land zu sein, in meinem Kopf ist es das jedenfalls. Ich war noch nie dort und alles was ich davon höre oder lese, macht diese Insel für mich nur noch geheimnisvoller. Relativ kleine Fläche, darauf ziemlich wenige Menschen, ein ganz anderes Leben, als ich es kenne. Oder doch nicht? Nina Blazon hat mit "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" einen Roman für Leser_innen ab 10 Jahren (nach oben gibt’s keine Altersgrenze) geschrieben, der nach Island entführt und phantastische Elemente in Form von Elfen und Widergängern einbaut. Zwei junge Brüder entdecken in den Ferien nicht nur Reykjavík, sondern auch noch die Tochter der Gastfamilie, bei der sie leben, Elín, und mit ihr eine ganz neue Welt.

Elfen gibt’s doch eh nicht! Das denken sich die Brüder Fabio und Tom garantiert, als sie zusammen mit ihren Eltern nach Island aufbrechen. Sie verbringen ihre Zeit bei Björg und ihrer Tochter Elín, ein richtiger Wirbelwind, die so gar nicht damit einverstanden ist, dass sie ihr Zimmer an die beiden Jungs abtreten muss. Doch ist Elín wirklich so frech und biestig, wie sie rüberkommt? Was steckt hinter ihrem Verhalten? Fabio und Tom begeben sich auf Entdeckungsreisen — und besonders Fabio entdeckt immer wieder Ungewöhnliches, das er sich nicht sofort erklären kann. Was ist dran an den Geschichten über Elfen und Widergängern?

Nina Blazon hat es gleich mit den ersten Sätzen geschafft, mich nach Island zu entführen. Die Atmosphäre der Insel und auch die bei der Gastfamilie hat sie perfekt eingefangen, durch kleine Details, die das Leben dort so besonders und auch besonders anders machen. Seien es diverse „Köstlichkeiten“, die es dort zu probieren gibt, oder auch nur die Art der Einwohner, ihre Gelassenheit, ihre Selbstverständlichkeit am Leben, am Miteinander. Dies ist nur einer der Höhepunkte, die "Silfur" mir beschert hat.

Ein weiterer Höhepunkt sind die phantastischen Elemente in dieser Geschichte, auf die ich hier allerdings nicht viel näher eingehen möchte. Es geht um Elfen, so viel sei gesagt. Keine herkömmlichen Eltern, sondern spannende, geheimnisvolle, fiese und liebe, moderne und antiquierte Elfen. Ein toller Mix, der nach und nach enthüllt wird. Als Leser_in wird man zusammen mit den Brüdern Fabio und Tom durch die Geschichte geführt. Die beiden verstehen sich im Grunde ziemlich gut, doch jeder hat so seine eigenen Socken, die nicht immer recht passen wollen. Fabio, der ältere, aber nicht größere der beiden, hat daran zu knabbern, dass er in allem ständig von seinem „kleinen“ Bruder überstrahlt wird. Dieser wiederum möchte es Fabio nicht allzu schwer machen und hält sich, wo es geht, zurück. Das sind nicht gerade die besten Startvoraussetzungen, wenn es um neue Ferienabenteuer auf Island geht. Insgesamt ist "Silfur" damit nicht nur die Geschichte zweier Brüder, die sich auf die Suche nach Elfen machen (oder doch von ihnen heimgesucht werden?), sondern beschäftigt sich auch einfühlsam mit Schwierigkeiten in Familien und Beziehungen.

Oben habe ich es bereits angedeutet, doch ich finde es so wichtig, dass ich es hier im Fazit gern noch mal wiederhole: "Silfur – Die Nacht der silbernen Augen" wird vom Verlag ab 10 Jahren empfohlen, damit lässt es sich wahrscheinlich eher in die Kategorie Kinderbuch einordnen. Nach oben allerdings hat das Buch für mein Empfinden keine Altersgrenze. Jede_r kann es lesen. Und jede_r sollte es lesen, wenn die Stichworte Island, Elfen und Abenteuer in toller, faszinierender und eindringlicher Atmosphäre auch nur ein wenig ansprechend klingen.

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