Schattenkriege
621 Seiten

Nach dem tollen ersten Band "Heimkehr" habe ich mich sehr auf die Fortsetzung "Schattenkriege", die uns wieder in die Welt Erui entführt, gefreut. Der Titel selbst verrät schon, dass es im zweiten Band um einiges düsterer werden wird und das kann ich nach dem Lesen auch bestätigen. Nachdem die Charaktere im ersten Band ihre neu entdeckten Fähigkeiten vertieft und einiges über ihre wahre Herkunft erfahren haben, müssen sie hier schwierige Prüfungen bestehen. Währenddessen lernt man sie besser kennen und versteht einige Zusammenhänge, die im ersten Band bereits behandelt, aber noch nicht vollständig entschlüsselt wurden, besser. "Heimkehr" war eine Einführung in die Welt von Erui, in "Schattenkriege" geht es so richtig los. Weiterlesen lohnt sich.

Sylvia Rieß spielt auch in "Schattenkriege" wieder mit verschiedenen Zeitebenen, die die Handlung sehr spannend gestalten. Mir ist es dadurch zwar zunächst recht schwer gefallen mich wieder in der Geschichte zurechtzufinden, doch als es mir dann gelungen ist, haben mich die Handlungsstränge nur noch mehr fasziniert. Wie auch der erste Band ist dieses Buch wieder in vier größere Abschnitte aufgeteilt, die jeweils mit ihren eigenen Schockmomenten enden. Dieses Buch beleuchtet Fenia selbst und ihre Erlebnisse in Erui näher, sodass man als Leser einen tieferen Einblick in ihren Charakter bekommt. Damit werden auch gleichzeitig Eigenschaften und Entscheidungen der zukünftigen Fenia, die man wegen der verschiedenen Zeitebenen schon kennenlernen konnte, erklärt und sie hat dadurch tatsächlich ein Mehr an Charaktertiefe, das ich mir nach der Lektüre des ersten Bandes gewünscht hatte, bekommen.

Die Schattenkriege selbst werden auf eine interessante Weise erzählt. Aus verschiedenen Perspektiven werden einzelne Kampfszenen gezeigt, die aber aus mehr als den immer gleichen Duellen bestehen. Es wird geplant, verschiedene Taktiken werden ausgetüftelt und ausprobiert, manchmal funktioniert’s, andere Male geht es schrecklich nach hinten los. Dadurch wird der Krieg abwechslungsreich, ohne dass er in die Länge gezogen wird. Insgesamt herrscht in diesen Episoden eine ernste Sprache vor, die sich nicht in blutigen Beschreibungen verliert. Der Konflikt zwischen den beiden Seiten, die hier kämpfen, wird nach der in Band 1 noch relativ mysteriösen Gefahr konkretisiert und bietet überraschende Wendungen, die für ganz Erui von Bedeutung sind.

Im Fokus steht allerdings nicht nur der Krieg, sondern auch die persönlichen Entwicklungen der Charaktere. Nicht nur Fenia, sondern auch einige weitere Personen werden hier näher beleuchtet. Ich habe mich gefreut, dass mir so ein paar Charaktere ans Herz wachsen konnten. Noch mehr fürs Herz gab es durch kleinere Liebesgeschichten übrigens auch.

"Der Stern von Erui" ist eine Reihe, die neben komplexen Zeitebenen eine ebenso komplexe Welt mit ihren Konflikten und Charakteren bereithält. Diese selbstverlegten Bücher müssen sich keinesfalls hinter großen High Fantasy-Büchern verstecken.

← alle Einträge von piranhapudel