Erasmus Emmerich und die Maskerade der Madame Mallarmé
260 Seiten

Das verrückteste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe, ist sehr wahrscheinlich dieses hier. "Erasmus Emmerich und die Maskerade der Madame Mallarmé" ist bereits so ein wunderbar klangvoller Name. Ich kannte schon die erste Kurzgeschichte mit Erasmus Emmerich und eine weitere Geschichte mit einem anderen, nicht minder verrückten und kreativen Protagonisten aus der Feder von Katharina Fiona Bode. Umso toller ist es also, dass es ihre kreativen Ideen nun auch in Romanlänge gibt. Seitenweise Wortwitz, skurrile Erfindungen und liebenswürdige Dialoge und Neckereien, wie habe ich mich darauf gefreut! Kleines Fazit vorweg: Selbst die Romanlänge war noch viel zu kurz und viel zu schnell vorbei.

Erasmus Emmerich, äußerst erfolgreicher Detektiv und Erfinder, bekommt einen neuen Auftrag: In Berlin wird jeden Tag eine neue Trollleiche gefunden, da soll er doch mal schauen. Hängt das vielleicht mit dem alten Bekannten namens Villard zusammen? Oder ist es was ganz anderes? Niemand, vor allem nicht die Polizei, hat auch nur die geringste Ahnung und währenddessen taucht die verschleierte Witwe Madame Mallarmé auf. Mit den stümperhaftesten, aber auch genial erfolgreichen Methoden lenkt sie den Verdacht auf Emmerichs Partnerin Marie, die Qualmfee, die sich nun damit beschäftigen muss, ihre eigene Unschuld zu beweisen.

Vor dem eigentlichen Roman sind die beiden Kurzgeschichten um Erasmus Emmerich, die bereits in Anthologien erschienen sind, abgedruckt. Ich empfehle auch diese zu lesen, weil sie erstens eine Menge Spaß bereiten und zweitens Figuren einführen, die im Roman wieder auftauchen werden. Allen voran zum Beispiel der absolut liebenswürdige Zinbi — Entschuldigung, Zinoberius der Dritte, ein zinnoberroter Zinnsoldat aus der zweiten Kurzgeschichte. Der wohnt nun bei Erasmus und Marie und die drei sind ein himmlisches Team. Ein sich neckendes Team. Ein Team, das sich mit kommunikativen Missverständnissen perfekt ergänzt und solch hoffnungslose Fälle wie die der Trollleichen in jedem Fall lösen können. Ich habe dieses Team geliebt. Ge. liebt.! Wie sie miteinander sprechen, miteinander umgehen, sich (übereinander) ärgern, sich vermissen und necken und helfen. Und das alles zusätzlich garniert mit einer Menge, nein, einer Unmenge an Wortwitz, literarischen Anspielungen und Charme. Katharina Fiona Bode kann Worte und Wortbedeutungen auf eine Weise formen, die mich das Buch mit einem offenen Mund hat lesen lassen. Weil ich es nicht fassen konnte, wie man auf solche Wort(neu)schöpfungen und Erfindungen kommen kann. Und das immer und immer wieder. Kleines Beispiel gefällig?

"Zinoberius hüpfte in eine gepunktet und behenkelte Porzellankabine seines surrenden Tassen-Paternosters, so dass nur noch das halbe Tee-Ei von Kopfbedeckung herauslugste, und ließ sich abwärts tragen. [… 2 Seiten später] »Ich höre was!«, rief Zinoberius aus und stürmte zur nächstaufsteigenden Tasse seines Tassternosters." (S. 58-60)

Es sind die Kleinigkeiten und immer wiederkehrenden liebenswürdigen Details, die dieses Buch für mich so besonders gemacht haben. Und dabei war immer auch dieser einmalige Wortwitz dabei. Davon möchte ich bitte noch ganz viel mehr haben und erwarte jetzt schon mit Sehnsucht die weiteren Bände.

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