Den Mund voll ungesagter Dinge
400 Seiten

Einige (schwule) Männer und heterosexuelle Frauen haben die Darstellung der Liebe zwischen zwei Frauen in diesem Buch kritisiert und als wenig realistisch bezeichnet. Keine Ahnung, warum ihr es nicht Betroffenen überlasst das zu beurteilen, aber hey, bin ich schon gewohnt. Selbst wenn ihr aus einer homosexuellen Perspektive schreibt, könnt ihr eine lesbische/bisexuell-weibliche Perspektive NICHT nachvollziehen. Natürlich ist dieses Buch nicht perfekt und problematische Inhalte wurden zurecht kritisiert. Hier auf Goodreads finden sich einige wichtige Aspekte in den Reviews.
Ich bin weiblich und pansexuell (finde also alle Geschlechter anziehend) und habe dieses Buch mit Ende 20 gelesen. Und ihr glaubt gar nicht, WIE VIEL es mir dennoch gegeben hat. An so vielen Stellen habe ich meine eigene Jugend in den beiden Protagonistinnen wiedererkannt und das hat mich gleichzeitig super traurig und ultra glücklich gemacht. Mein komplettes Umfeld und die Gesellschaft haben mir früh beigebracht, dass es ganz normal sei, dass Frauen andere Frauen hübsch finden. Dass es doch normal sei, girlcrushes zu haben oder Schauspielerinnen zu crushen. Dass es in meinem Fall aber so viel mehr war, hat die heteronormative Gesellschaft mir verheimlicht. Und wenn ich zusätzlich auch keine Vorbilder hatte, wie sollte ich dann herausfinden, dass ich nicht hetero bin? Ähnliches passierte auch den Protagonistinnen: Sie hatten schon was mit Jungs, weil es ihnen eben als "normal" beigebracht wird. Erst als sie sich ineinander verliebten, fingen sie an richtig darüber nachzudenken. Das mag nicht die Erfahrung aller lesbischen oder bisexuellen Frauen sein, doch es ist eine mögliche und realistische Perspektive. Thank you for coming to my TED talk.

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