Keine Helden: Piraten des Mahlstroms
302 Seiten

Keine Helden – Piraten des Mahlstroms hat den mit Abstand verwirrendsten Buchtitel des Jahres. Wenn Eberhart, Aurelia und die restliche Truppe keine Helden sein sollen, wer denn dann? Nun gut, der Leitsatz in dieser Geschichte ist „Was soll schon schief gehen?“ und die einzige mögliche Antwort darauf ist zu jeder Zeit: „Alles“. Aber nur, weil der Plan schief läuft, muss das nicht heißen, dass die Helden ihr Ziel nicht auf einem anderen Weg erreichen können. Seht ihr, Logik ausgetrickst, die sind alle Helden.

In <s>„Keine Helden“</s> „Doch, sie sind Helden“ erzählt Nils Krebber zunächst aus dem Alltag von Eberhart Brettschneider und Aurelia, die als Team gerne Leute bestehlen. Sie sind con artists und planen Raubzüge im größeren Stil. Gleich im ersten Kapitel bereiten sie auch etwas vor und möchten Gräfin del Mar netterweise um ihr Gold erleichtern. Womit sie natürlich nicht rechnen können: Die ahnt das schon längst und hat mit einem Inquisitor zum Gegenschlag ausgeholt. Plötzlich müssen Aurelia und Eberhart für sie arbeiten und gleich erst mal Joachim aus dem Sanatorium befreien, in dem er sich freiwillig einschließen ließ (diese Namen, ich sag’s euch, ein Augenschmaus in diesem Fantasyabenteuer), und danach ein Piratenschiff besorgen.

Die Grundidee der Geschichte erinnert mich stark an die Locke Lamora-Reihe von Scott Lynch. Grandioser, epischer Plan, alles scheint perfekt zu klappen — und dann zack! läuft alles den Bach runter oder vielmehr die große See, rein in den Mahlstrom mit lauter mythischen Wesen, die plötzlich echt sind undundund. Humorvoll und rasant macht sich die Truppe also auf den Weg und kann sich in den meisten Situationen witzige und kluge Sprüche nicht verkneifen, aber auch ernste Situationen sind reichlich vorhanden.

Die Figuren in diesem Abenteuer sind sehr vielfältig. Aurelia ist eher aufbrausend und wild, Eberhart dagegen auf eine ruhige Art raffiniert. Und schwul, übrigens. Ich wusste das vorher nicht, erwähne es hier aber, falls ihr gern Bücher mit queeren Charakteren lest. In der Geschichte selbst spielt es keine große Rolle, aber es kommt zumindest immer mal durch und führt vor allem zu Kommentaren seitens Aurelia, die Eberhart gern mit einem Mann verkuppeln würde. Insgesamt werden die Freundschaften in diesem Buch stark und nachvollziehbar porträtiert, ich mochte die Dynamiken zwischen den Figuren und konnte super mitfühlen. „Keine Helden“ bietet damit eine abwechslungsreiche Abenteuergeschichte voller Mythen mit viel humorvoller Interaktion zwischen den Charakteren.

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