Uninvited
384 Seiten

2.5 stars

Stellt euch vor, es gibt endlich eine Erklärung für all die schlimmen Morde, Anschläge auf Schulen oder grausamen Taten. Stellt euch vor, die Lösung befindet sich in eurer DNA. Stellt euch vor, dass ein angeborenes Gen vorhersagt, dass ihr irgendwann blutrünstige Killer sein werdet. "Uninvited" von Sophie Jordan behandelt genau dieses Thema. In der DNA des Menschen wurde das "Homicidal Tendency Syndrome" (HTS) entdeckt und seitdem wird jeder Mensch einem Test unterzogen. Wer es hat, ist für sein Leben gebrandmarkt, auch wenn man es natürlich nicht jedem direkt ansehen kann. Man wird ausgeschlossen, gefürchtet, gehasst und ultimativ für all das Schlechte verantwortlich gemacht. Ob man es nun persönlich verübt hat oder nicht, das ist vollkommen egal.

Die Protagonistin Davy geht zu Beginn dieser Geschichte noch auf eine Privatschule für Kinder aus reichen Familien, wächst sehr wohl behütet in einem weichen Kokon auf, hat das Herz des heißesten Jungen der Schule erobert und gehört damit zu den glücklichsten Mädchen der Welt. Bis eben eines Nachmittags ihr Testbericht kommt: Sie hat das "kill gene". Die Privatschule schließt sie sofort aus, sie wird uninvited — ausgeladen. Doch was bedeutet diese Erkenntnis noch für ihr Leben? Es ist nun bekannt, dass sie ein Gen in sich trägt, das sie potenziell zur Mörderin macht. Doch wird sie deshalb morgen früh ihre Familie ermorden?

Das Thema an sich ist natürlich schon ein unglaublich spannendes und emotionales Element. Diese beiden Eigenschaften werden auch wunderbar ausgearbeitet, an anderen Stellen hakt es allerdings gewaltig. Nun — zuerst zu den positiven Punkten: Dieses Buch hat mich stellenweise emotional extrem mitgenommen und das ist eine klasse Leistung! Davy hat nach Bekanntgabe der Testergebnisse ein extrem schlimmes Schicksal. Freunde wenden sich von ihr ab und sind unglaublich widerlich zu ihr. Ihre Eltern zerstreiten sich ihretwegen. In der neuen Schule muss sie mit anderen „Infizierten“ in einem Käfig sitzen und lächerliche Aufgaben erledigen. Diese Ausgrenzung allein hat mich schon unglaublich wütend gemacht. Statistiken mögen belegen, dass ein Großteil der Mörder dieses Gen in sich trägt, doch heißt das umgedreht, dass jeder Gen-Träger gleichzeitig automatisch auch ein Mörder ist oder zwangsläufig sein wird? Objektiv betrachtet lautet die Antwort doch: Natürlich nicht, denn solche Aspekte wie Persönlichkeit spielen doch auch noch mit. Doch das interessiert hier natürlich niemanden. Die Gen-Träger dürfen noch nicht mal den kleinen Finger rühren, sonst winken direkt Konsequenzen. Umgedreht dürfen all die besorgten Mitmenschen fröhlich Selbstjustiz ausüben, die vermeintlichen Mörder sogar verletzen und keinen interessiert’s. Wut-Potenzial in "Uninvited"? Unglaublich hoch.

Andererseits — und hier komme ich auch schon zu den negativen Punkten — macht dieses stereotype Verhalten dieses Buch auch ziemlich vorhersehbar. Überraschungen sind kaum vorhanden, die meisten Menschen verhalten sich wie typische, verwöhnte Amis, wie man sie auch schon aus anderen Geschichten kennt. Zudem fehlte mir hier die Substanz. Davys Schicksal mag zwar spannend und mitreißend erzählt sein — bis zu einer Wendung im letzten Drittel des Buches, die mir die Geschichte fast richtig vermiest hat, so langweilig fand ich das —, wenn allerdings ein logischer oder erklärender Hintergrund fehlt, kann das dennoch nichts werden. Wann wurde dieses Gen denn entdeckt? Warum wird der Umgang mit den neuen potenziellen Mördern überhaupt einer Firma überlassen, die sich sogar über die Polizei hinwegsetzen kann? Warum wird keine Aufklärungsarbeit betrieben, wieso wird gleich JEDER Träger direkt verdammt? Gibt es denn keine Anti-Gruppe? Es gibt doch immer jemanden, der dagegen ist, wie etwas gerade läuft. Hier konzentriert sich das Buch zu sehr auf Davy, ihr Erleben und ihre Gefühlswelt. An sich zwar interessant, aber ohne Vorgeschichte oder Background noch nichts Halbes oder Ganzes. Wer weiß, vielleicht gibt es ja in Band 2 "Unleashed" Aufklärung? Selbst wenn, dieses Buch, in dem die beschriebene Gesellschaft noch nicht richtig herausgearbeitet wurde, bleibt für mich dann leider nur ein mittelmäßiges.

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