Mittsommertage
284 Seiten

"Mittsommertage" von Ulrich Woelk hat mir sehr gut gefallen - natürlich auch, weil es ein Buch ist, das meine Generation anspricht. Die Handlung: Ruth Lember, eine erfolgreiche Ethikprofessorin, soll in Deutschen Ethikrat einberufen werden. Ihr Leben scheint in dieser Zeit perfekt zu sein, mit ihrem Mann Ben, der einen Architekturwettbewerb gewinnt, und ihrer Ziehtochter Jenny, die sich in der Klimabewegung engagiert. Ruth wird mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, als ein frühere Freund auftaucht, und sie mit Dokumenten von einem Anschlag aus aus ihrer Zeit als Umweltaktivistin in den 80er Jahren konfrontiert. Der Anschlag auf einem Strommast ist zwar nicht gravierend, aber Ruths politische Vergangenheit ist ein gut gehütetes Geheimnis, das ihre Karriere gefährden könnte.

Die Handlung des Romans zeigt, dass Biografien nicht immer geradlinig verlaufen und dass die Vergangenheit uns immer begleitet, auch wenn wir sie zu vergessen versuchen. Entsprechend wird das Zitat von William Faulkner zu einem Leitmotiv: "Die Vergangenheit ist niemals tot. Sie ist nicht einmal vergangen". Ob es Ruth schafft, das zu tun, was am Anfang des Buches steht und zu ihrer eigenen Geschichte zu stehen? „Vielleicht wäre es ja gut, wenn jemand mal den Mut aufbrächte zu sagen: So ist das, so laufen manche Biografien.“ Ein lesenswertes Buch!