Herz aus Stein
762 Seiten

Einige Fortsetzungen haben es einfach in sich. Da liest man die ersten Sätze und es fühlt sich an wie nach Hause kommen. Die "Feuerjäger"-Reihe hatte natürlich auch die besten Voraussetzungen: Nicht nur hat mir der erste Band "Die Rückkehr der Kriegerin" wegen der ungewöhnlich langen Kapitel ein interessantes Leseerlebnis geboten, sondern die Geschichte selbst war zudem mitreißend und beherbergte einige wunderbar ausgearbeitete Charaktere. Genau diese tollen Personen haben mir in "Herz aus Stein" unglaublich tolle Lesestunden bereitet, weil sie mir noch mehr ans Herz gewachsen sind. Der zweite Band hat mir dadurch fast noch besser als der erste gefallen. Im Folgenden möchte ich näher auf den zweiten Band eingehen und verspreche einen spoilerfreien Text, den man auch lesen kann, wenn man Band 1 noch nicht kennt.

"Herz aus Stein" zeichnet sich genauso wie der erste Band durch seine ungewöhnlich langen Kapitel aus. Da ich das nun natürlich schon kannte und mich schon daran gewöhnen konnte, war das gar kein Problem. Wie ich bereits zum ersten Band geschrieben hatte, empfand ich auch hier diese langen Kapitel als eine Bereicherung, schon allein durch die neue Erfahrung. Allein das erste Kapitel hat 121 Seiten und erzählt von einer einzigen Schifffahrt. Susanne Pavlovic schafft es allerdings, dass keine einzige Seite dieser Reise langweilig wird; im Gegenteil, denn durch die eigensinnigen Charaktere und die chaotische Truppe ist dort ganz schön was los. Die Kapitel sind auch hier wieder episodenartig aufgebaut, sodass diese jeweils ihre eigenen Anfänge, Höhepunkte und Enden haben, aber durch die Rahmengeschichte und die Quest, die sich zu Beginn des ersten Bandes aufgetan hat, verbunden sind.

Zu Beginn dieses Buches ist die bunte und chaotische Truppe, die sich während des ersten Bandes zusammengerauft hat, komplett zusammen unterwegs. Das Geschehen bekommen wir gewürzt mit Krona Karagins sarkastischen Anmerkungen präsentiert. Krona ist eine ruppige Ex-Soldatin, die kein Blatt vor den Mund nimmt, schnell aufbrausend wird und sich ständig vor ihren schlimmen Erinnerungen versteckt. Die anderen Personen der Truppe machen die Mischung nur noch bunter: Da haben wir einige Zwerge, einen Eigenbrötler, eine Nomadin, die sich manchmal als als Prinzesschen aufspielt, und zwei Magier, die die Magie nicht unterschiedlicher nutzen könnten. Mir sind die Charaktere offensichtlich bereits schon im ersten Band ans Herz gewachsen, denn genau ihretwegen hat es sich hier wie nach Hause kommen angefühlt. Auf jeder Seite konnte ich mit ihren Schicksalen mitfühlen, wollte sie anschubsen, warnen, schütteln, anfeuern. Dadurch, dass sie viele Seiten dieses Buches auf einem Haufen waren, habe ich manchmal allerdings ein bisschen quality time mit einzelnen Charakteren allein vermisst. Im ersten Band noch konnte man die Charaktere so gut kennenlernen und mit ihnen allein oder höchstens zu zweit herumziehen. So konnte natürlich ein viel tieferer Einblick in das Geschehen und die Gedanken des Einzelnen geboten werden. Bei so einer großen Truppe muss natürlich ein Fokus gelegt werden, sodass andere Details auf der Strecke bleiben. (Oder das Buch hätte noch ein paar Hundert Seiten mehr, wäre bestimmt auch nicht schlecht gewesen!)

Bei meiner Bewertung des ersten Bandes hatte ich noch behauptet, dass ich die Fantasy-Welt als spannend aber unauffällig beschreiben würde. Das „unauffällig“ muss ich bei "Herz aus Stein" komplett und vehement abstreiten, denn durch das Herumreisen der Truppe entdecken sie alles andere als unauffällige Gebiete. In ihren Episoden stolpern sie von einem skurrilen Völkchen ins nächste, entdecken die unterschiedlichsten Lebensformen, Kulturen und Gebräuche. Gut gefallen hat es mir hier zusätzlich, dass hier nie das Ziel aus den Augen verloren ging. Was das Böse, das hier gejagt wird, währenddessen macht, wusste man zwar nicht ständig — ansonsten wäre das ja auch langweilig —, dennoch war das Ziel des scheinbar waghalsigen und verrückten Abenteuers immer sichtbar.

Die Quest an sich ist mit "Herz aus Stein" abgeschlossen. Wem der erste Band bereits gefallen hat, dem empfehle ich natürlich unbedingt weiter zu lesen. Es lohnt sich wegen der Charaktere und der tollen Gegenden, die man im zweiten Band noch erleben kann, sehr. Überhaupt kann ich die ganze "Feuerjäger"-Reihe jedem High Fantasy-Fan nur ans Herz legen. Auf der Facebook-Seite der Reihe habe ich letztens sogar entdeckt, dass es einen dritten Band geben soll, darüber freue ich mich natürlich sehr. Wie gesagt ist die Geschichte selbst mit dem zweiten Band abgeschlossen, aber die Welt und die Charaktere geben noch so viel Stoff für weitere Abenteuer her.