Es steht seit Jahren bei meinen Eltern im Bücherregal, ich hielt es sehr oft in den Händen, aber auf die Idee, es wirklich auch mal zu lesen, kam ich erst, nachdem ich es neulich aus dem öffentlichen Bücherschrank mitnahm. Und ich kann nur sagen: Besser spät als nie.

Die Geschichte, die Alice Walker mit Die Farbe Lila erzählt, ist unbequem. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts begleiten wir Celie mehrere Dekaden durch ihr von Misogynie, Gewalt, Rassismus und Klassismus geprägtes Leben in den Südstaaten. Die Sprache, die Walker ihrer Protagonistin in den Mund legt, unterstreicht Celies Lage: Sie ist arm und bildungsfern. Was folgt ist ein Emanzipierungsprozes, der nicht zuletzt durch starke weibliche Nebencharaktere mitgetragen wird. Der Mittelteil, der sich in Form von Briefen ihrer Schwester deren Geschichte - sie lebt bei Missionaren in Afrika - widmet, zog sich etwas in die Länge. Am Ende hätten dem Roman ein paar Seiten mehr vielleicht gut getan.

Nichtsdestotrotz wird Die Farbe Lila nicht umsonst als Klassiker gelistet und bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.