"Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Mensch hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar." (S. 452)

Anna Seghers' Das siebte Kreuz ist ein Teil deutscher Exilliteratur. Erstmals im Jahr 1942 in den USA veröffentlicht, also noch während der Zeit des Nationalsozialismus, erzählt die Autorin die Geschichte von sieben aus einem in Rheinhessen gelegenen Konzentrationslager geflohenen Häftlingen im Jahre 1937.

Zugegeben, ich tat mich anfangs schwer, in diesen Roman reinzukommen. Den Erzählstil empfand ich als etwas sperrig, der fließende Übergang zwischen den Perspektiven machte es teilweise schwer, Seghers Erzählung zu folgen, ohne den Überblick zu verlieren. Es ist ein Wechsel zwischen kühl-distanzierten Landschafts- und Szenenbeschreibungen und sehr poetischen Ausführungen. Die Symbolik, die sich durch ihr Werk zieht, bietet viel Spielraum für Interpretationen. Das, was mich an dem Roman jedoch am stärksten beeindruckt hat, ist, dass Seghers auf die Schwarz-Weiß-Darstellung, derer sich viele der mir bekannten literarischen Werke mit ähnlicher Thematik bedienen, verzichtet. Stattdessen betrachtet sie die Grautöne. Sie gibt dem, was zwischen den Extremen liegt, ein Gesicht, liefert mit ihrer Charakterauswahl einen Querschnitt der damaligen Gesellschaft, und schafft es, das Augenmerk weniger auf die politische Positionierung als auf die moralische Entscheidungen des Einzelnen zu legen.

Ein absolut lesenswertes Buch über die Zeit des Nationalsozialismus.