Alice
192 Seiten

so viel Tod, Sterben, Abschied. Und dann plötzlich (weil garantiert irgendwo in diesen Geschichten, die Saat dafür ausgelegt worden ist) die Einsicht, dass wir das endlich akzeptieren müssen, lernen, dass beides nebeneinander besteht, die Trauer und das Glück, das Leiden und die Schönheit.

Im Spiegelsaal
152 Seiten

Von Schönheit und Vergänglichkeit und davon, wie untrennbar beides zusammenhängt, wie es zumindest die Schönheit ohne Vergänglichkeit gar nicht geben kann. Sehr kenntnisreich, sehr klug und gleichzeitig sehr gut lesbar. Frau Strömquist ist wirklich eine ganz besondere Künstlerin.

Wir hätten uns alles gesagt
192 Seiten

Die Frankfurter Poetikvorlesung „Wir hätten uns alles gesagt“ ist ähnlich somnambul wie alle Bücher von Judith Hermann. Und hier schreibt sie eher eine Erzählung über diesen Umstand, als dass sie ihn erklären würde. Vom eigentlichen ablenken, schreibt Judith Hermann und Dincer sagt (und Johanna auch), sich von der Erinnerung überschwemmen lassen. Beides gehört zusammen. Und es geschieht, entweder auf unbewusste Weise, oder durch harte Arbeit, wenn ein Text entsteht, der berührt, der weiterführt, auch die Leserin. Und während ich weiterlese, und jeden Satz wunderbar finde, denke ich plötzlich wirklich das erste Mal daran, dass all die alten wunderbaren Bücher, die ich seit meiner Kindheit bestaunt habe, verloren sein werden, wenn ich sterbe, dass ihre Lebensdauer nicht an meine geknüpft ist, dass ich aber kaum etwas dagegen tun kann, dass sie so abhängig sind von mir. Das macht mich unendlich traurig, weil ich sie immer für unsterblich gehalten habe, an ihnen prallte jegliche Zeit ab, sie waren voller Vergangenheit und würden das bis in alle Ewigkeit sein. Jetzt erst verstehe ich, dass auch sie eine ungewisse Zukunft haben werden. Ohne mich. Judith Hermann schreibt, dass es in den Geschichten immer um etwas geht, das da ist, wofür es aber keine Worte gibt, nur Stimmungen, Gefühle, Bilder, Annäherungen. Dass das eigentliche immer ausgespart bleiben muss. Nicht aus Kalkül, sondern weil es schlicht nicht erzählbar ist, weil dieses Unaussprechliche das ausmacht, was uns verbindet beim Lesen, weil wir lesend diese Annäherung mitvollziehen können. Wir treten ein in die Geschichte, wir wissen so viel und so wenig wie die Erzählerin und jede:r Leser:in weiß vielleicht ein anderes Detail, aber in dieser Unbestimmtheit sind wir vereint.

„Wie allein ist ein Finger.“

Prinzenbad
79 Seiten

eine tolle sprache, eine neue welt, selbstbewusste gedichte voller zärtlichkeit, ich bin dem band mit meinem lesen leider nicht ganz gerecht geworden, weil ich ihn nicht in einem stück gelesen habe. trotzdem lesenswert und ich würde von diesem autor jederzeit einen weiteren band lesen.

& poesie und wiederholung
185 Seiten

eine ganz besondere poetologie. unglaublich geduldig und genau untersucht urs engeler nahezu buchstaben für buchstaben in einem gedicht, um herauszufinden woraus die besondere art von gedichten besteht. für ihn ist es die wiederholung. und ein wie weit gefächerter bereich wiederholung sein kann, das zu erfahren und nachzuvollziehen ist eine der bemerkenswerten einsichten, die man bei der lektüre gewinnt.