So viel Krankheiten, dass ich teilweise Angst habe, weiterzulesen, weil ich das alles schließlich auch bekommen könnte, denn so alltäglich, so normal ist es in diesem Roman.
so viel Tod, Sterben, Abschied. Und dann plötzlich (weil garantiert irgendwo in diesen Geschichten, die Saat dafür ausgelegt worden ist) die Einsicht, dass wir das endlich akzeptieren müssen, lernen, dass beides nebeneinander besteht, die Trauer und das Glück, das Leiden und die Schönheit.
tolle zusammenarbeit, müsste ich noch einmal geduldiger u. genauer lesen. was mir aber im gedächtnis geblieben ist und mich als trost begleitet ist dieser vers: "ich bin so müd/ die ganze zeit/ selbst wenn ich schlaf/ träum ich von müdigkeit"
Von Schönheit und Vergänglichkeit und davon, wie untrennbar beides zusammenhängt, wie es zumindest die Schönheit ohne Vergänglichkeit gar nicht geben kann. Sehr kenntnisreich, sehr klug und gleichzeitig sehr gut lesbar. Frau Strömquist ist wirklich eine ganz besondere Künstlerin.
Die Frankfurter Poetikvorlesung „Wir hätten uns alles gesagt“ ist ähnlich somnambul wie alle Bücher von Judith Hermann. Und hier schreibt sie eher eine Erzählung über diesen Umstand, als dass sie ihn erklären würde. Vom eigentlichen ablenken, schreibt Judith Hermann und Dincer sagt (und Johanna auch), sich von der Erinnerung überschwemmen lassen. Beides gehört zusammen. Und es geschieht, entweder auf unbewusste Weise, oder durch harte Arbeit, wenn ein Text entsteht, der berührt, der weiterführt, auch die Leserin. Und während ich weiterlese, und jeden Satz wunderbar finde, denke ich plötzlich wirklich das erste Mal daran, dass all die alten wunderbaren Bücher, die ich seit meiner Kindheit bestaunt habe, verloren sein werden, wenn ich sterbe, dass ihre Lebensdauer nicht an meine geknüpft ist, dass ich aber kaum etwas dagegen tun kann, dass sie so abhängig sind von mir. Das macht mich unendlich traurig, weil ich sie immer für unsterblich gehalten habe, an ihnen prallte jegliche Zeit ab, sie waren voller Vergangenheit und würden das bis in alle Ewigkeit sein. Jetzt erst verstehe ich, dass auch sie eine ungewisse Zukunft haben werden. Ohne mich. Judith Hermann schreibt, dass es in den Geschichten immer um etwas geht, das da ist, wofür es aber keine Worte gibt, nur Stimmungen, Gefühle, Bilder, Annäherungen. Dass das eigentliche immer ausgespart bleiben muss. Nicht aus Kalkül, sondern weil es schlicht nicht erzählbar ist, weil dieses Unaussprechliche das ausmacht, was uns verbindet beim Lesen, weil wir lesend diese Annäherung mitvollziehen können. Wir treten ein in die Geschichte, wir wissen so viel und so wenig wie die Erzählerin und jede:r Leser:in weiß vielleicht ein anderes Detail, aber in dieser Unbestimmtheit sind wir vereint.
„Wie allein ist ein Finger.“
Die wechselvolle Geschichte des Rohrschachtests, und wie er Menschen erreicht, die mit den klassischen psychtherapeutischen und psychologischen Mitteln nicht erreicht werden können.
Über die Schwierigkeiten während der Pandemie Worte zu finden, über den Unterschied zwischen dem Suchen und dem Finden von Worten.
eine tolle sprache, eine neue welt, selbstbewusste gedichte voller zärtlichkeit, ich bin dem band mit meinem lesen leider nicht ganz gerecht geworden, weil ich ihn nicht in einem stück gelesen habe. trotzdem lesenswert und ich würde von diesem autor jederzeit einen weiteren band lesen.
Gedichte, die so unmittelbar sind, so unverstellt, dass sie erschüttern. Die Leserin bleibt leise zurück. Beschämt irgendwie.
einzigartig und von daher schwer in worte zu fassen. großartig übersetzt von orsolya kalász und christian filips.
eine ganz besondere poetologie. unglaublich geduldig und genau untersucht urs engeler nahezu buchstaben für buchstaben in einem gedicht, um herauszufinden woraus die besondere art von gedichten besteht. für ihn ist es die wiederholung. und ein wie weit gefächerter bereich wiederholung sein kann, das zu erfahren und nachzuvollziehen ist eine der bemerkenswerten einsichten, die man bei der lektüre gewinnt.
Das weite Spektrum zwischen ganz privatem, alltäglichen Kriegserklärungen und den Kriegen vom 30jährigen Krieg bis zum aktuellen in der Ukraine, berührende Geschichten und Gedichte, die ganz unscheinbar davon erzählen, was Frieden ist. Wie Ralf Thenior mit diesen Zeilen: "johannisbeeren essen/ aus vollen händen/ weil sie da sind."
Von der Vergangenheit als Zukunft schreiben und das Leben so absurd erzählen wie es ist. Wunderbare Anspielungen auf die russischen Klassiker, von Bulgakov bis Dostojewski und all die anderen, die ich nicht erkannt habe.
Ganz anders als die vorherigen Bände. Wilder irgendwie. Zärtlich, traurig, voller Vergänglichkeit, wie immer, aber da ist noch etwas anderes, und etwas sehr experimentelles.
Am schönsten für mich vielleicht die von Begeisterung sprühenden Gedanken zu Jurjew und seinen Büchern. Insgesamt halt philosophisch, dem Bild der Schrift unter Tage (mitsamt all der dazu möglichen Assoziationen) folgend.