Die Frankfurter Poetikvorlesung „Wir hätten uns alles gesagt“ ist ähnlich somnambul wie alle Bücher von Judith Hermann. Und hier schreibt sie eher eine Erzählung über diesen Umstand, als dass sie ihn erklären würde.
Vom eigentlichen ablenken, schreibt Judith Hermann und Dincer sagt (und Johanna auch), sich von der Erinnerung überschwemmen lassen. Beides gehört zusammen. Und es geschieht, entweder auf unbewusste Weise, oder durch harte Arbeit, wenn ein Text entsteht, der berührt, der weiterführt, auch die Leserin.
Und während ich weiterlese, und jeden Satz wunderbar finde, denke ich plötzlich wirklich das erste Mal daran, dass all die alten wunderbaren Bücher, die ich seit meiner Kindheit bestaunt habe, verloren sein werden, wenn ich sterbe, dass ihre Lebensdauer nicht an meine geknüpft ist, dass ich aber kaum etwas dagegen tun kann, dass sie so abhängig sind von mir. Das macht mich unendlich traurig, weil ich sie immer für unsterblich gehalten habe, an ihnen prallte jegliche Zeit ab, sie waren voller Vergangenheit und würden das bis in alle Ewigkeit sein. Jetzt erst verstehe ich, dass auch sie eine ungewisse Zukunft haben werden. Ohne mich.
Judith Hermann schreibt, dass es in den Geschichten immer um etwas geht, das da ist, wofür es aber keine Worte gibt, nur Stimmungen, Gefühle, Bilder, Annäherungen. Dass das eigentliche immer ausgespart bleiben muss. Nicht aus Kalkül, sondern weil es schlicht nicht erzählbar ist, weil dieses Unaussprechliche das ausmacht, was uns verbindet beim Lesen, weil wir lesend diese Annäherung mitvollziehen können. Wir treten ein in die Geschichte, wir wissen so viel und so wenig wie die Erzählerin und jede:r Leser:in weiß vielleicht ein anderes Detail, aber in dieser Unbestimmtheit sind wir vereint.
Die Frankfurter Poetikvorlesung „Wir hätten uns alles gesagt“ ist ähnlich somnambul wie alle Bücher von Judith Hermann. Und hier schreibt sie eher eine Erzählung über diesen Umstand, als dass sie ihn erklären würde. Vom eigentlichen ablenken, schreibt Judith Hermann und Dincer sagt (und Johanna auch), sich von der Erinnerung überschwemmen lassen. Beides gehört zusammen. Und es geschieht, entweder auf unbewusste Weise, oder durch harte Arbeit, wenn ein Text entsteht, der berührt, der weiterführt, auch die Leserin. Und während ich weiterlese, und jeden Satz wunderbar finde, denke ich plötzlich wirklich das erste Mal daran, dass all die alten wunderbaren Bücher, die ich seit meiner Kindheit bestaunt habe, verloren sein werden, wenn ich sterbe, dass ihre Lebensdauer nicht an meine geknüpft ist, dass ich aber kaum etwas dagegen tun kann, dass sie so abhängig sind von mir. Das macht mich unendlich traurig, weil ich sie immer für unsterblich gehalten habe, an ihnen prallte jegliche Zeit ab, sie waren voller Vergangenheit und würden das bis in alle Ewigkeit sein. Jetzt erst verstehe ich, dass auch sie eine ungewisse Zukunft haben werden. Ohne mich. Judith Hermann schreibt, dass es in den Geschichten immer um etwas geht, das da ist, wofür es aber keine Worte gibt, nur Stimmungen, Gefühle, Bilder, Annäherungen. Dass das eigentliche immer ausgespart bleiben muss. Nicht aus Kalkül, sondern weil es schlicht nicht erzählbar ist, weil dieses Unaussprechliche das ausmacht, was uns verbindet beim Lesen, weil wir lesend diese Annäherung mitvollziehen können. Wir treten ein in die Geschichte, wir wissen so viel und so wenig wie die Erzählerin und jede:r Leser:in weiß vielleicht ein anderes Detail, aber in dieser Unbestimmtheit sind wir vereint.
„Wie allein ist ein Finger.“