Ach menno, manchmal denke ich wirklich, man sollte Klappentexte verbieten, soviel Unsinn wie da verzapft wird. 'Eine feine Mischung aus Krimi und Gespensterroman. Zum Gruseln gut.' meint die Für Sie über das erste Buch 'Öland' von Johan Theorin. Wetten, dass wer immer dies auch geschrieben hat, lediglich die Inhaltsangabe gelesen hatte? Von Geistern und Gespenstern ist in dem ganzen Buch nämlich weit und breit keine Spur zu finden. Und zum Gruseln ist die ganze Geschichte nun sicherlich auch nicht geeignet.
Aber spannend ist es, spannend bis zum wirklich überraschenden Ende, das mit einigen unerwarteten Wendungen aufwartet. 1972, ein kleiner Junge von fast sechs Jahren verschwindet, alle Suche bleibt vergebens. Es scheint, als ob der damals herrschende dichte Nebel ihn verschluckt hätte. 20 Jahre später hat seine Mutter Julia noch immer nicht ins Leben zurückgefunden. Psychisch krank quält sie sich durch endlose Tage, als sie ein Anruf ihres Vaters erreicht. Man hat ihm per Post ins Altenheim eine Sandale zugesandt, die Sandale eines kleinen Jungen. Er bittet Julia, zu ihm zu kommen, um die Suche erneut aufzunehmen. Gemeinsam mit zwei alten Freunden glaubt er zu wissen, wer hinter dem Verschwinden seines Enkels steckt: Nils Kant, ein mehrfacher Mörder, der jedoch schon Jahre zuvor beerdigt wurde.
Die Geschichte wird in zwei Strängen erzählt: Zum einen begleitet man Julia und ihren Vater auf der Suche nach dem, was damals wirklich geschah. Und zum andern nimmt man teil am Leben von Nils Kant, der bereits als Kind den Tod seines kleinen Bruders verschuldete. Man glaubt schon früh zu ahnen, was damals vorfiel, wird aber immer wieder eines besseren belehrt.
Auch wenn Ortsbeschreibungen und Ähnliches nicht allzu viel Raum einnehmen, gelingt es Theorin, die Einsamkeit und Verlassenheit der Sommerferienorte wie auch die besondere Stimmung der Alvar (so heisst die Gegend dort) überzeugend darzustellen. Ein rundum gelungener Krimi mit wenig Blut und viel Atmosphäre. Und weshalb nur vier Punkte? Weil es auch noch spannendere Krimis gibt :-)
Marco, Max und Beniamino sind das, was man Ehrenleute nennen würde, würden sie nicht einem kriminellen Gewerbe nachgehen. Marco ist auf das Finden von allem und jedem spezialisiert, Max der kluge Kopf für jeden auch noch so verrückten Plan und Beniamino schmuggelt alles was kommt. Im Gegensatz zu den ersten Beiden schreckt er auch nicht vor Gewalt zurück. Doch allen dreien ist gemeinsam, dass sie nichts mit Drogen zu tun haben wollen. Bei dieser Meinung bleiben sie auch, als ein obskurer Unbekannter sie mit allen Mitteln dazu bringen will, für ihn herausfinden, wer zum einen für den Riesencoup in Padua verantwortlich ist: Ein knapper Zentner Heroin, Kokain und anderes wurde aus dem rechtsmedizinischen Institut gestohlen. Und wo zum andern das Rauschgift geblieben ist, denn alle Ermittlungen verliefen im Sande. Da trotz ihrer Weigerung der Fremde nicht lockerlässt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihn ins Jenseits zu befördern. Die Sache scheint völlig vergessen, als zweieinhalb Jahre später Beniaminos Freundin Sylvie entführt wird: Es ist zweifellos klar, dass es sich um einen Racheakt für den ermordeten Unbekannten handelt. Sie machen sich auf die Suche nach Sylvie und landen in einem Netz der Korruption und Intrigen der serbischen und bosnischen Mafia wie auch der Polizei.
Was Massimo Carlotto hier in gerade mal 180 Seiten abhandelt, wäre bei anderen Autoren noch nicht mal in der doppelten Seitenzahl möglich gewesen. Entsprechend dicht gepackt ist die Handlung, so dass wer Landschafts- oder ausführliche Gemütsbeschreibungen sucht, hier nicht fündig werden wird. Dennoch fühlt man sich mit den drei Hauptpersonen bald vertraut, die Anderen gegenüber auf ihre Art ehrlicher und respektvoller sind als so manches geachtete Mitglied der Gesellschaft. Carlotto lässt Marco die Geschichte erzählen in einer rauhen, ehrlichen Sprache, aber nicht ohne Selbstironie, und so nimmt man ihm und seinen Freunden auch ihre zeitweilige Robin-Hood-Einstellung ab (Spenden an Prostituiertenvereine, Unterstützung Illegaler...) und findet alle nur noch sympathischer :-) Auch an deutlicher Gesellschaftskritik wird nicht gespart, doch sie ist nie überzogen oder penetrant.
Ein Krimi (?) der alles zu bieten hat: Spannung, Gefühl, Brutalität, Empfindsamkeit, Gnadenlosigkeit und Mitgefühl. Und das alles auf 180 Seiten. Nur ein Manko: 180 Seiten - viel zu wenig. Aber die Weichen für eine Fortsetzung sind schon gestellt...
New York, 1966: In einer Fotoausstellung enttdeckt Kate zwei Porträts eines früheren guten Freundes, die Erinnerungen in ihr wecken. Erinnerungen an das Jahr 1938, das für Kate und die, die ihr damals nahestanden, viele Veränderungen mit sich brachte, die ihrer aller Leben nachhaltig beeinflussen sollten.
Kate und ihre beste Freundin Eve lernen Tinker kennen, einen reichen, gutaussehenden jungen Banker, in den sich beide insgeheim verlieben. Doch bereits nach kurzer Zeit verunglücken die drei während einer Autofahrt, die Eve nur schwer verletzt überlebt. Aus übertriebenem Verantwortungs- und Mitgefühl nimmt sich Tinker ihrer an und während die Beiden durch Europa reisen, kommen sich Kate und Wallace, ein Freund Tinkers, näher. Doch was zuerst nach einem Happy End aussieht, entwickelt sich in eine völlig andere Richtung...
Kate erzählt uns ihre Geschichte im New York des Jahres 1938 und, soweit sie sie kennt, die ihrer Freunde. Es ist ein New York voller Lebensfreude, Unbeschwertheit und Lust auf Partys und Feiern. Jazzclubs kommen gerade in Mode und junge Frauen wie Eve genießen ihr freies Leben fern der engen Provinz. Amor Towles versteht es, diese Stimmung in Worte zu fassen, so dass man bereits nach kurzem Lesen ganz in diese Zeit eintaucht und darin versinkt.
Es ist eine schöne, etwas melancholische Lektüre mit einer unvollendeten Liebesgeschichte, die beim Lesen das New York der 30er Jahre wieder auferstehen lässt. Aber auch ein Buch über Menschen, die auf der Suche nach dem sind, was sie vom Leben wirklich wollen.
Polen, das große unbekannte Nachbarland. Klar sind einem Städte wie Krakau oder Warschau ein Begriff - doch wer war schon mal dort? Und dass nicht alle Polen Autos klauen, wissen mittlerweile auch viele - doch wer würde freiwillig mit seinem neuen Mittelklassewagen in die Karpaten oder Hohe Tatra fahren (und ob das Navi überhaupt weiß, wo das liegt?)? Und selbst wenn, wer könnte sich dort schon verständigen? Zwar können mittlerweile selbst Kleinkinder Floskeln in Italienisch, Spanisch, Griechisch, Französisch und sogar Türkisch aufsagen - aber auf Polnisch? Man könnte meinen, Polen liegt mehrere Tagesreisen von uns entfernt.
Steffen Möller will diesen Zustand ändern. Schon mehrere Jahre in Polen lebend, bringt er den Lesenden von A wie Aberglauben bis Z wie Zum Abschied die polnische Lebensart nahe. Ebenso amüsant wie unterhaltsam präsentiert und interpretiert er seine erlebten Erfahrungen und stellt das polnische Wesen dem deutschen zum Vergleich gegenüber. Da gibt es schon so manchen Aha-Effekt - und zwar nicht nur, wenn die polnischen Verhaltensweisen erklärt werden. Mein Lieblingskapitel ist die Busreise der Deutschen und der Polen - keine Frage, wo man lieber mitfährt :-)
Die aufgeführten Sprachbeispiele sind zwar wirklich schön, doch ob sie die eigenen Kenntnisse tatsächlich verbessern, wage ich zu bezweifeln. Hier ist vielleicht eher der Kauf der CD angesagt.
Kleine Mäkelei am Rande: Manche Dinge wiederholen sich: der Aberglaube, der Hang zur Anarchie... Doch das sind wirklich nur Kleinigkeiten. Alles in allem macht das Buch große Lust auf eine Reise nach Polen - und natürlich mit der Bahn ;-)
Es ist 8.40 Uhr, als in Berlin-Mitte eine Bombe explodiert, die mehrere Menschen tötet. Schnell ist klar, dass das Ziel Lutfi Latif war, der frisch gewählte muslimische Bundestagsabgeordnete der Grünen. Und ebenso schnell scheint klar zu sein, wer dahinter steckt: Al-Qaida, für die Latif ein Verräter war. Doch Latifs Mitarbeiterin Sumaya und der Terrorexperte Samuel haben Zweifel und beginnen auf eigene Faust zu ermitteln. Schnell gelangen sie auf die Spur radikaler Islamhasser, deren Verbindungen bis in die obersten Gesellschaftskreise reichen.
Was Musharbash hier aufzeigt, lässt einen schaudern angesichts dessen, was sich hinter der scheinbaren Wahrheit verbirgt. Radikale verüben Verbrechen und lassen andere Radikale dafür verantwortlich sein, um den Hass auf Dritte zu schüren. Oder werden Erstere doch nur gezielt eingesetzt, um die Ziele der zweiten Gruppe zu erreichen? Nichts ist wirklich klar und eindeutig, und auch die Medien werden eher benutzt, als dass sie tatsächlich zur Aufklärung beitragen. Durch die verblüffende Aktualität (auch angesichts der Ereignisse in Oslo) gewinnt der Thriller noch zusätzlich an Spannung und man fragt sich beim Lesen manches Mal: Ist das wirklich alles nur Fiktion???
Vier Punkte gibt es 'nur' deshalb, weil sich einige wenige Ereignisse doch etwas überstürzt und damit eher unglaubwürdig ereignen. Dennoch: Ein Thriller, den man gelesen haben sollte.
Na klasse! Großtante Martha, über 80 Jahre, steht mit gepacktem Koffer in der Tür und will mit Familie Thieme in Urlaub fahren. Die sind alles andere als begeistert. Doch da Martha die (vermeintlich) reiche Erbtante ist und dies auch weiß, setzt sie ihren Kopf durch und zu fünft geht es im Wagen nach Schottland. Bis auf die kleine Teresa hadern alle mit dem ungeplanten Familienzuwachs, doch schon bald beginnt Tante Martha jeden zu überraschen und der Urlaub verläuft alles andere als nach Plan. Nicht nur, dass sie gestandene Trucker beim Pokern abzockt, ihre Whisky-Kenntnisse selbst den passionierten Liebhaber dieses Getränks Vater Bernd in Erstaunen versetzen, nein, in Edinburgh landet sie auch noch als Attraktion auf einer Bühne. Familie Thieme fällt von einer Überraschung in die nächste und eh sie es sich versieht, hat sich in ihrem Leben mehr verändert als in den ganzen Jahren zuvor.
Es ist eine leichte, lockere Unterhaltung ohne großen Anspruch. Die Figuren sind recht vorhersehbar bis auf Tante Martha, deren Überraschungen ab ca. der Hälfte des Buches dann jedoch auch nicht mehr ganz so überraschend wirken. Das Happy-End der Geschichte kommt zuguterletzt etwas dick aufgetragen und die Auflösung wirkt leicht konstruiert, doch dem Unterhaltungswert der Geschichte tut das keinen großen Abbruch.
Trotz der genannten Mängel liest sich das Alles leicht und unterhaltend weg und eh man sich's versieht, ist der Nachmittag rum. Schön war's :-)
Even The Lord of Dreams is not without fail. And so he has to admit, it has been a mistake to damn a young woman into hell, who rejected to stay with him to all eternity. So he sets of to hell to unchain and to release her, being prepared that it will be a quite difficult problem. And thus it happended, but entirely different than he has imagined...
Great, a 'Sandman-book' again with a continuous story, which also refers to former books. It's exciting and the chronicle stimulates thinking about the existence of hell: How would it be without hell? What would be about heaven? And what about all the unfortunate souls?
It's a fantastic story with a surprising twist, which in my opinion slides a little bit too much towards Happy-End. Someway I have imagined the solution will be more dramatic. But maybe this depends on the other books I've read in the weeks before. Too many bloodthirsty thrillers :-)
The drawings are - like always - exceptional good, so you really sink into the atmosphere of this book. Great stuff!
Psychiater Lichner wurde wegen des Mordes an einem kleinen Mädchen zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Einige Zeit nach seiner Entlassung erhält der damals ermittelnde Beamte Menkhoff einen Anruf, dass erneut ein kleines Mädchen verschwunden ist. Der Fall ist für Menkhoff klar: Lichner wurde rückfällig. Doch bei der Suche nach dem Kind tauchen immer mehr Rätsel und Ungereimtheiten auf. Und für Menkhoffs Partner Seifert mehren sich plötzlich die Zweifel. Selbst der Tod des kleinen Mädchens vor vielen Jahren scheint unerwartete neue Fragen aufzuwerfen. Ging damals wirklich alles mit rechten Dingen zu?
Die Geschichte beginnt mit einem interessanten Kniff: Beide Geschehnisse (der Tod eines kleinen Mädchens vor vielen Jahren und das Verschwinden eines weiteren in der Gegenwart) werden parallel in knappen Kapiteln aus der Sicht Seiferts erzählt, sodass das Heutige immer rechtzeitig durch das Vergangene ergänzt wird. Dies liest sich, wie auch die weitere Geschichte, durchweg spannend, doch immer wieder hapert es am logischen Aufbau. Ein hochgelobter Beamter verrennt sich so in eine Meinung und lässt alles andere außer Acht? Lässt jegliche Professionalität vergessen und seinen Agressionen fast ungehemmt freien Lauf? Ich weiß nicht, ich weiß nicht... Auch das Ende, das durchaus überraschend ist, wirkt streckenweise sehr konstruiert - vielleicht war die überraschende Wendung schlicht und einfach etwas zu groß geraten?
Wie auch immer, spannend war das Buch trotzdem und erhält deshalb drei Sterne - wenn auch nur knapp :-)
Der kleine Bär trifft beim Himbeerpflücken auf einen unbekannten Zottelbären. Laut schreiend schlägt er ihn in die Flucht, doch er befürchtet, dass der Fremde zurückkommt. Also macht er sich auf die Suche, um ihn endgültig zu verjagen. Als er seine Freunde nach dem Unbekannten fragt, sind die verwundert: Ihr seid doch beide Bären? Wieso seid ihr keine Freunde? Du kennst ihn ja gar nicht? Das Wiedersehen der Beiden verläuft dann auch ganz anders als ursprünglich gedacht...
Eine schöne Geschichte, die auch den Kleinen deutlich macht, dass es sich lohnt, jemand Unbekannten erst mal kennenzulernen, bevor man sich ein Urteil bildet. Schöne, großflächige Bilder ohne Details, überwiegend in grün und rot, lenken die Aufmerksamkeit auf die eher kleinen Figuren, die Kindern ab 3 bis 4 Jahren sicherlich sehr gefallen.
Ideal zum Vorlesen und mit Papa/Mama/Opa/Oma... zum gemeinsamen Darinherumblättern.
Es gibt eine ganze Reihe von Morden in Bergen und Oslo - oder besser Toten. Eine ermordete Bischöfin, ein toter Asylbewerber der aus dem Wasser gefischt wird, eine heroinsüchtige junge Frau stürzt aus dem Fenster, ihr Bruder wird in einem Park niedergeschlagen und noch ein, zwei mehr. Wer den Klappentext zuvor nicht gelesen hat, wird keinerlei Verbindungen erkennen, erste Anhaltspunkte tauchen ab der Mitte des Buches auf. Dort wird eine ominöse "Gruppe 25" eher beiläufig eingeführt, religiöse Fanatiker deren Ziel die Tötung einer bestimmten 'Art' Menschen ist. Doch erst nach 3/4 der Lektüre werden die Zusammenhänge klarer erkennbar, die zwischen all den Toten und dieser Gruppe bestehen. Bis dahin laufen die Ermittlungen unabhängig voneinander, wobei Kommissar Yngvar Stubø aufgrund der Brisanz des Falles in Bergen ermittelt, um dort den Mord an der Bischöfin aufzuklären. Insgesamt gibt es sicherlich sieben bis acht unterschiedliche Handlungsstränge, die mehr oder weniger zusammenhanglos nebeneinanderher laufen, bis dann im letzten Viertel des Buches sich alles ineinander fügt wie die Teile eines großen Puzzles (wobei das ein oder andere Teil übrigbleibt).
Gotteszahl war mein erstes Buch von Anne Holt und vermutlich auch nicht mein letztes. Denn eines steht fest: Frau Holt kann schreiben. Und zwar in dem Sinne, dass man es lesen möchte. Doch nach dem Lesen der letzten Seite bin ich mir immer noch unschlüssig: War das nun wirklich brilliant oder eher langatmig und zäh? Denn die typischen Eigenarten eines Krimis sind in diesem Buch nicht zu finden: Man fiebert vor Aufregung, wen erwischt es als Nächstes? Ist der/die ErmittlerIn auf der richtigen Spur? Liege ich mit meinem Verdacht richtig?
Vielleicht sollte man ein neues Genre einführen: Roman mit krimihaftem Charakter - dafür gibt es auch 4 Sterne :-)
Hmmm, ein spannender Krimi (Thriller?) mit einem Schluss, der mich jedoch etwas unzufrieden zurücklässt. Nicht dass es an Aufklärung fehlt, aber einige der Erklärungen wirkten auf mich doch etwas weit hergeholt.
Scheinbar ohne jeden Grund verschwindet plötzlich die schöne junge Ehefrau und Mutter Sandra und lässt ihr geliebtes Kind allein zurück. Mord, Entführung oder war sie plötzlich ihres Ehelebens überdrüssig? Da es keine klaren Zeichen eines Einbruches oder Kampfes gibt, deutet alles auf ihren Gatten hin, dem das Verschwinden seiner Ehefrau offenbar nicht allzu nahe zu gehen scheint. Und je mehr Nachforschungen die Polizei anstellt, umso mysteriöser wird seine Person...
Im Gegensatz zu 'normalen' Krimis spielt die ermittelnde Polizei in diesem Buch nur eine Rolle unter vielen. Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht der Verschwundenen, ihres Ehemannes und eines verdächtigen Nachbars erzählt, wobei bald klar ist, dass das Ehepaar, jeder für sich, eine Menge zu verbergen hat. Die Neugier auf deren Geheimnisse ist fast größer als die Lösung des Verschwindens, denn dass die eigentlichen Verdächtigen nicht die Übeltäter sind, ist recht schnell klar. Alles in allem eine spannende Lektüre, wobei jedoch die Überraschungsmomente eher gering ausfallen. Und, wie schon erwähnt, die Lösungen des Ganzen wirkten teilweise doch etwas sehr konstruiert.
Theorins erstes Buch Öland wurde als Geisterbuch angekündigt - zu Unrecht wie man beim Lesen feststellen musste. Doch dafür passt Nebelsturm, sein zweites Werk, unter diese Rubrik. Wobei man hinzufügen muss: auch in diese Rubrik. Denn es ist zugleich ebenso ein Krimi wie eine Familiengeschichte.
Joakim Westin zieht mit seiner Familie nach Öland in einen alten renovierungsbedürftigen Hof, um den sich viele Geschichten ranken. Doch bald nach ihrem Einzug stirbt ein Mitglied der Familie und Joakim ist im Gegensatz zur Polizei davon überzeugt, dass es kein Unfall war. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Die Geschichte des Hofes, die ein grausames Geheimnis verbirgt, beginnt sich immer mehr mit dem seiner Familie zu verspinnen...
Theorin beschreibt glänzend die unheimliche Atmosphäre des Hofes, auf dem scheinbar mehr als die real existierenden Personen leben. Dazu die gespenstische Stimmung Ölands im Winter - schnell ist man versucht, auch an Geister zu glauben. Doch was mich am meisten begeisterte, ist seine Fähigkeit, trotz aller mysteriösen Umstände (und derer gibt es mehr als genug) für (fast) alles eine durchaus rationale Erklärung zu haben, so dass sich der 'moderne, rationale' Verstand nicht mit solchem 'Unsinn' wie Gespenstern herumschlagen muss. Und trotzdem - ein Rest Zweifel bleibt, der sich gerade deshalb nicht so schnell vertreiben lässt.
Spannend, gruselig, aufregend - einfach klasse!
Da ich fast zwei Monate durch Nepal reiste, war dieses Buch natürlich Pflichtlektüre. Zum einen um zu sehen, was mich erwartet, zum andern um festzustellen, wie weit sich das Geschriebene mit der Realität deckt.
Um es kurz zu machen: Mein Resumee ist gemischt. Die 12 Beiträge berichten neben politischen Ereignissen und wenigen alltäglichen Dingen überwiegend von Geschehnissen bzw. Begegnungen, die sich zwar überaus amüsant ausnehmen, mit der der normale"(zumeist Trecking-)Reisende jedoch nie oder nur selten in Berührung kommen wird. Statt von Erfahrungen des Alltagslebens zu erzählen, werden Begegnungen mit westlichen Vertretern oder der eher gehobenen Schicht Nepals geschildert, deren einziges Ziel es zu sein scheint, auf zugegebenerweise liebenswürdige Art und Weise den Ausländern soviel wie möglich aus der Tasche zu ziehen. Da hilft auch das Kapitel über die Wäscherei Band Box nicht, das Bild der Nepalesen wieder gerade zu rücken.
Dennoch: Das Lesen dieses Buches macht Spaß. Kracht und Nickel schreiben mit viel Selbstironie, Liebe zu ihrem Thema und ausgesprochen anspruchsvoll, so dass man schon allein an ihrer Sprache sehr viel Freude haben wird, auch wenn der Erkenntnisgewinn über das alltägliche Nepal eher gering bleiben wird.
Rincewind, so ziemlich der erfolgloseste Zauberer der Scheibenwelt, ist noch immer mit Zweiblum, dem ersten (und vermutlich auch letzten) Touristen dieser Welt unterwegs. Nachdem beide über den Rand der Scheibenwelt stürzten, schien alles verloren - doch oh Wunder, die Scheibe hat sie wieder. Aber unversehens droht neues Unheil: Ein roter Stern droht unaufhaltsam alles zu vernichten und Rincewind scheint der Einzige zu sein, der dies verhindern kann. Doch er will nicht so richtig...
Pratchett erzählt hier die klassische Geschichte über Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten, wenn die Mehrheit für ihre Ängste und Sorgen einen Schuldigen sucht. Auch Bücherverbrennungen sind Thema, wenn auch in der Pratchett-typischen Manier: "Jemand, der sein Leben in der Wildnis verbrachte, unter freiem Himmel, wusste ein gutes dickes Buch zu schätzen, das mindestens eine Lagerfeuersaison hielt - vorausgesetzt, man ging mit den Blättern sparsam um." Das Ganze wird (wie üblich) ausgeschmückt mit überbordender Phantasie: essbare Hexenhäuschen, hoch komplexe Steincomputer auf fliegenden Felsen, bissige Koffer aus intelligentem Holz - der Ideenreichtum Pratchetts kennt keine Grenzen.
Ein herrlicher Spaß mit einer etwas ernsten Geschichte im Hintergrund.
Das kleine Dorf Dendale (bzw. das, was davon übriggeblieben ist), untergegangen in den Fluten eines Stausees zusammen mit dem Rätsel über drei verschwundene kleine Mädchen, taucht nach 15 Jahren nach einer langen Hitzeperiode wieder empor. Und mit ihm auch der damals verdächtige Benny? Graffity im benachbarten Ort Danby, wo die meisten der Bewohner Dendales nun leben, behaupten dies zumindest. Und als erneut ein kleines Mädchen verschwindet, scheint die Lage klar: Benny ist wieder da!
Superintendent Andrew Dalziel, der bereits mit dem Fall vor 15 Jahren beschäftigt war, macht seine damalige Erfolglosigkeit noch immer sehr zu schaffen ebenso wie vielen anderen seiner Kollegen. Es beginnt ein erneutes Hinterfragen der damaligen Vorgänge und scheinbar verheilte Wunden werden durch die neuen Untersuchungen wieder aufgerissen. Mit seinem unnachahmlichen Charme ('Ich denke, George...hat sein Gehirn über den Gesundheitsdienst bekommen, und jetzt wird's vom Immunsystem abgestoßen.') treibt Dalziel die Ermittlungen voran, um diese Fälle endlich zu klären.
Ein überaus fesselnder Krimi, der bemerkenswert unblutig daherkommt. Obwohl keinerlei Gewaltexzesse oder konkrete Bedrohungen beschrieben werden, steigt die düstere und angespannte Stimmung spürbar an. Hill gelingt es, den Druck und die Belastung, unter dem die Beamten wie auch die betroffenen Familien stehen, ebenso überzeugend darzustellen wie er bei Leserinnen und Lesern die Spannung erhöht, indem er sie auf die unterschiedlichsten Fährten führt. Als ob dies nicht schon mehr als genug wäre für eine gute Unterhaltung, lässt er seine Figuren über die wahren Werte des Lebens philosophieren und zeigt so ganz nebenbei, wie Menschen mit dem Verlust ihrer Heimat umgehen. All dies ist zudem noch in einem guten, leicht lesbaren und immer wieder auch amüsantem Stil verfasst, so dass man dieses Buch mit Fug und Recht als einen rundum gelungenenen Krimi bezeichnen kann.