Die Autorin schildert das Leben einer armen Bauernfamilie über mehrere Generationen hinweg, durchweg spannend und fesselnd. Darüber hinaus gelingt es ihr, Wissen über die Zeit der Moorkolonisten anschaulich zu vermitteln, was unter anderem auch mit Hilfe des Sprachstils gelingt, der an die damalige Sprech- bzw. Schreibweise angelehnt ist. Leicht zu lesen ist es dennoch und 'trotzdem' ein gutes Buch. (Müssen gute Bücher eigentlich schwierig zu lesen sein?)
4 Sterne vergebe ich deshalb 'nur', weil mir ein Anhang fehlt. In diesem Buch gibt es eine Reihe Ausdrücke aus der alten Zeit (?) bzw. aus dem Moor die mir als Süddeutscher nicht geläufig sind (z. B. Mehlklüten, Melioration, Bekassinen...). Da wären ein paar Übersetzungen nicht schlecht gewesen. Dem Verständnis tut es dennoch keinen Abbruch.
Den ersten Teil des Buches habe ich vermutlich wie viele andere Leserinnen und Leser auch mit wachsender Entrüstung gelesen: Gierige, materialistisch eingestellte Osteuropäerin nimmt armen alten Mann aus. Stellenweise recht komisch, manchmal auch beklemmend.
Doch dann mischen sich neue Töne ein: Ganz so einfach sind die Schuldzuweisungen doch nicht zu verteilen. Der Vater der Erzählerin ist schwierig, er braucht Hilfe beim Baden, es gibt Probleme mit Pipi, er hat sexuelle Wünsche an seine Ehefrau, hat ihr deshalb auch eine Brustvergrößerung gezahlt, ist zänkisch - Dinge, die die (erzählende) Tochter Nadja am liebsten verdrängen würde. Dagegen stehen die eigentlichen Gründe der neuen Stiefmutter Valentina für diese Heirat: Ihrem Sohn die Chance auf ein besseres Leben zu ermöglichen, selbst auch jetzt schon ein besseres Leben als in der Ukraine zu führen (Wer die Verhältnisse in manchen der ehemaligen Teile der früheren UdSSR kennt, kann dies verstehen) - Nadja fängt an sich zu fragen, was sie denn an Valentinas Stelle getan hätte.
Und so, wie sich in der zweiten Ehe ihres Vaters nicht alles als so eindeutig und klar darstellt wie man beim ersten Blick vielleicht denken würde, so entwickelt sich auch das Verhältnis der beiden Töchter. Es zeigt sich, dass die große Schwester nicht einfach nur ein eiskalter materialistischer Charakter ist, sondern das es auch hier noch eine andere, weitere Wahrheit gibt, die erst nach und nach zu Tage tritt.
Es ist ein guter Unterhaltungsroman, der einem an einem aktuellen Thema zudem klar vor Augen führt, dass nichts so einfach zu sein scheint, wie man beim ersten Lesen meint. Hinter der scheinbar klaren Schwarz-Weiß-Realität (da gut und da böse) stecken unzählige Grautöne. Mich hat dies Buch ziemlich nachdenklich gestimmt..
Außerordentlich realistischer Thriller: Nazis entführen eine Deutsche, um so die Ausweisung ihres nigerianischen Verlobten und dessen 14jähriger krimineller Tochter zu erzwingen. Es entsteht ein Medienrummel ohnegleichen. Ich musste das Buch immer wieder weglegen, weil es einfach unerträglich ist.
Zu diesem Buch gibt es eine Menge Verrisse: Hauptvorwurf: zu klischeebeladen. Meiner Meinung können diese Leute es lediglich nicht akzeptieren, dass ihnen ein Spiegel vorgehalten wird, der ihnen nur zu deutlich zeigt, wie weit verbreitet Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in unseren Landen noch ist.
Fast 40jährige Singlefrau, Durchschnitt pur, ohne Superjob, Superbody, Superwohnung, Superfreunde kämpft sich so recht und schlecht, ohne große Höhen und Tiefen durch's Leben. Als dann eine Art 'Lichterscheinung' (Brad-Pitt-Verschnitt) in ihr Leben treten will, schafft sie es auch noch, das zu verhindern. Doch der Ärger über die verpasste Chance ist groß und mit allen möglichen Mitteln versucht sie diese Chance nochmals zu bekommen.
Dies und den ganz normalen drögen Alltag mit all den üblichen Problem(chen)en, Hindernissen und manchmal auch Lichtblicken schildert die Autorin aus Sicht ihrer Protagonistin Ute in leicht genervtem, aber für die LeserInnen vergnüglich zu lesendem Tonfall. Insbesondere dadurch, dass es immer wieder Szenen gibt, in denen man(?)/frau sich wiedererkennen kann. Kein Buch für große Lacher, aber zum Schmunzeln reicht es allemal. Und das ist doch auch schon was!
Drei völlig abstruse und aberwitzige Kriminalgeschichten: Die Hauptpersonen sind Kommissar Tacker, arbeitsscheu und starker Trinker, gesprochen vom unvergeßlichen Heinz Schubert und der Pathologe Senscheid, Leberzirrhosensammler und Alkohologe. Mit gewissen Anlaufschwierigkeiten lösen sie jedoch auch diese komplizierten Fälle, in denen es um Alkoholschock, Kröten und Rinder geht. Im Eifer des Gefechts wird dabei schon mal jemand überfahren - doch was soll's. Kollateralschaden. Und Zeit für ein Herrengedeck findet sich zwischendrin immer. Herrlich schräg!
Timmerberg, seit mehr als 30 Jahren Indienreisender, will bei dieser Tour den Ganges entlang - von der Quelle bis zur Mündung. Wer nun eine detaillierte Schilderung erwartet, Ratschläge, Empfehlungen für Hotels, Restaurants wird enttäuscht sein. Tatsächlich besucht der Autor nur wenige Orte entlang seiner Route (u. a. die Quelle, Rishikesh, Kalkutta..), den Rest des Weges legt er mit Taxi, Bahn oder Flugzeug zurück.
Die Beschreibungen seiner Erlebnisse, der Orte die er aufsucht, der Menschen denen er begegnet wechseln ab mit Gedanken und Reflektionen über sein eigenes Leben - die aber immer im Zusammenhang mit Indien stehen. Beides wird pointiert, manchmal ironisch aber immer unterhaltsam dargestellt. Zum Beispiel die Schwierigkeiten beim Kauf einer Bahnfahrkarte oder das ,Bettlerspießrutenlaufen' - amüsant zu lesen, dennoch: Timmerberg macht sich nicht lustig über dieses Land. Man spürt seine Liebe zu Indien.
ACHTUNG! Wer Probleme mit Haschischkonsum bzw. der Beschreibung von demselben hat, sollte darüber informiert sein, dass der Autor häufiger darüber schreibt - und nicht unbedingt negativ :-).
Wie der Titel bereits vermuten lässt: Ein Krimi, der in und rund um Heidelberg spielt. Kriminalrat Gerlach, Chef der Heidelberger Polizei, hat es mit zwei Fällen zu tun: Zum einen hat ein vermeintlicher Mörder bei seiner Flucht aus der Untersuchungshaft offenbar einen weiteren Menschen getötet. Zum andern entwickelt sich sein Versprechen gegenüber einer jungen Witwe, sich um den Unfalltod ihres Mannes zu kümmern, von einer inoffiziellen Untersuchung nach und nach ebenfalls zu einer Mordaufklärung.
Beide Fälle scheinen nichts miteinander gemein zu haben, so dass sich gelegentlich beim Lesen das Gefühl einstellt, man 'zappt' sich durch das Buch. Zapp - einmal der Fall, zapp - einmal der andere. Erst nach ca. 2/3 bis 3/4 des Krimis enststehen Verbindungen zwischen den beiden Handlungssträngen, so dass die Spannung deutlich zunimmt.
Durch die Schilderung seines recht chaotischen Privatlebens kommt auch der menschliche sowie der amüsante Teil nicht zu kurz: Witwer, Vater von pubertierenden Zwillingen und zudem liiert mit der Frau seines Vorgesetzten - genügend Stoff für kleine Geschichten am Rande.
Alles in allem: Ein ordentlicher Krimi (wenn auch mit leichten Unlogiken) mit witzigen Einsprengseln. Nicht nur was für Heidelbergfans.
Stopfkuchen - eines der Spätwerke Wilhelm Raabes. Eduard, nach vielen Jahren in Afrika lebend zu Besuch in seiner Heimatstadt, kehrt an seinem vorletzten Tag bei seinem alten Jugendfreund Stopfkuchen ein. Dieser erzählt Eduard seine Lebensgeschichte und bringt nebenbei Licht in das Dunkel eines unaufgeklärten Mordes, dessen sein Schwiegervater verdächtigt wurde. Am Tag danach kehrt Eduard per Schiff zurück nach Afrika und schreibt während dieser Reise das Erzählte nieder.
Das Ganze ist nicht gerade leichte Kost, was weniger am Inhalt liegt als an der altertümlichen Sprache (geschrieben wurde das Werk 1891) sowie der zeitweise langatmigen und wiederholenden Ausführungen der Hauptperson Stopfkuchen. Beeindruckend ist jedoch wieviele Anspielungen und doppelsinnige Bedeutungen in dieser Geschichte enthalten sind - die man ohne entsprechende Hinweise jedoch nur schwerlich entdeckt (hier ist die Reclam-Ausgabe empfehlenswert: 17 Seiten Anmerkungen). Macht man sich die Mühe, auch das 19seitige Nachwort zu lesen (ebenfalls Reclam-Ausgabe) erschließen sich einem Blickwinkel, die man in diesem Buch wohl nicht so ohne weiteres vermutet hätte (auch im Hinblick darauf, dass dieses Buch viel von Raabes Leben widerspiegelt, wenn auch sehr verschlüsselt). Hinter der eher schlichten Geschichte offenbart sich eine komplexe Lebenssichtweise, die der Wilhelm Raabes vermutlich nahestand.
Fazit: Wer Lesen als reinen Zeitvertreib betrachtet, wird mit diesem Buch sicher nicht allzu viel Freude haben. Allen Anderen jedoch, die bereit sind, etwas mehr Zeit zu investieren, werden erstaunt sein, wieviel hintergründige Bedeutung in diesem Werk enthalten ist.
Der Titel klingt vielversprechend - wer wünscht sich denn nicht, Dinge geregelt zu kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin? Und das Buch enttäuscht tatsächlich nicht, wenn auch auf ganz andere Art und Weise als erwartet. Hier gibt es (so gut wie) keine Tipps und guten Ratschläge, wie man das ständige Aufgaben-vor-sich-Herschieben überwindet oder vermeidet. Stattdessen seitenweise Vorschläge, wie man damit lernt zu leben:
Dinge einfach liegen lassen - Vieles, wenn nicht sogar das Meiste, erledigt sich von allein.
Deadlines setzen, sich Druck von aussen holen.
Oder auch sofort Umsetzbares, wie 'Fitnessstudiovertrag gar nicht erst unterschreiben (man geht eh nicht hin). Lieber mit dem Rad zur Arbeit.' oder
'Kein Geschirr abtrocknen. Erledigt sich von allein.' usw.
Selbst wenn man kein Extrem-LOBO (Lifestyle of Bad Organisation) ist und vielleicht nur in einigen wenigen Teilbereichen des Lebens prokastiniert, lohnt sich die Lektüre dieses Buches. Zum einen sind ihre Vorschläge auch für die minder schweren Fälle sehr hilfreich. Zum andern ist es tröstlich zu wissen, dass es Menschen gibt, die wesentlich mehr vor sich herschieben als nur die Einkommensteuererklärung oder das Aufräumen des Kellers. Und last but not least: Es macht einfach Spass, dieses nicht nur nützliche, sondern auch witzige Buch zu lesen.
Das Thema des Romans ist schnell erzählt: Die Lebensgeschichte dreier Frauen einer Familie in Schweden aus aufeinanderfolgenden Generationen, Großmutter, Mutter, Tochter. Daneben wird der Leserin und dem Leser in beeindruckender Art und Weise die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft über zwei Jahrhunderte vor Augen geführt.
Beeindruckend finde ich wie es der Autorin gelingt, jeder ihrer Protagonistinnen eine eigene Sprache zu geben, die nicht nur die Zeit, sondern ebenso die Lebensverhältnisse widerspiegelt. Am Auffälligsten tritt dies gewiss bei Hanna zutage.
Hanna, die Großmutter, geb. 1871, ist sicherlich die Ungebildetste der drei. Sie, mit 12 vergewaltigt, schwanger und dadurch mit dem Makel als Hure gekennzeichnet, war von klein auf gezwungen, hart zu arbeiten um die Existenz ihrer Familie zu sichern. Nicht sie als Mensch war wichtig, sondern nur ihr Bemühen, ihre Arbeit, um ihren Kindern und ihrem Mann ein möglichst gesichertes Dasein zu bieten. Genauso stellt sich auch ihre Sprache dar: Keine Ich-Erzählung (statt dessen ein(e) allmächtige(r) Erzähler(in), schlichte, kurze Sätze, teilweise werden Wort- oder Satzteile einfach verschluckt. Nichts Überflüssiges, nur das Notwendigste. Alles was nicht unmittelbar dem Überleben dient, wird argwöhnisch betrachtet (lesen, musizieren, Zärtlichkeiten...). Es ist erschütternd zu erfahren, unter welch harten und zum Teil brutalen Bedingungen die Menschen zu dieser Zeit (und vermutlich nicht nur in Schweden) um ihre Existenz kämpften.
Ganz anders bei Johanna, geb. 1902 und Anna, geb. 1937. Beide konnten sich weiter bilden und entsprechend ändert sich auch die Sprache: längere Sätze, reflektierter, bei Johannas Lebensbeschreibung ist sie zudem selbst die Erzählerin. Was vielleicht daran liegt, dass sie mit sich selbst am meisten eins war.
Durch diese Wahl der unterschiedlichen Sprach-/Schriftweisen kommt man den Hauptfiguren dieses Romans trotz ihrer Unterschiedlichkeit und der Zeitabstände sehr nah. Und erkennt immer wieder, wieviel die einzelnen Personen mit ihren Vorfahren gemeinsam haben, auch wenn sie es nicht immer wahrhaben wollen.
Ein wunderbares Buch: eine warmherzige, liebevolle Familiengeschichte durch die man nebenbei noch viel über die Entwicklung der schwedischen Gesellschaft erfährt.
Es wird die Geschichte der Familie Weber in den Jahren 1932-45 erzählt, eine Geschichte die sich vermutlich so oder so ähnlich tausendfach in vielen anderen Familien ebenfalls ereignet hat.
Der Vater, Sozialdemokrat, verhält sich nach einer Verhaftung eher zurückhaltend, aus Angst und Sorge um seine Familie. Doch die zunehmende Ungerechtigkeit und Brutalität gegenüber Andersdenkenden, Juden, Kranken und Alten sowie die Furcht vor einem Krieg lässt ihn im Widerstand aktiv werden. Sein ältester Sohn hingegen wird mit 10, 11 Jahren begeistertes Mitglied bei den Pimpfen und mit der Zeit ein überzeugter Anhänger Hitlers. Die Spannungen in der Familie steigen...
Zwischen die Kapitel mit den Erzählungen aus der Familie Weber hat der Autor wiederholt geschichtliche Informationen der damaligen Zeit eingefügt, so dass den Leserinnen und Lesern klar wird, vor welchem Hintergrund sich das Leben damals abspielte. Dadurch ertappt man sich immer wieder dabei, sich selbst vorzustellen: 'Wie hätte Ich damals gehandelt?'
Alles in allem: Sehr empfehlenswert! Man lernt nicht nur etwas über das Dritte Reich, das Buch regt auch zum Nachdenken an. Und nicht nur für Jugendliche geeeignet, sondern ebenso für Erwachsene!
20 Jahre ist es her, als dieses Buch erschien. Eine Zeitspanne, die für ein Sachbuch, insbesondere ein politisches, mehr als ausreichend ist, um es als nicht mehr zeitgemäß und völlig überholt in die (Altpapier)Tonne zu klopfen. Sicher, für Vieles in diesem Buch mag dies auch zutreffend sein, aber es gibt auch Einiges, was Einen gerade jetzt staunen macht.
Einen Großteil der Lektüre machen Anklagen und Vorwürfe gegen die damalige (nicht oder kaum existente) Umweltpolitik und die damit verbundenen Akteure aus. Man kommt immer wieder ins Staunen: 20 Jahre ist das her? Nordseesterben, verdreckte Flüsse, Waldsterben, Müllberge - es hat sich doch schon Einiges getan.
Verblüffend ist auch, wie geradezu hellsichtig Fischer manche Beispiele ausgewählt hat: 'Was, so stellt sich die Frage, wäre denn los gewesen in dieser unserer Bundesrepublik, wenn im Sommer des Jahres 1987 nicht die Nordsee ökologisch am Umkippen und die niedlichen Robben am Krepieren gewesen wären, sondern wenn stattdessen eine westdeutsche Großbank in die Zahlungsunfähigkeit hineingeschlittert wäre und statt der Robben reihenweise Kapitalanleger und Sparer ihren letzten Heuler von sich gegeben hätten? Bundesregierung und Kreditwirtschaft hätten sofort gehandelt. Was rede ich, sie hätten es überhaupt nicht soweit kommen lassen. An sofortigen und sofortigsten Stützungsprogrammen in Milliardenhöhe hätte es nicht gefehlt, kein Gesetz der Marktwirtschaft wäre heilig genug gewesen, auf daß man es nicht unverzüglich außer Kraft gesetzt hätte, wenn es einer Rettung der angeschlagenen Großbank im Wege gestanden hätte.' (S. 45f)
Vergnügen bereiten seine bildhaften Beschreibungen bzw. 'nette Sottisen' wie die ZEIT damals schrieb: '..Klaus Töpfers gattungsgeschichtlicher Rückfall in das Zeitalter der Wirbellosen.' (S. 25) und 'Gegenüber diesem wahnsinnigen Tempo des Herrn Töpfer und der Bundesregierung wirkt eine Schnecke wie Ben Johnson bei dem Gewinn der Goldmedaille - uneinholbar schnell.' (S. 49)
Doch Fischer geht über die Rolle des Anklägers hinaus. Für ihn sind die Industrialisierung und der Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus unumstößliche Tatsachen, die jedoch ein grundsätzliches ökologisches Umdenken erfordern, was in vielen Politikbereichen zu deutlichen Veränderungen führen würde. Und genau in dieser Forderung ist er erstaunlich aktuell:
'Für die neoliberale Angebotstheorie wurde eine betriebswirtschaftlich durchaus sinnvolle Logik zu einer volkswirtschaftlichen Handlungsstrategie mit katastrophalen Konsequenzen erhoben, denn letztendlich bedeutet dieser Sieg der Betriebswirtschaft über die Volkswirtschaft in Theorie und politischer Praxis eine historische Regression in die Frühzeit eines zügellosen Wirtschaftsliberalismus..' (S. 63). Kommt einem das angesichts der Bankenkrise nicht erstaunlich bekannt vor?
Alles in allem, ein (zum Teil auch vergnüglicher) Rückblick auf die Umweltpolitik Mitte der 80er Jahre mit teilweise überraschender Aktualität.
Kommt mit ins Urlaubsgepäck. Ob ich all die Bücher schaffe? Im Zug sitze ich ja lange genug...
So, der Urlaub ist vorbei und das Buch ist durch. Und hier mein Resümee:
Ein Krimi mit einem Plot, der Hochspannung verspricht: Jemand entführt Kinder, entfernt ihnen Körperteile die er ihren Müttern schickt und verlangt von diesen sich das Leben zu nehmen. Ist diese Forderung erfüllt, werden die Kinder freigelassen. Obwohl bereits nach knapp 2/5 des Buches feststeht, wer für diese Untaten verantwortlich ist, bleibt die Suche nach dieser Person spannend. Sie scheint der Polizei immer zwei Schritte voraus zu sein und über deren Vorgehen genau im Bilde.
Alles in allem durchaus ein 4*-Krimi, wenn da zum einen nicht diese große Zahl an seltsamen (schwülstigen?) Formulierungen wäre:
S.139: ...dessen Rosen und Nelken eine unerschöpfliche Hoffnungsquelle für überarbeitete Offizieren waren.
S. 167: Die Gesichter, gefangen im Bernstein aus transparenten Plastik...
Ob sich dies im Original auch so liest oder der Übersetzung geschuldet ist, kann ich leider nicht beurteilen.
Ebenfalls störend wirken manche Ereignisse, die schlicht unlogisch sind (z.B. S.97: Rachel, eine 9jährige, spricht wie eine Erwachsene) oder einfach im Sande verlaufen (S. 55: Der Vater des aktuell verschwundenen Kindes wird bei einer Lüge ertappt. Warum? Wieso? Weshalb?).
Letzter Kritikpunkt wäre die Neigung der Autoren, philosophische wie psychologische Fragen anzureissen (Banalität des Bösen, wie weit ist man bereit aus Liebe zu gehen, liegt das Böse darin sich wie Gott zu fühlen), ohne sich jedoch näher darauf einzulassen, obwohl dies durchaus interessant wäre. Es bleibt bei oberflächlichem 'Geschreibe', böse ausgedrückt könnte man auch schreiben 'blablabla'.
Daher: Ein Krimi, den man lesen kann, aber sicherlich nicht gelesen haben muss.
Kommt mit ins Urlaubsgepäck. Ob ich all die Bücher schaffe? Im Zug sitze ich ja lange genug...
So, Urlaub vorbei, Buch gelesen. Hier also mein Kommentar:
Wer möchte nicht gerne wissen, wie es um die Zuverlässigkeit seines ‚Bauchgefühls’ bestellt ist? Kann oder soll man sich vielleicht sogar darauf verlassen, mehr als auf rationale Entscheidungen?
Malcolm Gladwell verspricht mit diesem Buch, solche Fragen zu beantworten. In sechs Kapiteln stellt er dar, wie und weshalb unsere Intuition in bestimmten Situationen so und nicht anders reagiert. Er schildert, wie unbewusste Einstellungen (z. B. dunkel = gefährlich, böse, weiblich = schwach, zart) unsere bewussten beeinflussen, selbst wenn diese denen genau entgegenstehen. Wie Äußerlichkeiten (das Erste was man wahrnimmt) Vorurteile festlegen, die nur schwer wieder abzulegen sind; wie man aus kurzen Momenten der Beobachtung realisieren kann, in welcher Beziehung Menschen zueinander stehen. Dass bei komplexen Sachverhalten ein Zuviel an Analyse und Information zu schlechteren Ergebnissen führt als ‚Bauchentscheidungen’, die auf Wissen und Erfahrung beruhen. Dass man bei Anspannung und Zeitdruck zuwenig an Eindrücken aufnimmt, um sich auf seine Intuition verlassen zu können. Das Ganze könnte man wie folgt zusammenfassen: Je mehr Wissen und Erfahrung vorhanden ist, desto besser ist das Bauchgefühl.
Beschrieben werden diese Vorgänge größtenteils anhand anschaulicher, unterhaltsamer Beispiele, was den Vorteil bietet, dass es leicht verständlich und nachvollziehbar ist. Wer sich mit diesem Themengebiet jedoch anderweitig bereits beschäftigt hat, wird nur wenig Neues erfahren. Dafür bleibt dieses Buch zu sehr an der Oberfläche.
Ein etwas spröde und daher teilweise mühevoll zu lesendes Buch. Es gibt wenig Anschauliches, Beschreibungen von Äußerlichkeiten (Personen, Umgebung) werden eher vernachlässigt. Der Text bezieht sich meist auf die Innenansicht, Gedanken, Gefühle der HauptdarstellerIn. Gegen Ende wird die Geschichte zusehends wirrer und unsinniger, bis sich zuguterletzt alles in einem Happy End auflöst.
In einer Kritik der ZEIT stand Folgendes: "Der Text ermöglicht unsere Gedanken- und Phantasieproduktion, und er fordert sie. Er weist über die bloße Anschauung hinaus, er will Erkenntnis, ist also philosophisch." Ist zum Teil recht treffend. Nachdenkenswerte Abschnitte sind beispielsweise die über Freundschaft oder über den Zwang (?) in unterschiedlichen Bereichen des Lebens die entsprechenden Masken tragen zu müssen.
Alles in Allem: Keine Liebesgeschichte der herkömmlichen Art.