Rückkehr nach Polen
256 Seiten

Vor mehr als 10 Jahren habe ich selbst ein halbes Jahr in Warschau gelebt. Unter den vielen deutschen Erasmus-Studierenden waren auch etliche, deren Eltern in den 80ern nach Westdeutschland migrierten – eine mir bis dato völlig unbekannte Migrationsbewegung. Emilia Smechowski hatte dann vor einigen Essay und danach auch ein Buch zum Symptom der Strebermigranten geschrieben. Ihr neues Buch entstand, während sie für ein Jahr zurück nach Danzig zog, eine Stadt, die sie fast nur aus den Ferien kannte. Neben den offensichtlichem Fremdeln und dem Kulturschock beschreibt sie das sich ändernde Polen und eine unter der rechts-konservativen Regierung spaltenden, mitunter zurückgezogenen Gesellschaft.

Was ich ich an dem Buch schätzte: Es ist ein Reportagenbuch, das nie den persönlichen, subjektiven Blick der Autorin verschweigt. Es zeigte mir auch sehr deutlich, wie oberflächlich mein Blick auf Polen zuweilen ist. Ich wünschte mir, ich hätte vor 10 Jahren einen tieferen Einblick in das Land erlangt. Vielleicht auch deshalb hat das Buch wieder eine Sehnsucht in mir ausgelöst, mal wieder nach Warschau zu fahren und in die Stadt einzutauchen, die sich noch viel rasanter ändert, als es Berlin tut.