Nach Hause schwimmen
544 Seiten

Wow, eines der wenigen Bücher zum Zuende- und Immerwiederlesen. Manchmal liege ich im Bett, oder sitze in der Straßenbahn, oder stehe irgendwo blöd rum, und dann hänge ich in Tagträumen diesem Buch hinterher und schreibe lange, ausschweifende Rezensionen im Kopf, die wohl niemals ihren Weg hier hin finden werden. Eigentlich geht es nur um Wilbur, aber ausgehend von ihm noch um viel mehr. Am tollsten ist eigentlich, dass der Autor Seiten mit Gedanken von Wilbur füllt, die durch seine Fantasie angestachelt immer voller werden. Ein „wenn das so wäre, würde ich das tun“ führt zum nächsten, und endet damit, dass das eigentlich alles ziemlich unlogisch ist. Obwohl diese zwei Seiten absolut nichts zur Handlung beitragen, machen diese Stellen Wilbur aber sehr menschlich und unglaublich sympathisch.

„Mit dem Geld könnte ich einiges anstellen. Ich könnte mir ein Auto kaufen, ein gebrauchtes. Ich könnte mich in ein Flugzeug setzen und irgendwohin fliegen. Oder einen Laden mieten. Ich wollte schon immer Dinge an Leute verkaufen. Schrauben, zum Beispiel. Ich könnte einen Laden eröffnen, wo man jede Schraube kaufen kann, die es gibt. Ich hätte Schubladen an den Wänden, jede Schublade wäre beschriftet, durchnummeriert. Alles wäre geordnet und hätte seinen Platz. Ich würde Arbeitskleidung tragen, einen blauen Kittel, graue Hosen. [...] Ich werde doch keinen Laden eröffnen. [...] Am liebsten wäre mir, wenn ich in meinem Laden sitzen und die kleinen Schubladen auf- und zumachen könnte, um die Schrauben darin zu betrachten, ohne von irgendjemandem gestört zu werden. Ein Laden ohne Kunden in einer Straße ohne Menschen, das wäre ideal. [...] Natürlich würde der Laden nach kurzer Zeit Pleite machen, und ich würde vor dem Nichts stehen.“

„Ich würde gerne Aimees Kleinkram sehen, gerne wissen, was sie im Laufe der Jahre gesammelt hat. Ob sie Steine vom Strand mitgenommen, Figuren aus Cornflakes-Packungen behalten hat, ob sie in einer verbeulten Keksdose Spielsachen aufbewahrt und Fotos und Briefe und ob sie genauso an den Dingen hängt wie ich. Stattdessen frage ich: „Hattest du eine Diebstahlversicherung?“ Das letzte Wort klingt so banal und obszön, dass ich schreien möchte, um seinen Nachhall zu übertönen. [...] Ich würde gerne hinter sie treten und die Arme um sie legen und sie auf den Hals küssen, aber das geht nicht, nicht nach einem Satz, der mit dem Wort Diebstahlversicherung endete. Ich frage mich, ob sie mich jetzt für einen totalen Vollidiot hält.“

„Dabei schloss ich die Augen und dachte, dass so das Leben zu sein hatte. Genau so. Dass, wann immer man nass war und fror, es jemanden geben sollte, der einen wärmte.“

„Glück ist dein Lieblingssong aus dem Radio eines Autos, das an dir vorbeirast und in einen Abgrund stürzt.“

„Die Männer hatten ein eigenes, bescheuertes Spiel erfunden, bei dem leere Pappbecher, eine Untertasse und gestapelte Kekse wichtige Funktionen hatten.“

„ ... dann stand er wieder auf der Straße und wusste nicht, wohin mit seiner Sehnsucht nach etwas, das ihn am Leben hielt.“

„Nach einer Weile sieht sie mich an, in ihren Augen liegen Bestürzung und Freude, ihre Hände halten meinen Kopf und streichen durch meine Haare, die viel zu lang geworden sind. Gleich weint sie, aber dann steht plötzlich Batman neben uns und hält eine Apfelsine in der ausgestreckten Hand.“