Gated
368 Seiten

Ursprünglich war dieses Buch ein absoluter Coverkauf. Die Farben haben mich fasziniert und auch das Motiv an sich. Ganz schön creepy, diese gesichtslose Frau, vor allem, wenn sich herausstellt, dass es fast perfekt zur Geschichte passt. Wenn dann auch noch der Klappentext irgendwie interessant klingt, kann mich nichts mehr halten. Manchmal passiert das, muss ich ganz ehrlich gestehen. Was mich erwarten wird, wusste ich trotzdem nicht wirklich. Es klang zunächst erst mal nach Dystopie oder Apokalypse. Bevor ich meine englische Ausgabe dann tatsächlich gelesen habe, erschien auch die deutsche Übersetzung (und auch die vom zweiten Teil hust) mit dem Untertitel “Die letzten 12 Tage”, was den Eindruck der Apokalypsengeschichte nur verstärkt hat. Ein bisschen davon ist in der Geschichte auch vorhanden, doch eigentlich geht es um die Community, eine Gruppe von Familien, die auf einem abgelegenen, riesigen und abgeschotteten Grundstück wohnen und sich fast komplett selbst versorgen. Sie bereiten sich auf das Ende der Welt vor, das ihr Anführer Pioneer vorausgesagt hat. Für diese Art der Gemeinschaft fällt mir nur ein Begriff ein: Sekte. Obwohl sie selbst das natürlich abstreiten würden und sowieso alle Leute, die sie so nennen, abgrundtief böse sind.

Gated beginnt zu einer Zeit, da die Familien schon zehn Jahre in dieser Community leben, und begleitet den Alltag der jungen Frau Lyla. Es beginnt gleich mit einer ziemlich skurrilen Szene: Eine Gruppe von Jugendlichen übt den Umgang mit Gewehren, indem sie auf Holzpuppen schießen, und sollen auf Anweisung von Pioneer (zu Deutsch übrigens “Vorreiter”, “Bahnbrecher” und natürlich ist das ein selbst gewählter Name) gezielt Herz oder Kopf anvisieren. Lyla sieht bei diesem Übungen allerdings echte Menschen vor ihrem inneren Auge und bringt es nicht über sich, diese — wenn auch nur symbolisch — zu töten. Denn genau das ist natürlich auch das Ziel dieser Übung: Die Familien sollen desensibilisiert werden, damit sie sich im Falle eines Angriffs verteidigen können. Auf ihrem Gelände gibt es nämlich nicht nur die Häuser, Felder und Ställe, sondern auch ein Silo, in das sie kurz vor dem Ende der Welt einziehen können. Und da nur diese Familien die Auserwählten sind, wie Pioneer in seinen zahlreichen Visionen erfahren hat, muss dieses Silo mit allen Mitteln gegen die bösen Menschen von draußen verteidigt werden.