Empört Euch! ist ein 15seitiger Aufruf gegen die Gleichgültigkeit, die in weiten Teilen unserer Gesellschaft grassiert. Der Autor, der sich zeit seines 93jährigen Lebens empört hat und auch Widerstand leistete, vermisst dies heute und fordert mit seiner kurzen Streitschrift seine MitbürgerInnen auf, sich auch heute zu entrüsten und einzusetzen ("Wenn man sich über etwas empört,..., wird man aktiv, stark und engagiert."). Er räumt ein, dass es in den jetzigen Zeiten schwieriger ist klar Stellung zu beziehen als im III. Reich, wo der Gegner offensichtlich war. Die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse sind komplexer, nicht jede scheinbar eindeutige Situation stellt sich als derart unstrittig heraus wie man es sich wünsche würde. Dennoch gibt es noch immer genügend Gelegenheiten die die Möglichkeit der Empörung bieten, wie Stéphane Hessel aufführt.
Ich habe mir wohl etwas zuviel von der Lektüre versprochen, denn Empörung allein bringt einen nicht automatisch weiter. Vielmehr erhoffte ich mir Impulse, wie ich und andere diese Empörung konstruktiv einsetzen könnten, sodass nicht nach der ersten Welle der Entrüstung gleich alles wieder verebbt. Wie könnte man die Aufregung nachhaltig kanalisieren? In Bahnen leiten um tatsächliche Veränderungen zu erreichen, ohne dass man gleich seinen Beruf und sein ganzes restliches Leben aufgeben muss? Fragen, die unmittelbar nach der Empörung kommen und noch immer nicht geklärt sind.