Durst
624 Seiten

Ja, bei Jo Nesbø halte ich mich nie so an Reihenfolgen und das hat hier glücklicherweise auch nicht geschadet. An einigen Stellen fehlte mir etwas Background, aber trotzdem konnte man dem Geschehen einfach folgen. Gut konstruiert und auf jeden Fall mit einem Plot Twist, den ich so nicht erwartet hatte; und ich war tatsächlich überrascht, dass es - zumindest verglichen zu dem, was ich sonst von Nesbø las - doch sehr gewaltarm daher gekommen ist. Ich werde bei Gelegenheit auf jeden Fall wieder zu einem Nesbø (und Hole) greifen.

Durst
624 Seiten

Als begeisterter Harry-Hole-Fan wird es natürlich schwierig, eine wirklich objektive Kritik zu schreiben - aber ich versuche mein Bestes ;-)
Wie schon im vorherigen Band Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi, Band 10) geht es Harry Hole erstaunlicherweise noch immer gut: glücklich verheiratet mit Rakel, seiner großen Liebe; seine Aufgabe als Dozent an der Polizeihochschule macht ihm noch immer Freude und seine frühere Ermittlungsarbeit fehlt ihm nicht im Geringsten. Doch als in Oslo zwei Frauen umgebracht werden, deren Blut der Täter offenbar getrunken hat, setzt ihn Mikael Bellmann, der Polizeipräsident und Intimfeind Harrys, unter Druck, damit er in diesen Fällen ermittelt. Denn der Täter ist offenbar kein Unbekannter ...
Wer noch keinen Harry-Hole-Krimi gelesen und die Befürchtung hat, es könnte das Lesevergnügen vermindern, nun beim 11. Band direkt einzusteigen, kann beruhigt sein. Zwar gibt es immer wieder Hinweise auf die Vergangenheit, aber zum Verständnis dieses Thriller sind die vorhergehenden Bände nicht nötig. Also nur ran an die über 600 Seiten ;-)
Es ist praktisch von Beginn an klar, wer der Täter ist - zumindest soll man das glauben. Die Jagd nach ihm umfasst mehr als drei Viertel des Buches und ist durchweg spannend. Immer wieder gibt es kleine Hinweise, dass mehr dahinter stecken könnte als auf den ersten Blick zu erkennen ist, doch erst im dritten Teil wird dies wirklich deutlich. Obwohl Jo Nesbø 'nur' wieder seine altbekannten Schachzüge einsetzt wie zwei Handlungen unmittelbar aufeinanderprallen zu lassen, die sich jedoch an völlig unterschiedlichen Orten abspielen; oder Sachverhalte ohne Namensnennung zu beschreiben, sodass man fast sicher ist, es kann sich nur um die und die Person handeln - tut es aber nicht. Obwohl die Technik also bekannt ist (ich habe alle Harry-Hole-Bände gelesen), bin ich beinahe stets auf's Neue diesen Irreführungen erlegen, was die Spannung natürlich beträchtlich erhöhte. Wirklich bis zum Schluss werden diese Verwirrspiele durchgehalten und führen zu einer Auflösung, die im Gegensatz zu den vorhergehenden Fällen jedoch nur an einem Indiz festzumachen war. Dieses Mal habe ich mir also nichts vorzuwerfen im Sinne von 'Das hättest Du doch erkennen können' ;-)
Eine kleine Mäkelei habe ich aber dennoch: Natürlich werden auch hier Personen als mögliche Verdächtige aufgebaut, um die Lesenden in die Irre zu leiten. Das geschah aber dieses Mal bei Zweien derart plump, dass sofort klar war: Die können es nicht sein. Ich kann mich erinnern, das ging auch schon besser ;-)
Dennoch ist es wieder ein richtig toller Harry-Hole-Fall, der viel zu schnell durchgelesen war.