Wer der Meinung ist, zu einem guten Thriller gehört eine genaue Beschreibung des Täters und des Motivs, sollte von diesem Buch die Finger lassen. Hauptperson ist Francis, ein junger Schizophrener, aus dessen Sicht die vergangenen und gegenwärtigen Geschehnisse größtenteils geschildert werden. Der ständige Kampf mit seinen Stimmen im Kopf, die Beschreibung der Mitinsassen, der Pfleger und der Atmosphäre in der Anstalt verleiht der Geschichte eine Spannung, die die Suche nach dem Engel zeitweise fast nebensächlich erscheinen lässt.
Ärgerlich ist aber die Übersetzung und das Lektorat:
Selten habe ich so viele Fehler innerhalb kurzer Zeit gelesen, manchmal hatte ich schon den Verdacht, hier war eine Übersetzungsmaschine am Werk. Nur ein paar Beispiele:
Beginnend ab Seite 39 werden das ganze Buch hindurch lebende(!) PatientInnen auf Bahren herumgetragen.
Ein Hüne mit über 1,95m Größe wiegt um die 1 1/2 Zentner (Seite 41).
Ein Mann hat Ofenröhren-Beine (Seite 75).
Ein Ausschnitt vom eierschalenblauen Himmel (737) usw.
Und das sind nur krasse Beispiele. Immer wieder denkt man beim Lesen: Das klingt ja komisch, der Satzbau ist merkwürdig. Viel Mühe wurde hier offenbar nicht in die Übersetzung investiert.
Auch eine/n LektorIn scheint das Buch nicht gesehen zu haben: Es wimmelt von unlogischen Geschehnissen, die auch im Laufe der Geschichte nicht aufgeklärt werden. Peinlich, kann ich da nur sagen.
Fazit: Wer über die schlechte Übersetzung und die 'Unlogiken' hinweglesen kann, hat eine gute Story aus einer mal etwas anderen, ungewöhnlichen Sicht.