Das Flüstern der Stadt
512 Seiten

Die 50er Jahre im franquistischen Spanien, Barcelona: Die reiche Witwe eines Arztes wird ermordet aufgefunden. Alles deutet auf einen Raubmord hin, bei dem jemand etwas ganz bestimmtes gesucht hat. Der eher raue Kommissar Castro wird mit den Ermittlungen beauftragt und wird dabei zu seinem Leidwesen von der jungen Journalistin Ana begleitet. Diese soll über den Fall in der Vanguardia berichten; natürlich nur solche Informationen, die Castro ihr zugesteht und auch absegnet. Doch Ana ist neugierig und findet schnell Hinweise, dass es noch mehr als den bisher angenommen Raubmord geben könnte.

Ana und Castro, trotz ihrer sehr unterschiedlichen Charaktere doch ein ziemlich harmonisches Ermittlerpaar und nachvollziehbare Protagonisten, sind natürlich nicht die einzigen Figuren in diesem Roman. Hinzu kommen beispielsweise noch Beatriz, die Sprachwissenschaftlerin, Pablo, der junge Anwalt, und Grau, sein Chef. Dazu deren Familien, die hier und da immer mal wieder auftauchen. Durch diese Personenvielfalt (die natürlich noch viel größer ist, die ich hier aber nicht alle namentlich nennen kann) wird diese Geschichte unglaublich plastisch und atmosphärisch. Die Franco-Zeit kommt durch viele einzelne Schicksale besser zur Geltung als es einfach Beschreibungen dieser Zeit tun könnten. Jeder kennt jemanden oder ist selbst jemand, der schon unter dem Regime zu leiden hatte. Jeder muss sich deshalb irgendwie auf seine ganz persönliche Weise durchkämpfen - und oft genug die Klappe halten und bloß das tun, was verlangt wird. Dies wird für Ana und ihre Mitstreiter besonders schwierig, als immer mehr Hinweise auftauchen, die verlangen, gehört zu werden..

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es war ruhig und das war gut so, denn es eben ist kein klassischer Kriminalroman oder gar ein Thriller. Der Kriminalfall spielt zwar eine große Rolle, doch sind die Porträts der Personen in dieser Zeit ein ebenso großer Bestandteil. Für mein Empfinden entsteht so ein sehr ehrliches Bild dieser Zeit.